XXXVII. Von unterschiedenem Licht bey Nacht.

[566] Es giebt unterschiedene natürliche Dinge, die aus gerechten Ursachen zu entstehen pflegen, worüber die unwissende und aberglaubige[566] Leute viel seltsames urtheilen: von derer etlichen wir allhier in diesem Capitel mit wenigem gedencken wollen. Unter diese gehören auch die Irrwische und fliegende Drachen /davon wir bereits oben gehandelt haben, anjetzo kommen bey uns für, die Stellæ cadentes, fallende Stern, oder Stern-Schnupffen: wiewohl allhier nicht die Meynung ist, daß sich die Stern schneutzen / oder von ihrer Unreinigkeit säubern solten / noch weniger, wie vormahls Epicurus geglaubet, als wann sie dafür hielten, daß jemahls ein rechter Stern vom Himmel gefallen, welches der allmächtige Schöpfer wohl zu verhüten weiß. Dann wann einer auch der kleineste Stern vom Firmament fallen solte, würde derselbe den gantzen Erdboben bedecken.1 Inmassen M. Voygt in seinem neu-vermehrten Physicalischen Zeitvertreiber in der 73. Frage / also davon schreibet: Es ist ein naturliches Ding, so zwar nicht am Himmel, sondern in der Lufft entstehet; Anfangs sammlet sich in dem dunstigen Lufft-Revier eine ziemliche Menge von zähen, dürren und schweffelichten Materien: dieselbe wurckt in einander in dem kalten Lufft-Revier, bis daß der subtile Schweffel sich entzündet, so bekommet solche Materie einen Stoß, welcher unterwärts treibet.2 Die Ursache ist, dieweil solche subitle[567] Materie die wärmesten Spiritus ober sich hat, welche am ersten angesteckt werden. Indem nun der Brand fürhanden, und die Materie in der Bewegung ist wegen des ersten feurigen Anstosses, entgehen die verzehrten schwefelichten Spiritus und wird solcher Mischmasch schwerer und schwerer, dannenhero es natürlicher Weise nach der Erden fället; und scheinet solches einem schiessenden Stern gleich, welche Figur es von dem Sterne empfangen, darunter es sich versammlet. Wann diese Materie auf den Erdboden gefallen, so siehet solche schwartzgrau, ist schmierig und schlüpffrig wie Frösch-Läich anzugreiffen.

Ferner finden sich auch die Johannis-Würmlein /welche sich um Johannis-Zeit des Abends in den Gärten sehen lassen und umher fliegen, welche die einfältige Leute auch fürchtend machen, weil sie des Nachts leuchten.3 Wiewohl auch ander solche Gewürm gefunden werden, so keine Flügel haben, von derer Ursprung schreibet Maurer in observat. Curios. Physic. Part 1. p.m. 940. also: Ich will erzehlen, was ich in Pohlen davon vernommen, allwo mir auf einer Reise, einer, so derselben Land-Art kündig, und lange Zeit in Zamosc, in Reussen gewesen, ein Kraut weisete, gegen das Ende des Junii, mit Vermelden, dasselbe bekäme[568] käme um diese Zeit rothe Beeren, wie Johannis-Träubel an seiner Wurtzel, derer gebrauchen sich die Reussen, das Leder damit roth zu färben, welches er selbst gethan, und würden die Beeren also zugerichtet: Man müsse sie um Johannis-Zeit von dem Kraut abreissen, und in einem wohlvermacheten Hafen in einen Back-Ofen setzen, daß sie geschwind dürre würden; Denn wenn sie in der Wärme stehen blieben und fauleten, so wüchsen die gläntzende Würmlein daraus, die bey Nacht einen solchen Schein von sich geben: und sey es ihm einsmahls selbst widerfahren, daß er den Hafen nicht wohl vermacht gehabt, noch auch starck genug gedörret, sondern über anderer Arbeit vergessen, und im Back-Ofen stehen lassen; als er nun, und zwar des Morgens für Tage, darzu kommen, wäre der Ofen voll gläntzender Würmlein gewesen, im Hafen aber hätte er nichts gefunden als leere Hülsen, und fliegen diese Würmlein auch an dem Kraut selbst aus den Beerlein heraus, wann solches über die Zeit stehet, wie wir denn unterschiedene Pflantzen ausgezogen, und daran solche rothe leere Hülsen gefunden, von denen er sagete, daß die Würmlein schon heraus gekrochen wären.4 Und war dieses Kraut das eigentliche Gramen cocciferum. Es vermeldete mir auch gedachter Freund, daß von diesem Würmlein auf Pohlnisch der Monat Junius[569] den Nahmen habe, und Ezervviec Miesiac genannt würde; dann Ezervv heisse ein Würmlein, und Ezervvony roth. Diese geflügelte Johannis-Würmlein haben einen Bauch voll Ringlein, an dessen äussersten Ende zwey Tröpflein zu finden, so durchsichtig sind wie Feuer: doch mit einer etwas grünlicht oder blaulichten Farbe vermischet, wie etwa die Schwefel-Flammen zu seyn pflegen, und siehet man alsdann solchen Glantz am meisten, wann sie den Bauch zusammen drücken, und sich diese durchsichtige Feuchtigkeit gegen das Ende des Bauchs hinbegiebet. So aber das Würmlein auf dem Rücken lieget, und die Brust oder den Bauch vielmehr in die Höhe kehret, so leuchtet er wie ein Feuer, welches Plinius nicht recht scheinet betrachtet zu haben, mit allen denjenigen, so ihm folgen, wann er spricht: das Johannis-Würmlein fange an zu leuchten, sobald es die Flügel voneinander thuet, und wenn es dieselben wieder zusammen leget, werde es wieder dunckel. Dann als ich mich in Malta aufhielt, und daselbst eine grosse Menge solcher gläntzenden Würmlein antraff, sammlete ich derselben eine grosse Anzahl zusammen, damit ich ihre Natur recht betrachten und genau nachforschen könte, wo doch eigentlich dieses helle Licht herkäme; und da befand ich, daß dieses Thierlein[570] die gedachte leuchtende Materie durch eine freywillige Bewegung bald zurück ziehen, bald heraus lassen könne, nachdem es vermeinet einen Freund oder Feind vor sich zu haben; dann wann man es zopffte oder plagete, zog es das Licht in sich zurück, und über eine kleine Weile ließ es dasselbe wieder hervor, und zwar am allermeisten, wann man viel solche Würmlein zusammen suchete, also daß es schien mit dem Glantz seines Lichtes zu prahlen, als wolte es gleichsam gern haben, daß man es anschauen solte. Es ist aber nicht zu urtheilen, daß die Natur so ein wunderliches Licht umsonst hervor gebracht, denn erstlich gibt es dem Bauer-Volck zu erkennen, daß nunmehr die Gerste reiff sey, (in den warmen Ländern) und man die letzte Saat mit Hirse und Heydekorn thun könne, wie solches Plinius gar zierlich mit anführet, auch Baptista Mantuanus, ihrer auf solche Weise gedencket. Weil aber dieses Würmlein von vielerley Thieren zur Speise gesuchet wird, so scheinets, als habe die Natur keinen andern Schutz darwider verliehen; denn mit dieser feurigen Fackel /die etliche nicht leiden können, schröcket es gleichsam seine Feinde ab, als wie mit einem Schilde, indeme sie vermeynen, es sey ein Feuer, und derowegen aufhören, ihme nachzustellen.

Man siehet auch an den Fischen / weil sich solche in einem sehr kalten Element aufhalten,[571] wie ihnen die Natur so harte und schleimigte Schuppen gegeben, voller irdischen Theile, daß sie eine feurige Krafft an sich haben, dero natürliche Wärme zu stärcken und zu erhalten.5 Es lehret auch die Erfahrung, daß die meisten Fische, sonderlich aber der Hecht / die Kresse /der fischende Frosch / und denn auch die Auster-Arten / und was Schalen hat, samt andern See-Geschlechten, die Krafft haben, im Finstern zu leuchten; wie dann die Austern, wann sie an einem finstern Ort liegen und verfaulet sind, bisweilen ein solches Licht von sich geben, daß mancher, der die Ursache nicht weiß, solches für ein Wunder halten solte: Es gibt auch Meer-Datteln, eine Art von Austern, die, wann man sie nur mit den Händen reibet, gleichsam gantze Funcken von sich spritzen, wie ich in Malta / Sicilien / Calabrien und an der Genuesischen See-Küste /nicht ohne Verwunderung bey den Fischern gesehen.

Es schreibt auch Hiera, daß in Neu-Hispanien auf den Gebürgen Quantimata, eine Art von Raupen gefunden werden, welche wegen eines erschröcklichen Giffts niemand anrühren darff, dieselbe aber leuchten an ihrem Bauch mit einem natürlichen Licht, wie eine Lampe /[572] und warnen gleichsam die Reisenden, daß sie sich auf alle Möglichkeit vorsehen, diesen schädlichen Glantz nicht anzurühren.6

Wir wollen hier noch etwas mehrers von solchen leuchtenden Thieren handlen; In America um Mexico, sollen eine Art Schlangen gefunden werden, so Arms dick, und bey vier Ellen lang seyn, die geben bey der Nacht einen feurigen leuchtenden Schein von sich; so hat es auch auf den Antilen-Insuln in America eine Art gläntzender Fliegen / welche die Indianer Coucoujou nennen, die sind in Grösse eines Käfers, braun von Farb, mit zween dicken Flügeln, allda steckt eine gläntzende Klarheit, so im Dunckeln leuchtet, beynahe wie ein brennendes Licht; nicht weniger funckeln auch ihre Augen, wie zwey Lichtlein.7 Sie leben vom Thau der Blumen; wann sie gefangen werden, verbergen sie solchen Glantz, ausser, was aus den Augen leuchtet. Die Indianer / wann sie bey Nacht-Zeit reisen, binden solche in ihre Hände und Füsse, daß sie ihnen an statt einer Laternen dienen. Etliche beschmieren mit der aus ihnen gepresseten Feuchtigkeit an ihren Fest-Tägen, die sie bey Nacht-Zeit und im Dunckeln halten, die Brust und das Angesicht damit, davon schimmern sie, als wann sie in einer Glut stünden: man fähet sie vermittelst eines angezündeten Holtzes, das in der Lufft umher[573] geschwandet wird, gegen demselben stiegen sie an, und werden alsdann niedergeschlagen, aber aller Glantz und Licht verlöschet, wann sie von sich selbst sterben. Vid. Dappers Africa.


Es gibt auch Arten von Muscheln / welche Pholades und Solenes, von etlichen Dactyli, von andern Capulenzæ, und von noch andern Canales oder Rin nen-Muscheln genannt werden, welche von einem gesaltzenen Wasser ihr Leben haben.8 Diese hat die Natur mit einer so leuchtenden Feuchtigkeit begabet, daß sie, wie ich offt in der Erfahrung befunden, im Finstern nicht anders erscheinen, als ein Feuer. Derer gedencket auch Plinius mit diesen Worten: Den Muscheln, Solenes genannt, hat die Natur dieses verliehen, daß sie im Finstern, wann sonst kein Licht fürhanden, einen andern Schein von sich geben, sogar, daß diese ihre Feuchtigkeit, wann sie erreget wird, auch ein Licht von sich gibt, in dem Munde derer, die sie essen, oder die sie in Händen haben, ja, daß auch die davon fallende Tropffen auf der Erde und an den Kleidern Licht von sich geben. Und in Wahrheit, einer, der es nicht gesehen, wird sich kaum bewegen lassen solches zu glauben. Ich aber habe in der That befunden, daß es dem also sey; denn wenn man die Feuchtigkeit davon mit einem Spreng-Wedel in die finstre Lufft hinsprenget, so siehet es[574] nicht anders, als wann ein feuriger Regen herab fiele, also, daß einem die Hände, die Kleider, und wo dieser leuchtende Schein kleben bleibet, nicht anders gläntzen und schimmern, als wäre alles voller Funcken und Flammen. Ja, man kan es niemand besser einbilden, als wann jemand gesehen, wie von brennendem Speck die feurigen Tropffen herab fallen. Rondiletius saget: Die Ursache dieses Glantzes stecke in dem schleimigen Safft dieser Muscheln: wir halten aber dafür, die Ursach dieses Lichts sey zu suchen in der durchsichtigen, zähen, schleimigen Feuchtigkeit, so von ihrer eigenen Natur gläntzend ist, und von der Natur diesen Thieren zum gewissen Zweck gegeben worden.

Noch kommet für ein Meer-Wunder, welches, ob es schon unter allen Blutlosen Thieren das allergeringst und schlechteste ist, dennoch wegen seines angebohrnen Lichts nicht wenig Vortrefflichkeit an sich hat: dieses heissen etliche die Meer-Lunge / andere die Meer-Nessel / weil es denen, so in der See schwimmen, die Schaam-Glieder und Hände wunderbarlich brennet und erhitzet: dieses Thieres oder Thier-Gewächses Feuchtigkeit hab ich befunden, der Feuchtigkeit der Dattel-Muscheln, so gleich zu seyn, daß schier mit einem kan alles ausgerichtet werden, was mit dem andern.9 Doch ist dieses sonderlich zu verwundern, daß, wann[575] die Feuchtigkeit von dieser Meer-Lunge auf schwartze Stecken oder andere Sachen gestrichen wird, dieselbe im Finstern nicht anders als wie ein Feuer schimmert und funckelt, welches ich das erstemahl zu Martgoe, bey Marsille, in Franckreich / wahrgenommen, und hernach auch bey dem Belloneo also befunden, welcher auch spricht, daß Ruthen und Stecken, so damit beschmieret werden, des Nachts nicht anders leuchteten, als brennende Fackeln, daraus hab ich geschlossen, daß fast in allen Fischen eine gewisse Spuhr zu finden sey, von solcher Feuchtigkeit, die ihre eigen angebohren Licht hat, sonderlich in den weichen Schalen- und Krusten habenden Fisch-Arten.

Man hat auch unlängst in der Gegend um Bononia eine Berg-Art gefunden, wie ein Stein, der, wann er auf eine gewisse Art zugerichtet, und an die Sonne geleget wird, derselben Strahlen dergestalt in sich sauget, und so vest in sich einverleibet, daß, wann er hernach an einem finstern Ort, aus der Schachtel heraus genommen wird, er das angenommene und behaltene Licht nicht anders, als eine glüende Kohle, mit Verwunderung derer, die es sehen, wieder von sich strahlet.10 Von diesem Stein entstehen vielerley Meynungen; etliche, weil sie gesehen, daß sich das Licht in eine Schachtel einsperren lässet, und an ein finster Ort tragen,[576] auch daselbst zu erhalten ist, ohne Gegenwart des leuchtenden Cörpers, halten dafür, das Licht sey ein Cörper, welches den gemeinen Meynungen der Schulen- und Natur-Kündiger gantz zuwider ist; und der Stein ziehet das Licht auf eben solche Weise an sich, wie das Stein-Oel Naphtha genannt, das Feur, und der Magnet das Eisen etc.

Ist demnach gewiß, daß alle Dinge, welche des Nachts feurig erscheinen, bey dem gemeinen und unerfahrnen Volck für gläntzende und feurige Gespenst, und lauter Teuffels-Werck gehalten werden. Scaliger exerc. 174. meldet von einem Calabrischen Pferde /daß es Funcken von sich geben / wann es im Finstern gestriegelt worden. Auch siehet man es fast an allen Katzen, wann man solche auf dem Rucken im Finstern, am warmen Ofen, die Haar aufwärts streichet, wie solche Funcken von sich spritzen. Thomas Bartholinus hat mit seinem Bruder Caspar 1641. zu Mompellier hellgläntzendes Rind- und Lammfleisch gesehen, auf solche Gelegenheit: Im April desselbigen Jahrs kauffte eine Frau etliche Pfund Fleisch, und weil sie es nicht alsobald kochen können, so hat sie es in ihrem Hause aufgehangen; wie sie nun schlaffen gangen und ohngefehr des Nachts aufgewachet, da siehet sie das [577] aufgehenckte Fleisch hell gläntzen / des Morgens frühe breitete die Frau solches unter die Nachbarn aus, da lieffen die Leut häuffig hinzu, das Fleisch zu sehen und dergleichen zu kauffen, es wurde auch ein Stück davon dem Printz Conde gebracht, welcher es etliche Stunden mit Verwunderung angeschauet. Das Licht an ihm selbst war nicht feurig, sondern weißlicht, wie der Sternen ihres, und war bald hier, bald da was, also daß es nicht überall continuirlich an einander hing, und daurete so lang, bis das Fleisch verfaulete. Olaus Magnus hat einmahls durch seine Magd einen Scorp-Fisch kauffen lassen, wie sie ihn nun abgezogen, hat sie die Haut mit dem Kopff weggeworffen. Nach etlichen Tagen ist zu Abend-Zeiten ohngefehr daselbst sein Diener vorbey gangen, und hat ein helles Licht gesehen, worüber er nicht wenig erschrocken, gehet hin und ruffet noch andere aus dem Hause darzu. Aus welchem einer ein Hertz fasset, und das Licht angegriffen, da findet er den Kopff mit der Haut des Fisches, und hebt solches bis auf den andern Tag auf, des Morgens frühe bringet er es dem Olao Wormio, der leget es in seine Studir-Stube, und findet im finstern eben dergleichen.

Zum Beschluß dieses Capitels wollen wir noch anführen, was obgedachter Autor[578] gedencket, daß sich einige unternommen, von den Feuchtigkeiten oder dem Wasser aus dem Johannis-Würmlein ein Licht zu bringen: da er also schreibt: Ich kan aber nicht unterlassen, auch etwas zu reden von dem Wunder-Dinge, so etliche zuweg bringen wollen, mit dem Wasser von dem Johannis-Würmlein; dann etliche vermischen das Wasser mit andern Feuchtigkeiten, und wollen Briefe damit schreiben, die niemand lesen kan, als bey der Nacht und im finstern: Sie wollen auch Bilder an die Wände damit mahlen, die sich mit aufgehender Sonne verliehren, bey derer Niedergang aber wieder erscheinen sollen.11 Etliche richten dieses Nachtleuchtende Wesen also zu: Sie nehmen faul Weyden-Holtz, und Johannis-Würmlein, mischen solche mit Eyerweiß unter einander, und wollen diese Mischung gebrauchen: etliche wollen aus allen faulenden Dingen, die sonst sehr weißlicht, und durchsichtig sind, ein Wasser zurichten, das in der Nacht leuchten soll. Der Porta sondert die leuchtende Materie aus dem Johannis-Würmlein heraus, reibet solche auf einem Pophir, und stellet dieselbe 14. Tage in einem Glaß in Roß-Mist. Hernach thut er etwas Queck-Silber darzu, und destillirt aus einem Kolben die Essenz davon, dieselbe, meynet er, soll man in eine gläserne Viole thun, so werden sie das[579] ganze Hauß erleuchten. Aber das sind Possen über alle Possen, denn ich kan nicht sehen, wie diese Feuchtigkeit, wann sie so offt verändert, coagulirt, figirt, circulirt, putrificirt, destillirt, und mit dem durchfressenden Queck-Silber vermischet wird, in ihrer vorigen Reinigkeit bleiben könne: diß sind nur Aufschneidereyen von Landfahrern und Quack-Salbern; ich habe, die Wahrheit dessen zu erfahren, gewißlich mit recht grossem Fleiß solches alles probirt, aber nicht einen Tropffen Feuchtigkeit oder Wassers, nicht einmahl aus fünfftzig Stücken heraus bekommen können: ja, ich habe befunden, daß dieser geringe Schleim, so bald er von den Würmlein weggenommen ist, mit sammt den Würmlein verdorre, und nicht die geringste Spur von Licht mehr übrig behalte. Auch habe ich beobachtet, daß diese Feuchtigkeit nirgends anderswo ihr Licht von sich geben, als an dem Ort, wo sie die Natur um gewisser Ursachen willen hingeordnet; also, daß sie ausser solchem ihrer Natur gemässen Ort, gantz verderbe. Wann nun diese einfältige Feuchtigkeit, nach dem sie abgesondert ist, kaum einige Würckung des Leuchtens mehr thun will, vielweniger wird sie denn thun, wann sie mit so viel Mischungen verderbet, und von ihrer ursprünglichen Natur durch so viel Verwandelung abgeführet worden. Und ist demnach alles falsch, was der Weckerus aufschneidet, wie man mit Hülff diesers[580] Nacht-leuchtenden Wassers bey Nacht-Zeit Fische fahen könne. Falsch, sage ich, ist es auch, was der Porta wider den Grund-Satz der Natur ertichtet, daß man die Häuser damit erleuchten könne. Denn weil dieses Licht, wie uns die Erfahrung gelehret, von der freywilligen Bewegung des Thiers herrühret, so muß ja folgen, wann das Thier hin ist, daß auch die Feuchtigkeit hin sey. Ein anders ist es mit den Fisch-Schuppen, und mit den faulen Stücken von Krebsen und Austern / denn aus solchen kan man schon Materie bekommen, etwas wunderbares damit auszurichten.

Marginalien

1 Stern-Schnupffen / Stellæ cadentes.


2 Was solches sey.


3 Cincindelæ, Johannes-Würmlein.


4 Was solches seyen.


5 Leuchtende Fische.


6 Raupen.


7 Leuchtende Thierlein in America.


8 Gläntzende Wasser-Thierlein.


9 Scheinende Meer-Lunge oder Meer-Nessel.


10 Licht-scheinende Steine.


11 Wie sich einige unterstanden / bey Nacht scheinendes Licht zu machen.


Quelle:
Bräuner, Johann Jacob: Physicalisch= und Historisch= Erörterte Curiositaeten. Frankfurth am Mayn 1737, S. 566-581.
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