XCVIII.

[185] Hier hab' ich gestellt noch viel beisammen,

Die Narren sind auch nach dem Namen,

Wovor doch Andre Scham bekamen.


Männer und Frauen in ausländischen Trachten stehen gemeinsam auf einer großen Narrenkappe. Dahinter erhängt sich ein Mann in jüdischer Kleidung.


Von ausländischen Narren.

Noch gibt es viel unnütze Leute,

Die tragen wüste Narrenhäute

Und sind darin verharret ganz,

Gebunden auf des Teufels Schwanz,

Und wollen nicht davon abstehn.

Vorbei will ich mit Schweigen gehn,

Will lassen sie in Narrheit bleiben,

Von ihrer Thorheit wenig schreiben.

Das sind die Mohren, Türken, Heiden,

All die, so sich vom Glauben scheiden;

Dazu kommt noch die Ketzerschul'

In Prag auf ihrem Narrenstuhl,

Die so verbreitet ihren Stand,

Daß sie jetzt hat auch Mährenland.

Wüst in die Narrenkappe treten

Sie all wie die, so anders beten

Als zu dem dreigeeinten Gott,

Denen unser Glaube ist ein Spott.[185]

Die sind für schlicht nicht anzusehn:

Sie müssen auf der Kappe stehn:

So offen ihre Narrheit ist,

Daß Jedem Tuch zur Kappe gebrist.

Hierher gehörn die Zweifel drückt

Und die des Teufels Band umstrickt:

Als thörichte Fraun und böse Weiber,

Die Kupplerinnen, Pfauentreiber

Und andre, die vor Sünde blind

Und taub in ihrer Narrheit sind.

Auch will ich derer hier gedenken,

Die selbst sich tödten oder henken

Und Kinder morden und ertränken.

Die sind Gesetz und Gebot nicht werth,

Durch Scherz und Ernst niemals belehrt,

Doch gehören sie zur Narrenzahl,

Die Narrheit gibt ihnen Kappen all.

Quelle:
Brant, Sebastian: Das Narrenschiff. Leipzig [1877], S. 185-186.
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Das Narrenschiff (Ausgabe 1877)
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Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
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