[36.]

[88] Wer vff syn eygnen synn vßflügt

Der selb zůn vogel näster stygt

Das er offt / vff der erden lygt


36. Von Eygenrichtikeit

Von Eygenrichtikeit

Der kratzet sich mit den dornen scharff

Wän duncket das er nyemans darff

Vnd meynt er sy alleyn so klůg

Vnd allen dingen witzig gnůg

Der jrrt gar dick vff ebner stroß

Vnd fürt sich jnn eyn wilttniß groß

Das er nit licht kumbt wyder heyn /

We dem der velt / vnd ist alleyn[89]

Zů kätzer synt vil worden offt

Die woltten nit / das man sie strofft

Verlossend sich vff eygne kunst

Das sie eruolgtent rům vnd gunst

Vil narren fyelen ettwann hoch

Die stygen vogelnäster noch

Vnd sůchten wäg / do keyner was

On leytter mancher nyder saß

Verahtung dick den boden rürt

Vermessenheyt vil schiff verfürt

Nyemer erfolget nutz noch ere

Wer nit mag han / das man jn lere

Die welt wolt Noe hören nye

Biß vndergingen lüt vnd vieh /

Chore wolt důn das jm nit zam

Dar vmb er mit sym volck vmb kam

Das sunder thier das frißt gar vil

Wer eygens koppfs sich bruchen will /

Der selb zertrennen vnderstat

Den rock gar offt / der do ist on nat

Wer hofft dem narren schiff entgan

Der můß des wachs jnn oren han

Das brucht Vlisses vff dem mer

Do er sach der Syrenen her

Vnd er durch wißheyt von jnn kam

Do mit eyn end jr hochfart nam


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 88-90.
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Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
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