[48.]

[ganzseitiger Holzschnitt]
[ganzseitiger Holzschnitt]

[116] [Eyn gesellen schiff]


Eyn gsellen schiff fert yetz do här /

Das ist von hantwercks lüten schwär

Von allen gwerben vnd hantyeren /

Jeder syn gschyrr důt mit jm füren

Keyn hantwerck stat me jnn sym wärdt

Es ist als überleydt / beschwärt[117]

Jeder knecht / meyster werden will

Des sint yetz aller hantwerck vil

Mancher zů meysterschafft sich kert

Der nye das hantwerck hat gelert

Eyner dem andern werckt zů leyd

Vnd tribt sich selbs dick vber die heyd

Das ers wolfeyl erzügen kan

Des můß er offt zům thor vß gan

Was dyser nit will wolfeyl gän

Do findt man sunst dryg oder zwen

Die meynen das erzügen wol

Důnt doch nit arbeyt / als man sol

Dann man hyen sudelt yetz all ding

Das man sie geben mög gering

Do by mag man nit langzyt bliben

Dür kouffen / vnd wolfeyl vertriben

Mancher eym andern macht eyn kouff

Der blibt / so er zům thor vß loufft

Vff wolfeyl gän / gat yederman

Vnd ist doch gantz keyn werschafft dran

Dann wenig kosten man dran leidt

Vnd würt als vff die yl bereydt

Das es alleyn eyn muster hab

Do mit die hantwerck gont vast ab

Mögent nit wol erneren sich

Was du nit důst / das dů doch ich

Vnd leg dar an keyn kost noch wile

Echt ich alleyn mög machen vil /

Ich selbs / das ich die worheyt sag

Mit disen narren hab vil tag

Vertriben / ee ichs hab erdicht

Noch sint sie nit recht zů gericht

Ich hett bedörfft noch lenger tag

Keyn gůt werck / yl erlyden mag

Der moler der Apelli bracht

Syn tafel / die er bald hat gmacht

Vnd sprach er hett geylt do mit

Fand er jnn bald on anttwürt nitt[118]

Er sprach / die arbeyt zeigt wol an

Das du hast wenig flyß gethon

Vnd wunder ist / das du nit vil

Der glych hast gmacht jn kurtzer wil

Keyn arbeit dett nie gůt zůr yl

Den stich es nit wol lyden mag

Zwentzig par schů / vff eynen tag

Eyn dutzen tägen vß bereytten

Vil wercken / vnd vff borg dann beitten

Vertrybt gar manchem offt das lachen

Böß zymerlüt vil spänen machen

Die murer důnt gern grosse brüch

Die schnyder důnt gar witte stich

Do würt die natt gar leittig von

Die trucker in dem brasß vmb gon

Vff eynen tag / eyn wochen lon

Verzeren / das ist jr gefert

Ir arbeyt ist doch schwer vnd hert

Mitt trucken / vnd [mit] bosselyeren

Mit setzen / strichen / corrigieren

Vff tragen / mit der schwartzen kunst

Varb brennend / jn des füres brunst

Vnd ryben die / vnd vigen spitzen /

Vil sint die lang jnn arbeyt sitzen

Machen doch nit dest besser werck

Das důt / sie sint von affenberck

Vnd hant die kunst nit baß gelert

Mancher in disem schyff gern fert

Dann es sint vil gůt bossen drynn

Die groß arbeit vnd kleynen gwynn

Hant / vnd verzeren das doch licht

Dann jnn ist wol by der wynfücht

Vff kunfftigs / hant gar wenig sorg

Wann man alleyn jnn gibt vff borg

Mancher eyn bletzschkouff machen kan

Do er nit vil gewynnet an /

Man kan yetz nüt verkouffen me

Man hab dann gott geschworen ee[119]

Vnd so man lang schwört / jn vnd vß

So wurt eyn vischerschlag dann druß

Do by merckt man das all diß welt

Sich vast des köllschen böttchen helt

Dat halff ab / ist yetz vast der schlagk

Berott dich gott / bricht keym den sack

Die hantwerck faren all do här

Noch sint vil schifflin halber lär


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 116-120.
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