|
[208] Hie kumen keller / köch / eehaltten
All die des huses sorg / důnt waltten
Die redlich jnn dem schiff důnt schaltten
Eyn böttlin erst vor vns hyn lyeff
Das fraget noch dem narren schiff
Dem goben wir versaltzen suppen
Das er dem fläschlin wol möcht luppen
Im wasß zů louffen also goch
Das fläschlin es on duren zoch
Wir wolten jm brieff geben han
Wolt es doch nit so lang still stan /[209]
Des kumen wir die straß hie schlecht
Keller / vnd köch / megde / eehalt / knecht
Die mit der kuchen sint behafft
Wir tragen all vff noch kuntschafft
Dar vß keyn duren vns bestat
Vß vnserm seckel es nit gat
Vor vß wann vnser herschafft nycht
Zů huß ist / vnd es nyeman sycht /
So schlēmen wir / vnd tabernyeren
Frömde prasser / wir mit vns heym füren
Vnd geben do gar manchen stoß
Der kannen / krusen / fleschen groß
Wa nachts die herschafft schloffen gat
Vnd rygel / tor / beschlossen hatt
So drincken wir dann nit des bösten
Wir lossen vß dem vaß / dem grösten
Do mag man es nit wol an spüren
Ans bett / wir dann eynander füren
Doch důnt wir vor zwen socken an
Das vns die herschafft nit hör gan
Vnd ob man schon hört ettwas krachen
Mann wänt die katzen důnt das machen
Vnd wenn eyn kleyn zyt vmbhar gat
So wänt der herr / das er noch hat
In sym väslin eyn gůten drunck
So macht der zappf da glunck glunck glunck
Das ist eyn zeychen dar zů / das
Gar wenig ist me jnn dem faß
Dar zů / wir dar vff flißlich achten
Wie wir zů richten vil der trachten
Do mit den glust / vnd magen reytzen
Mit kochen / syeden / broten / schweytzen /
Mit rösten / bachen / pfeffer bry
Voll zucker / wurtz / vnd spetzery
Geben wir eym eyn oxymell
Der by der stägen leidt gewell
Oder můß das von jm purgyeren
Mit Syropen / vnd mit klystieren[210]
Des achten wir gantz nütz zů mol
Dann wir ouch werden dar by vol
Vnser selbes wir nit vergessen
Das best / wir ab dem hafen essen
Dann ob wir hungers sturben schon
Man sprech / es wer von völl gethon
Der keller spricht / brot mir eyn wurst
Her koch / so lesch ich dir den durst
Der keller ist des wyns verräter
Der koch der ist des tüfels bräter /
Hye důt er gwonen by dem für
Das jm dort kumen würt zů stür /
Keller vnd köch sint seltten lär
Sie tragen vff alls by der schwär
Ins narren schiff stat all jr bgär
Do joseph jnn Egypten kam
Der fürst der köch jnn zů jm nam
Iherusalem gwann Nabursadam
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Ohnerachtet Schande und Laster an ihnen selber verächtlich / findet man doch sehr viel Menschen von so gar ungebundener Unarth / daß sie denenselben offenbar obliegen / und sich deren als einer sonderbahre Tugend rühmen: Wer seinem Nächsten durch List etwas abzwacken kan / den preisen sie / als einen listig-klugen Menschen / und dahero ist der unverschämte Diebstahl / überlistige und lose Räncke / ja gar Meuchelmord und andere grobe Laster im solchem Uberfluß eingerissen / daß man nicht Gefängnüsse genug vor solche Leute haben mag.
310 Seiten, 17.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro