[88.]

[231] Wer meynt das vns gott strofft zů vil

Das er vns plaget vnder wil

Des plag / ist nit eyn viertel myl


88. vo plag vnd strof gots

vō plag vnd strof gots

Eyn narr ist / wer für wunder heltt

Das gott der herr / yetz strafft die weltt

Vnd eyn plag schickt / der andern noch

Die wile vil krysten sygen doch

Vnd vnder dän / vil geystlich lüt

Vnd den vil vasten / gbet allzyt

Geschähen stäts on vnderloß /

Doch hör / es ist keyn wunder groß[232]

Dann du nit fyndest eynen stadt

Inn dem es yetz nit übel gat

Do nit abnäm syg / vnd gebruch /

Dar zů so ist des wisen spruch

Wan du zerbrychst / das ich dir buw

So würt vns beyden nüt dann ruw

Vnd das wir arbeit hant verlorn /

So spricht ouch sunst / der herr mit zorn

Wann jr nit haltten myn gebott

Will ich uch geben plag vnd dot

Kryeg / hunger / pestilentz / vnd dür

Hytz / ryff / keltt / hagel / tunders für

Vnd meren das / von tag zů tag

Vnd nit erhören bätt noch klag

Ob joch Moyses vnd Samuel

Mich bätt / so bin ich doch der sel

So vyndt / die nit von sünden latt

Sie můß han plag / wile ich byn gott

Man säh alleyn an jüdisch landt

Was sie durch sünd verloren hant

Wie dyck sie gott vertriben hatt

Durch sünden / vß der heyligen statt

Die krysten hant das ouch verloren

Do sie verdienten gottes zorn

Myn sorg ist / wir verlyeren me

Vnd das es vns noch übler gee


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 231-233.
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