Zweiter Auftritt.

[66] Gomez, Graf Otto zu seiner Linken. Die Jäger zurückstehend.


OTTO UND CHOR DER JÄGER noch außerhalb.

Nur froh vertraut

Der Hunde Laut,

Es winkt die Hoffnungsbahn!


Sie treten auf.


Hier muß er sein;

Bei Fackelschein

Empor, hinauf, hinan!

GOMEZ zeigt nach rechts.

Ihr suchet jenes Rosses Herrn?

Wohl gäb' ich Kunde euch gar gern:

Er stieg den Felsensteig hinan,

Die Hunde zeigen's deutlich an.

OTTO UND CHOR DER JÄGER.

Ihm nach, ihm nach, ihm nach, den Pfad hinan!

Der Hunde Spur zeigt uns die Bahn.


Sie wollen nach rechts fort.


GOMEZ.

Haltet ein! Haltet ein!

Vergebens nur wär' euer Wagen.


Er zeigt nach links.


Ihr möget links den Berg umjagen,

Bis ein verfallnes Maurenschloß ihr seht,

Indessen ich, des Weges kundig,

Der Jugendkraft mein Leben anvertrau'.

Bei jenem Schlosse finden wir uns wieder

Und wohl auch den Gefährten, den so heiß ihr sucht.

OTTO UND CHOR DER JÄGER.

Mag dein Fuß dich sicher tragen,

Denn das Höchste mußt du wagen;

Deiner Treue schönsten Lohn

Findest du am Herrscherthron.

GOMEZ.

Kühn will ich der Kraft vertrauen

Und auf Gottes Hilfe bauen;[66]

Durch den wilden Felsenforst

Rasch empor zum Adlerhorst.

OTTO UND CHOR DER JÄGER.

Mag dein Fuß dich sicher tragen,

Denn das Höchste mußt du wagen;

Deiner Treue schönsten Lohn

Findest du am Herrscherthron.

GOMEZ.

Durch die Klüfte will ich dringen,

Dem Verirrten Rettung bringen;

Dann zu des Regenten Thron!

Gabriele sei mein Lohn.

Otto eilt mit den Jägern ab nach links.

Gomez entfernt sich nach rechts.

Nr. 14. Verwandlungsmusik.

Verwandlung.

Der Vorhang hebt sich im achtzehnten Takte.

[67] Das Innere der Ruine des alten Maurenschlosses.

Hufeisenförmige Bogen mit dünnen Säulen; Stukkaturarbeit, goldne, den arabischen Buchstaben ähnliche Züge auf hellblauem Grunde sind noch hier und da zu sehen; an andern Stellen ist der Kalk abgefallen, manches wie von Feuer geschwärzt, die Fenster bloß mit Gittern verwahrt. In der Mitte ein sehr hohes Thor, mit einem Holzgitter bis zur halben Höhe, wohindurch ein Felsengebirg mit dem bewölkten Mond sichtbar ist; am Holzgitter ein Riegel. Rechts ein Turm mit einem Fenster hoch oben; weiter nach vorn über eine verfallene Treppe hinab. Links ein Fenster. Zur Linken ein Lager mit Schilfmatten und ein Tisch.

Der Mond scheint über dem Gitter herein, anfänglich von finstern Wolken umzogen, die sich

nach und nach verziehen.


Quelle:
Conradin Kreutzer: Das Nachtlager von Granada. Leipzig [o. J.], S. 66-68.
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