Fünfter Auftritt


[171] Der Mittelvorhang fällt; Stube in Valerios Wohnung.


VALERIA tritt auf. Ich gehe herum, und hin und her, und mache mir allerlei weis, Ponce kömmt nicht – ich fasse Mut und will stolz sein, aber immer sieht es aus wie Hoffnung und Trost – Ponce liebt mich nicht, er hat es selbst gesagt, – es tut mir leid, auch möchte ich ihm helfen. – Wenn ich wüßte, wen er liebte, – Sie sieht sein Bild an. ich konnte ihm den träumerischen Zug nicht nehmen, und mir hat er ihn gegeben. Sie hört Schritte auf der Treppe. Das ist er, ich will es ihm freundlich sagen. Der Türe hinaus. Komme nur herein, ich bin aber böse auf dich.

AQUILAR tritt ein. Es tut mir leid, daß du nicht böse auf mich bist, weil ich Ponce nicht bin, den du erwartetest.

VALERIA. Ich bin böse auf mich, daß ich so voreilig bin, und auf Euch war ich es schon lange, seit Ihr das Leben zweier Menschen wagtet, da Ihr Euch mit Porporino schlugt.

AQUILAR. Ich wagte für dich und Ponce.

VALERIA. Um einen von uns – ich hätte Euch gedankt; aber um uns beide steht schon ein anderes auf dem Spiele, das meinige.

AQUILAR. Es ist gut, liebe Valeria, daß du so frühe einsiehst, wie Ponce nur spielte.

VALERIA. So frühe? – O Ritter, seid ihr ein Bote von ihm, so sagt mir schnell seinen Auftrag; dann verlaßt mich, ich habe Euch nun einmal nicht mehr lieb; Ponce liebe ich mit Schmerz, und alles, was er tut ich werde es belohnen, das ist der Liebe Wesen und ihr Sieg. Euch liebte ich nie – auch wird es Euch reuen, Porporino zum Feinde zu haben. Wißt, er ist wieder hier.

AQUILAR. Wieder hier? Desto besser, so ist er noch nicht zum Helden geworden. Doch ich komme dir nicht zur guten Stunde, Ponce hat mich eigentlich nicht geschickt, denn er tut nichts eigentlich; aber sieh, er hat sich in Isidora, Felix' Schwester, verliebt, und in ein Brustbild. Ich kam, um dich zu trösten, und wenn er dich nicht liebt – dich um einen Kuß zu bitten – Er umfaßt sie.[171]

VALERIA. Laß mich, Ritter; ist dies mein Ruf? Wehrt sich. Arme Valeria, armer Porporino!

AQUILAR. Aus Ruf wird bald Beruf. Sie sträubt sich stets.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 171-172.
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