Fünfter Auftritt


[196] Melanie und die Vorigen.


MELANIE. Woher des Landes, kleine Sängerin?

VALERIA. Ich habe keine Herrschaft mehr, und biete Euch meine Dienste an; ich heiße Flammetta.

VALERIO. Nehmt das Kind an, Fräulein, sie erquickt uns alle mit ihrem artigen Wesen. Eure Tante, ich kenne sie, ist eine gute Dame, und wird sich ihrer freuen.

VALERIA. Ich kann singen und tanzen, auch nähen und sticken, und will Euch recht schön putzen.

ISIDORA. Wenn du nur singst, so ists schon gut. Bleibe nur bei uns.

MELANIE. Bleibe, Lohn können wir nicht geben, aber du kannst mit uns teilen.

ISIDORA. Ja, du kannst alles teilen.

VALERIA vor sich. Ponce, Ponce.

MELANIE. Tanze auch ein wenig, dann tanze ich mit.[196]

VALERIA. Gleich, ich singe mein Lied nur aus, am Ende gehört ohnedies der Tanz dazu.


Ich kann es wohl begreifen,

Sieh nicht so vor dich hin,

So wirst du wohl begreifen,

Daß ich dein Liebchen bin.


So laß uns tanzen, springen

Im kühlen, grünen Wald,

Die Töne laß erklingen,

Daß alles freudig schallt,


Tur, lu, tu, tu, tur, lu, tu, tu,

Wir leben und schweben auf du und du,

Und wenn es nicht mein Liebchen wär,

Ei, so begriff ichs wohl nimmermehr.


Melanie tanzt am Ende des Liedes mit ihr


ISIDORA. Schön, recht schön, aber komme herauf, liebe Melanie, ich höre die Glocken von Maultieren, unsre Tante kömmt wohl. Zieht sich zurück.

MELANIE geht nach dem Tor. Je, da ist die Türe zugefahren; habt Ihr den Schlüssel, Hausmeister?

VALERIO. Nein, er ist drinne.

MELANIE. Isidora, Isidora, wirf mir den Schlüssel herunter!

ISIDORA am Fenster. Sie kömmt, ich sehe sie an dem Ende der Allee, ich suche den Schlüssel.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 4, München [1963–1968], S. 196-197.
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