Swart Ilsch

[342] Se segg', wat ick vun de Taters stamm,

se hadd'n achter'n Tun mi funn'n

vör sößtig Johr bi den Knüppeldamm

tonacht in de Nijohrsstunn.


Weck segg', ick heww in'n Lif keen Hart,

un weck, ick heww keen Seel;

min Hoor dat is so gnäterswart,

un min Hut so rug un gäl.


All segg se dat: min Hasenschort

de hett mi Satan küßt,

un min Pirfot makt dat apenbor,

wat 'ne Hex ick wäsen müßt.


Un geiht in Hus un Hoff dat slicht,

denn wir Swart Ilsch nich wit;

un wu een Kind de Bräuhost kriggt,

dat böd Swart Ilsch de Tit.


Un wenn nah't oll god Recht dat güng,

wat de oll god Tit se nennt,

wu dat Amt sick noch de Hexen füng,

denn hadd ick lang all brennt.


Un kam ick wu een Dör vörbi,

denn schellt mi olt un jung –

mit Steen dor smiten de Gören nah mi

un stäken ut de Tung.


Hür! wu de Meigers un Binners schimp',

wat ick hier Ohren läs' –

un ick heww noch nümms keen Hoor nich krümmt,

un ick meen mit nümms dat bös!
[343]

Mi steiht dat Hart, min Blot dat früst,

mi gräst dat in min Seel,

as ob'ck mi sülst verfluchen müßt,

as hadd'ck an Gott keen Deel.


Ick weet, dat möt wu schräben stahn,

vun 'ne Witfru ward't vertellt,

de is ok Ohren sammeln gahn

up sonn grot Weitenfeld;


dunn is de Herr vun't Feld dor kam',

de seg ehr an ehr Not,

de hett se in sin Haus upnam' –

Un dunn würr allens got.


Een'n grot un mächtig Mann kenn ick,

dor's ümmer Aust bi den,

un mit sin Seiß dor meigt he sick

sin Kurn mit eegen Hänn'n.


Ick wull, he gew mi nu Gehür.

Ick güng girn mit em lank –

makt he ok man an de Kirchhoffmür

mi'n Lock mank't Nettel mank.


Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 342-344.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Naubert, Benedikte

Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon