Wu de Dütsche sick trösten don deit

[340] Wu bös un slicht to laben

de heel oll Welt mi dücht,

holl du din'n Kopp man baben!

dat is nich heel so slicht.

Un kümmt dat ok mit Hupen

un gütt't as ut 'ne Bütt –

denk nich glik an't Versupen,

denn wuans is dat nütt?


Een Trost möt ümmer bliwen,

de is bi allens bi,

de Grappen to verdriwen,

min Sœhn, den mark du di!

De helpt dörch Sump un Pütt weg,

släpt œwer Sorg un Pin

grot vörnähm Lüd un lütt weg:

Dat künn väl leger sin!


De een frigt sick'n Draken,

sonn dœmlich Schuchtel ran,

de nich mal Grütt kann kaken,

keen Koh nich melken kann;

ehr Kätels stött s' un Schapens,

ehr Pött smitt se intwei,

verbrennt ehr isern Grapens

un frett un drinkt för drei;
[340]

mein Jes', wat's dat för'n Bullern!

Mein Gott nee ja, wat'n Wif!

Ehr Oll de treckt sin Schullern

un höllt sin Uhren stif;

he löppt in'n Acker rümmer:

»Nee, ick verdrög dat slicht –

dat tröst't mi man noch ümmer,

dat se keen Kinner kriggt!«


Den annern sin lett döpen,

all Johr sit elben Johr –

dat is jo tüm Versöpen,

tüm Telgen is't, nich wohr?

He œwerst säd bi't Ägen

to sin'n Feldnahwer: »Fründ,

dat's noch'n Glück vun wägen,

dat dat keen Twäschens sünd!«


Dor hett sick wen de Knaken,

as ut dat Fack he schöt,

to Matsch un Maus tebraken –

he brök sick beid sin Föt;

doch weet he sick to faten:

»Dat ick nich furtst dat Knick

mi uppe Städ afschaten,

dat is een wohres Glück!«


Noch een de hadd'n Jungen,

de stöhl un schulenlöp;

de wir in't Water sprungen

bi't Swemmen un versöp.

De Oll is ganz bedrapen,

doch fött he sick un röppt:

»Je, wir he nich versapen,

se hadd'n em sacht noch köppt!«


Quelle:
John Brinckman: Vagel Grip. Rostock 1976, S. 340-341.
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