Den Fürsichtigen / Ersamen vnd Weisen Herrn N. Bürgermeister / Richter vnd Rat der Stad Steyr / Meinen gebietenden günstigen lieben Herrn etc.

[3] Es hat vns der Ewige / Allmechtige vnd Barmhertzige Gott / zu diesen letzten zeiten / nach langwirigen vnd gar erschrecklichen Finsternissen / des leidigen Bapstumbs / nicht allein das ware vnd helle Liecht des Euangelij / gnediglich widerumb scheinen lassen: sondern auch zu erweiterung vnd ausbreitung desselbigen / solche Lerer geschicket / vnd mit des heiligen Geistes gaben gezieret vnd gesalbet / dergleichen warhafftig / seit der Apostel zeiten vnd erst anfahenden Kirchen / im newen Testament nie gewesen sein. Daraus denn nu durch Gottes gnedige versehung erfolget /das man die reine / ware / vnd allein seligmachende Lere / aus den höchsten vnd fürnemsten sprachen / nit allein in vnser Deudsche / sondern auch in viel andere / auslendische vnd frembde gebracht hat. So sind auch nicht allein die gewönlichen[3] Euangelia / so man durchs gantze Jar der gemeine Gottes erkleret vnd ausleget / sondern auch die fürnemsten Psalmen des Königlichen Propheten Dauids / in die aller schönsten vnd tröstlichsten Melodias / durch geistreiche / vnd von Gott hochbegabte Dichter gestellet. Zu diesem /sein auch die schönsten / vnd fürnemsten Biblische Historien / in artliche Comedien vnd Tragedien verfasset / darinnen die wunderlichen Wercke vnd thaten Gottes / die er von anfang in seiner Kirchẽ / geübet und bewiesen / mit jren lebendigen vnd natürlichen Farben / entworffen vnd abgemalet / den gemeinen Leyen / sonderlich der lieben Christlichẽ jugent /gleich als in einẽ Spiegel / für die augen gestellet werden. Das also die reine Lere des heiligen Euangelij /mit predigen / schreiben / lesen / singen / spielen /nicht allein in Christlichen Kirchen vnd Schulen /sondern auch in fromer Gottfürchtiger Eheleute behausungen / schier in der gantzen weiten Welt (Gott lob) getrieben wird. Für solche vnaussprechliche / vns von Gott erzeigte wolthat / sollen wir uns billich / ein jeder seinem stande vnd beruff nach / zu rechter warer danck(b)arkeit / gegen jm / vnsern ewigen Himlischen Vater / beuleissen vnd vben / damit sein Göttlicher Name / wirdiglichen / vnd mit höchsten ehren bey vns Christen / seinen zukünfftigen Erben / geheiliget werde. Zu welchem denn er vns sein gnade / vmb vnsers lieben Herrn Ihesu Christi willen / miltiglichen / vnd Veterlichen wölle verleihen vnd mitteilen. So viel mein Person / Ampt vnd Vocation belanget /habe ich diese zeit her /[4] die ich in E. F. W. Schuldiensten zugebracht / meinem lieben Gott / zu lob / ehr vnd danck anders nichts erzeigen können / denn das ich jerlich nach gelegenheit der zeit / neben andern meinen laboribus / eine Biblische Historiam für die hand genomen / vnd dieselbig der lieben jugent / zu guter Christlicher anweisung / spielweis gestellet /vnd als denn / altem gebrauch nach / mit E. F. W. günstiger bewilligung / öffentlich gehalten habe.

Vnd wiewol ich mich an andern wolgestelten Comedien vnd Tragedien / von sinnreichen vnd hochbegabten Leuten / durch den Druck ausgegangen / wol hette mögen benügen lassen / vnd diese meine vieleicht vnnotwendige arbeit / ersparet / vnd die zeit in ander weg zugebracht: So hat mich doch warhafftich auch dieses dazu verursachet / da mit ich mich selbs /in vleissiger betrachtung Biblischer Historien / zu inbrünstiger anruffung vnd danck sagung Gottes / die sonst liederlich / wo man nicht jeder zeit / in Christlicher vbung erfunden wird / erkalten / ermunteret vnd auffwecket.


Denn mir gar nicht zweiuelt / es werden mir hierinnen alle die jenigen / so mit dergleichen Exercitijs vmbgehen / gern beyfallen vnd zeugnis geben / das sie durch vleissige contemplation vnd nachdenckung der wünderlichen Geschichten / so vns in Göttlicher heiliger Schrifft / durch die Propheten / Christum vnd Aposteln / sein befohlen vnd vbergeben worden / allerley Affectus vnd bewegungen / beide zu leid vñ freud / zu erschreckung vnd[5] tröstung / in den hertzen erheben / vnd den Menschen billich / als von Gott eingepflantzte stimuli / zu newen Tugenden / vnd Gott wolgefelligem gehorsam antreiben sollen. Bin demnach guter hoffnung vnd zuuersicht / es werde ein jeder guthertziger Leser / von diesem oder andern meinen Spielen / Christlich vnd glimpfflich iudicirn /vnd mich vmb jtzt erzelter vrsachen willen / die mich bisher zu dieser Schulübung angetrieben / gutwilliglich / wo seinem Judicio nicht in allem gnug beschehe / entschüldigt haben. E. F. W. aber meinen gebietenden / günstigen lieben Herrn / habe ichs darumb dedicirn vnd zuschreiben wöllen / das ichs derselbigen jugent / anfenglich zu danck gestellet vnd gehalten habe / vnd das ich also mein danckbar gemüte /für alle bisher / an mich vnd die gantze Schul angelegte wolthaten erzeigte. Bitte derwegen E. F. W. meine gebietende günstige liebe Herrn / wöllen diese klein vnd geringschetzige arbeit / im besten erkennen vnd auffnemen / bis so lang ich / durch verleihung Göttlicher gnaden / mit etwa höhern vñ ansehlicherm mein schüldige danckbarkeit vnd geneigten willen /erkleren möge. Der ewige / allmechtige vnd barmhertzige Gott wölle E. F. W. in seinem Veterlichen schutz / langwirig erhalten / glückselige Regierung des gemeinen nutzes / gnediglich verleihẽ / vnd vmb seines lieben Sons / vnsers Herrn Ihesu Christi willen / die reine Lere des heiligen Euangelij / von dieser Stad nit auffheben / damit jm auch an diesem ort / ein ewige Kirche / durch das heilige Predigampt / gesamlet werde / die jn hernach / sampt[6] seinen lieben Son /vnsern Herrn vnd Heiland Ihesu Christo / vnd den heiligẽ Geist / in alle ewigkeit / ehre / lobe vnd preise / Amen.


Datum Steyr / am heiligen

Christage / Anno

1566.


E. F. W.

Dienstwilliger

Magister Thomas

Brunner.

Quelle:
Thomas Brunner: Jacob und seine zwölf Söhne. Halle a.d.S. 1928, S. 3-7.
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