Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

[382] In einem Baumstamm, unten hohl,

Da sitzt der Has und fühlt sich wohl.


Ein Igel, dem der Ort gefiel,

Möcht auch hinein, weil's draußen kühl.


Der Hase, voller Gütigkeit,

Macht höflich Platz und rückt beiseit.


Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

Doch kaum ist er beiseit gerückt,

Fühlt er bereits, daß ihn was prickt.
[382]

Und plötzlich so geprickelt hat's,

Er muß heraus mit einem Satz.


Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

Oh, unverschämtes Stacheltier!

Aha, der Fuchs ist auch schon hier.


Zwar gleich macht sich der Igel dick

Und zieht sich in sich selbst zurück.


Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

Der Fuchs, der gern den Igel frißt,

Weiß aber, was zu machen ist.
[383]

Und weiß, wie man ihn fassen kann,

Und schüttelt und verzehrt ihn dann.


Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

Hier liegt die Haut, ganz hohl und leer.

Den Hasen, scheint's, erfreut es sehr.


Doch innerlich, so wie man sieht,

Ging ihm die Sache zu Gemüt.


Der unverschämte Igel

Der unverschämte Igel

Gottlob, nun sitzt der gute Has

Gemütlich wieder, wo er saß.
[384]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 4, Hamburg 1959, S. 382-385.
Lizenz:
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Hernach: [Reprint der Originalausgabe von 1908]
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