11. An Friedrich Warnecke

[10] 11. An Friedrich Warnecke


Wiedensahl d. 26 Febr. 1856.


Lieber Warnecke!

Es kommt hiermit endlich die Oldenb. Chronik wieder in Ihre Hände. Ich würde sie nicht so lange zurückbehalten haben, wenn sie mich nicht höchlich intereßirt hätte, und im Punkte des Egoismus, das wißen Sie, da ist der Mensch nun einmal unverbeßerlich. Sollten Sie aber gutmüthig genug sein, das Menschengeschlecht für beßer zu halten, als es einmal ist, so sollen Ihnen darüber auf der Stelle die Augen geöffnet werden. Nachdem ich mich nämlich hiermit höflichst bedankt haben will, fange ich sofort an, Sie aufs neue zu molestiren, indem ich auf den Dank die Bitte folgen laße: mir doch nur auch sobald wie möglich die Hannoversche Chronik zuzusenden; und damit das Maaß der Schlechtigkeit, um nicht zu sagen: Ruchlosigkeit, gar überfließe, gebe ich mich der Hoffnung hin (nur Hoffnung, nicht Gewißheit), daß Sie mir das letztere Werk nicht nur als Lockspeise hingehalten haben, um das erstere mit guter Manier wieder in Ihre werthen Fangorgane zu bekommen. –

Auf das Titelblatt der Oldenb. Chronik habe ich die drei Wappen gelegt, welche Sie von dem Grabmal der Münchhausen in der Loccumer Kirche gezeichnet wünschten. Die Farben werden wohl die richtigen sein, da man sie, wie ich höre, bei der Restauration nach Wappenbüchern ausgeführt hat; doch scheinen mir die Umhänge geschmacklos colorirt zu sein. Da ich aber nicht wußte, ob die Farben auch dabei von Bedeutung sind (was ich von[10] Ihnen zu erfahren denke), so habe ich sie gelaßen, wie ich sie vorfand. Ich muß nur bemerken, daß bei dem rothen Wappen die innere Decke auch roth war und daß das Weiß Silber bedeuten soll. –

Ich habe Ihnen früher schon geschrieben, daß ich bei einem Wirthe in Loccum viele Wappen vorfand. Darunter gefällt mir eine Wappenleiste am besten. Die Wappen sind unter einander darauf geschnitzt, in der Größe, wie Sie auch eins besitzen und alle colorirt. Es sind 6 Stück darauf, nämlich: Mandelsloh (Horn), Nordecken (rother Balken); Fresen (Ritterhelm), Hörn (drei Hörner), Ramell (drei Rautenreihen mit einem gehenden Löwen darüber; über dem Helm ein Löwe.), Schleihern (drei Hämmer oder Schlägel). Sie können mir wohl schreiben, ob Sie dieselben zu kaufen wünschen und was Sie wohl dafür geben würden. – In der Kirche zu Stadthagen bin ich noch nicht wieder gewesen und muß Sie darum mit den Wappen dort auf spätere Zeiten vertrösten. – Daß Sie jetzunder in der Lüneburger Haide sitzen, hat mich gewundert und wird Ihnen baß sonderbar vorkommen, wenn Sie an die schöne Umgebung von Hameln zurückdenken. Jedoch können Sie sich gratuliren, daß Sie noch in Fallingbostel hängen geblieben denn, wie ich höre, nennt man diesen Theil der Haide die Lüneburger Schweiz; ob er aber diesen Namen verdient, mag von denen erörtert werden, welche in der Schweiz und in Fallingbostel bekannt sind. – In nächster Zeit denke ich von Ihnen zu hören, was sich von Merkwürdigkeiten in Ihrer Nähe findet. – Mit der Hoffnung, daß es Ihnen gut geht, verbleibe ich Ihr aufr. Fr.

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 10-11.
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