118. An Otto Bassermann

[78] 118. An Otto Bassermann


Wiedensahl 3 Juli 1872


Mein lieber Baßermann!

Dem geschenkten Gaul sieht man nicht so genau in's Maul. Drum glaube ich, Du solltest die englische Proposition annehmen, auch wenn Du bis auf etwa 400 rth mit Deiner Forderung herunter gehen müßtest. Ich möchte dann Halbpart sagen; doch wirst Du ja am besten wißen, was in solchen Fällen Usus; und daß ich in deine Gentilität volles Vertrauen setze, brauche ich nicht zu wiederholen. Ich glaube dir bereits gesagt zu haben, daß ich von Braun u. Schneiders hörte, man müße sich mit den Engländern sehr in Acht nehmen, da keine Convention existire. Bei einem derartigen Bilderbuche ist der Verkauf des Übersetzungsrechtes weniger wichtig, als der Verkauf der Clichées; das ist das eigentliche Objekt, welches nur unter möglichster Sicherheit in fremde Hände kommen darf.

Das satyrische Opusculum ist noch nicht ganz fertig. Sobald ich damit im Reinen, werde ich's Dir zuschicken. Ich werde es wohl in das Format der Fliegenden Blätter faßen, vorausgesetzt, daß du nicht irgend ein pracktisches Bedenken dagegen hast. Mit dem Halbpart für die erste Auflage wäre ich einverstanden.

Der Text zur Jobsiade ist fertig. Es erübrigt nur noch, ihn mit den Handabdrücken seitenweise zu arrangiren. Schreibe mir doch, genau bis wann du ihn haben willst, um das Papier bestellen zu können; denn ich möchte nicht, daß mir irgend eine Verspätung zu Schulden käme.

Das Buch vom Oberbonzen habe ich erhalten; es scheint mir etwas zu fein für den Gegenstand. Der Pfaffenspiegel hat mich natürlich sehr intereßirt, obschon mir der rationalistisch=vormärzliche Freischärlerton von ganzer Seele zuwider ist. Du sagtest mir mal von einem eingestampften Verlagsartikel. Ist's dieser?

Herzliche Grüße!

Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 78.
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