1189. An Erich Bachmann

[126] 1189. An Erich Bachmann


Wiedensahl 13. Mai 98.


Lieber Erich.

Es thut uns leid, daß du nicht gekommen bist. Der Braten und die Spargel haben dich auch vergeblich erwartet. Daß du aber bei dem abscheulichen Wetter nicht hast reisen mögen, ist erklärlich. Anderseits dreht sich der Hausgöpel nicht so, wie es für uns und unsern Besuch wohl zu wünschen wäre. Ich bat dich, vorige Woche nicht zu kommen, weil nämlich damals[126] grad unser "kränkliches Fräulein" auf mehre Tage zu ihrem Docter mußte. Nach den Medicamenten, die sie mitbrachte, wurde die Sach noch bedenklicher. Das war nicht mehr zu ertragen. Wir haben definitiv gekündigt, und von morgen an muß sich meine Schwester fürerst mal allein behelfen.

Reisen werd ich nicht zunächst. Es ist jetzt grad die Zeit, wo ich am Garten meine Freud habe. – Wenn's nur erst wärmer würde! Sturm, Regen und Kälte, sollte man meinen, hätten wir genug gehabt.

Deinen Bericht über die Familienverhältniße eurer Hausthiere haben wir sehr ergötzlich gefunden. Da giebt's was zu sehen und zu sorgen.

Leb wohl, lieber Erich! Herzliche Grüße, auch von meiner Schwester, an dich, an Erich und Luise.

Dein getr. Freund

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 126-127.
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