1195. An Else Nöldeke

[130] 1195. An Else Nöldeke


Wiedensahl 24. Juni 1898.


Liebe Else!

Sei bedankt für deinen guten Brief. – Wenn ihr vom Konsistorium Nachricht habt, dann, bitte, schreibt es mir gleich; denn was ein alter Jesuiter gesagt hat, braucht nicht jedesmal wahr zu sein.

Wie ist's mit dem Scharlach geworden? Das Wort hat mich beunruhigt.

Und dann: Wann geht ihr nach Barnstorf? Dort haben sie, wie ich höre, grad mit der Heuerndte was vor.

Hier war es regnerisch letzther; aber der Regen hat dem Gartenlande, das trocken war, wie Zahnpulver, sehr wohlgetan.

Viele dagegen wünschen Sonnenschein von wegen des Scheibenschießens. Gestern ist der erste Tag gewesen. Der Morgen war günstig zum Ausmarsch. Nach Tisch kam ein Gewitter; drauf wurd es klar, und Annchen, in hell blaßgelb, ging nach Buschens, um sich mit ihnen zum Festplatz zu verfügen. Gegen zwölf kam sie vergnügt zurück. Das Ballkleid war, besonders im Rücken, etwas angeraucht, so daß es eine Badekur gebrauchen muß. Heute geht's wieder los.

Hermann gab mir, als er an euch schrieb, auch gleich Nachricht. – Das Kind bei Nachbar Wode hatte Diphteritis. Hoffentlich, und es schien ja auch so, geht's am Pfarrhause vorüber.

Seid alle herzlich gegrüßt, liebe Else! Auch an Anna.

Dein getr. Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 130.
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