124. An Otto Bassermann

[80] 124. An Otto Bassermann


Wiedensahl d. 1 Aug. 1872


Mein lieber Baßermann!

Mein Brief hat einfach mein Denken und Bedenken ausgesprochen; und ich weiß, daß du das nicht übel deuten kannst und willst.

Hierbei erhältst du das Skizzenmanuscript zum Filucius. Es ist eine allegorische Geschichte; aber auch ohne dies, denk ich, ist viel Lustiges drin. Das Allegorische dürfte in den Annonçen nur sehr diskret angedeutet werden, worüber noch zu reden wäre – der Titel sagt genug. Wie du angedeutet, müßten 10000 schnell und ohne viel Lärm hinaus geworfen werden. Preis 10-15 Silbergroschen – denn auch der Sortimenter wird einsehen, daß eine Summe von Zeichnungen, die für den Vierteljahrgang eines illustrirten Journals etwa genügten, doch nicht so ganz eine Kleinigkeit sind, sie mögen übrigens sein, wie sie wollen. Wie viele Bogen würde es geben, wenn in ähnlicher Art etwas geschrieben statt gezeichnet werden sollte? – Unser Vertrag müßte etwa auf folgendem basiren:

10.000 und halbpart im Reingewinn.

Abrechnungstermine – wann?

Die Zeichnungen auf Holz können in nicht ganz 14 Tagen fertig sein, die zuerst fertigen gleich an den Xylographen gegeben werden. Das wäre also früh genug, wenn alles andere bereit gehalten wird. Doch muß ich das Manuscript sofort zurück bekommen, weil ich es zur Controle stets beim Zeichnen zur Hand haben muß.

Zum Jobs will ich eine Titelvignette à la Helene zeichnen, da mir die sogenannten bunten Titel von ganzer Seele zu wider sind. Wenn das Buch so anständig au[s]sieht, wie d. Helene, so ist's recht. Auf dem Pergamentbande würde ein einfacher Titel im Sinne der Schwabacher (Zeitgenoßin des Jobs, also echt!) am hübschesten sein.

Ich kann mir noch immer nicht recht denken, daß die Helene verboten werden sollte. Es wäre doch ein schlimmer Streich, wenn die Polizei ganz stille auf den Gedanken käme, bei A. das ganze Nest aus zu heben.

Ich werde noch einige Zeit hier in W. bleiben.

Herzliche Grüße

Willem

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 80-81.
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