1317. An Otto Bassermann

[180] 1317. An Otto Bassermann


Mechtshausen 15. Oct. 1901.


Lieber Baßermann!

Nach den schönen Sommertagen da draußen ist es ja wohl erklärlich, daß dir der städtische Lärm zuerst nicht behagen wollte. Indeß, denk ich, du hast dich nun wieder eingewöhnt. Ein dauernder Sitz auf dem Lande möchte doch dem geborenen Stadtkinde im Wechsel der Jahreszeiten hübsch lästig werden. Mit mir, der ich vom Dorfe stamme, ist das was anderes. Meiner Neigung folgend, bin ich fortwährend zum ländlichen Leben zurück gekehrt und sitze jetzt, nicht ohne Gemüthlichkeit, schon zu lange abseits von der Welt, um noch den mindesten Wunsch zu hegen, mich in ihr Gedrängel hinein zu mischen.

Seit Ostern hab ich verschiedene kleine Ausflüge zu Verwandten gemacht. Von Verden schickte ich dir eine Karte als Erwiderung deines Grußes aus Tyrol. Nächsten [ ...] denk ich noch meinen Neffen in Hattorf zu besuchen. Damit soll's denn für dies Jahr genug sein.[180]

Schon umhüllt der Herbstnebel die Berge. Die Öfen bullern bereits. Wir wollen hoffen, daß uns der anrückende Winter nicht zu ungnädig behandelt.

Allerseits freundliche Grüße

von deinem alten

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 180-181.
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