1405. An Christoph Fr. H. Walther

[208] 1405. An Christoph Fr. H. Walther


Mechtshausen 7. Juli 1903.


Sehr geehrter Herr Doctor!

Meinen Dank für Ihren liebenswürdigen Brief vom 2ten dss, wie für die guten Bemerkungen im Correspondenzblatt zu den Wiedensahler Wörtern. Übrigens ist nur kurrwaken (an kurrig, munter, erinnernd?) wiedensahlsch,[208] während ich kru- (Umstellung von kurr?), krane- und kronewaken theils in der Braunschweiger Gegend, theils in der Gegend von Göttingen hörte.

Über einen andern Wiedensahler Ausdruck möcht ich gleichfalls um Auskunft bitten, nämlich koll (o kurz) in kollflachten (die breiten Wagenbretter) und Kollweg (ein bestimmter Überfeldweg). Kohl oder Kohle kann es nicht sein. Ist koll vielleicht "hoch"? In Mechtshausen heißen diese Bretter hölen.

Auf gut Glück setz ich noch einen Neckreim und einen Rätselreim her, die ich allerdings in Wiedensahl vernahm, die aber beide aus Bremen stammen.


1) Wutte mee

na Katten smee?

Ek will r vorbigan.

Du schost r heningan

un laten di'n as vull pinnen slan.


2) De lüttje Jan Ölke

satt up'n Kackstölke.

Je länger he satt,

je korter he ward.

(Docht)


Mit ergebenstem Gruß

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 208-209.
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