1406. An Nanda Keßler

[209] 1406. An Nanda Keßler


Mechtshausen 21. Juli 1903.


Meine liebe Nanda!

Das Präludium in Zermatt klang ja nicht angenehm; aber der wohllautende Theil folgte alsbald; und so darf ich denn hoffen, daß ihr hernach neu gestärkt an euere "Arbeit" zurück kehren werdet in der Heimat, wo's doch auch nicht so übel ist. Vielleicht finde ich daselbst gegen den Herbst hin, wenn das Schicksal es will, noch mal wieder Gelegenheit, unter gnädiger Begleitung im Fürstenhofe zu frühstücken.

Wir hier sind emsig bei der Erndte der Him- und Johannisbeeren; sie werden maßenhaft frisch vertilgt oder für die Dauer luftdicht in Gläser petschiert.

Unsere drei Kinder, die tüchtig die Masern hatten, sind munter wie zuvor.

Das Wetter ist gut. Der langersehnte Regen ist endlich herunter gekommen.

Befriedigt rauchend spatzier ich fleißig im Garten herum.

Dein Brief traf pünktlich ein, während sich die Alpenrosen unterwegs bis gestern verspätet haben. Sei bedankt für deine Freundlichkeit, liebe Nanda!

Herzliche Grüße an Dich und Nellie und Hudi vom

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 209.
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