1457. An Grete Meyer

[224] 1457. An Grete Meyer


Mechtshausen 30. Juni 1904.


Meine liebe Grete!

Bald hoff ich einige Zeilen von dir zu erhalten, die mir sagen, daß du wieder wohlauf bist. Wenn bei euch die Sonne so heiter scheint, wie hier seit gestern, dann wird dir das sicherlich gut thun.

Unsere ersten Kirschen werden meist von den Vögeln verputzt. Otto schießt emsig Staare, Kernbeißer und Spatzen, die werden für die Kinder gebraten, denen sie trefflich zu munden scheinen.

Alles Weitere über häusliches Wesen wird Else Dir schreiben.

Mein Besuch in Frankfurt a/ Main stand unter dem Zeichen des Automobils. Hunderte dieser Stänker flitzten hin und her und blärrten dabei gleich, denk ich mir, den Rhinozerößern im Urwald. Zunächst kommen Einem die Dinger ja unheimlich vor; dennoch mögen sie wohl zu land die Fahrzeuge der Zukunft sein. Wagen mit den armen Heuschrecken von Pferden davor sehen dagegen wirklich recht rückständig aus.

Grüß Vater, Mutter und Schwester, liebe Grete, und sei du selbst herzlich gegrüßt

von deinem alten

Onkel Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 224.
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