1659. An Franz von Lenbach

1659. An Franz von Lenbach


Wiedensahl 23. Nov. 91.


Spät, diesmal, liebster Lenbach, geb ich Dir Antwort; ganz wider meine bisherige, wenn auch etwas pedantische, so doch immerhin ehrbare, Gepflogenheit.

Dafür, daß Du die Handzeichnungen mal besehn und Dich ihrer freundlich annehmen willst, sei im Voraus auf das freundlichste bedankt. Solltest Du es[290] nöthig finden, sie anders zu ordnen, so wär's wohl gut, sie noch vorher auf meine Kosten zu photographieren, um dann nach diesen Photographien, statt wie bisher nach den Originalen, die für den Verlag nöthig werdenden Clichés anfertigen zu laßen.

Der bei Euch so grimmig angetretene November hat uns allhier mit freundlicher Hand die Kappen gelüftet und die Paletots aufgeknöpft. Was weiter erfolgt, soll mir gleich sein. Ich zieh mich ergebenst zurück ins Gedankenstübchen, welches stets gleichmäßig erwärmt ist.

Unsere heiteren Tanten aus Frankfurt sah ich auch inzwischen. Wir haben viel von Dir geredt, im Guten und Bösen, wie das so üblich ist, wenn man einem weltberühmten Mann den Pelz besieht.

Meine ergebenste Empfehlung an die schöne Frau Gemahlin. Und sei Du selber auf das herzlichste gegrüßt von Deinem alten

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968.
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