18. An Friedrich Warnecke

[17] 18. An Friedrich Warnecke


Lüethorst d. 24 Novemb. 57.


Mein lieber Freund!

Hier in Lüethorst, denn wie Sie sehen bin ich noch immer hier, ist für einen Heraldiker od. was daßelbe ist für einen Freund eines Heraldikers sehr wenig zu finden; es ist mir leid, daß ich bis jetzt noch immer nichts Rechtes für Sie habe erbeuten können. Ihre Sammlung wächst aber ja doch ohne das nach Wunsch, wie ich aus Ihrem Briefe ersehn, und wie mir, der ich in der edlen heraldischen Wißenschaft noch immer auf dem alten niedrigen Standpunkt bin, und wie mir scheint so ungeheuerlich, daß mein schwacher Sinn gar nicht begreift, was Ihnen künftig noch zu thun übrig bleibt, denn bald werden Sie alles im Sacke haben.

Für dies Mal sende ich Ihnen mit dem Wunsche, es möge das Porto werth sein:

1) das gewünschte Siegel des Fürstbischofs Ferdinand von Corvey; ich wollte nur, es wäre ein etwas beßerer Abdruck.

2) ein de Tournais od. Tournay'sches Siegel. Es ist eins von drei Wappen, die zusammen auf einem dreiseitigen Petschafte angebracht sind. Mein Vetter, der in Holzminden Abdrücke davon nahm, hat leider die beiden andern verbummelt. Das Petschaft, ein altes wie mir scheint, war im Besitz eines Abkömmlings jener Familie.

3) mehre Wappen, die mir nach und nach zu Handen kamen; ihre Namen habe ich nach bestem Wißen auf der Rückseite gemerkt; Sie werden dieselben gewiß schon in Besitz haben.

4) die Wappen des Hans v. Leuthorst und seiner Gemahlinn A.v. Block. Ich zeichnete sie von einer in hiesiger Kirche sich befindenden silbernen Patina de anno 1586. Beide Familien werden ausgestorben sein; von der Leuthorst'schen weiß ich es gewiß. Die Wappen sind nicht getrieben, sondern ganz einfach in das Silber eingravirt.

Ich theile Ihnen noch mit, daß sich im Besitz hiesiger Pfarre ein Exemplar der Daßelschen Chronik von Letzner befindet; aber begreiflich darf daßelbe nicht verschickt werden. Es sind die Wappen mehrer adliger Familien darin; sollten Sie in Bezug darauf einen Wunsch hegen, so sprechen Sie ihn aus.

Zu der Reise nach Hameln, zu der Zeit Ihres Dortseins, werde ich schwerlich Zeit finden. Schreiben Sie mir aber doch immerhin genaue Zeit und Stunde; wenn es mir irgend möglich ist, so komme ich.

Schließlich erinnere ich Sie noch an die halb und halb versprochene Chronik und bitte Sie, mir dieselbe, wenn sie alt ist, auf einige Zeit zuzuschicken.

Antworten Sie recht bald Ihrem aufrichtigen

Freunde Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 17-18.
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