28. An Karl Ebhardt

[25] 28. An Karl Ebhardt


München d. 23 Juli 1862.


Lieber Karl!

Erst gestern, als ich von einem mehrtägigen Ausfluge aufs Land zurückkehrte, traf mich dein freundlicher Brief; daher meine verspätete Erwiderung.

Ich brauche dir wohl nicht erst zu versichern, wie freudig überrascht ich war, ein Zeichen deiner Theilnahme zu sehen nach so vielen Jahren der Entfernung und des Schweigens, besonders in einer Zeit, die dein ganzes Wesen so sehr in Anspruch nimmt. Wie gern möcht ich deiner Einladung folgen, um zusammen mit deinen Eltern, Großeltern und Geschwistern, die mir ja im vorigen Jahre wieder so nahe ans Herz getreten sind, an dem festlichsten Tage deines Lebens in deiner Nähe zu sein! Gewiße Verbindlichkeiten, die ich eingegangen, gestatten mir aber nicht, vor Ende August oder Anfang September eine längere Reise zu unternehmen. So muß ich denn auf meinen Wunsch verzichten. Halte dich aber überzeugt, lieber Karl, daß ich dir alles Gute wünsche und auch in der Ferne recht oft an dich denken werde. Im Herbst, wenn ich nach Norden ziehe, komme ich gewiß auch einmal zu dir nach Bremen, und da wollen wir dann im kühlen Rathskeller ein Glas zusammen leeren auf den glücklichen Fortbestand deines neubegründeten Hauses.

Leb wohl! lieber Karl! Grüße mir Agnes, so wie deine Eltern und Schwestern.

Mit unveränderter Liebe

dein Vetter

Wilh. Busch.


Adr. Heustraße 4/II. München.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 25.
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