357. An Erich Bachmann

[170] 357. An Erich Bachmann


Wiedensahl 29 Juli 76


Lieber Erich!

Durch all den schrecklichen Sand und Staub von Oldenburg und Ostfrießland bin ich am Mitwoch glücklich zurückgekehrt. – Es hat mir übrigens auf Borkum ganz vorzüglich gefallen. In Norderney und Helgoland würde ich allerdings beßere Musik, mehr Fische und feinere Gesellschaft gefunden haben, aber auch eine viel kahlere und ödere Gegend und keinen so bequemen, wellenreichen Strand. Pastöre, Gymnasiallehrer und Offiziere waren auf Borkum vorherrschend. Da ich keinen paßenden Weißwein finden konnte, zu Rothem aber nicht recht geneigt bin, so hatte ich mich für die Abendstunden wieder an's Bier gewöhnt. In der ersten Zeit lebte ich recht incognito. Als aber eine Abendunterhaltung veranstaltet wurde, zu der ich ein Programm zeichnen mußte, konnte ich eine ausgebreitete Bekanntschaft nicht vermeiden. Du weißt, wie wenig ich dazu geneigt bin. – Für's Erste habe ich nun vom Reisen genug. – Das Manoeuver mag lieber auch erst vorbei gehen. – Demnach hoffe ich Dich und die Deinigen mal recht gemüthlich wieder zu sehen. – Schreibe mir doch bald, wie es dir geht und ob du deine Reise ausgeführt hast. – Meine Schwester und mein Schwager werden Donnerstag auf 3-4 Wochen nach Grund gehen. Dann hab ich das Haus und die geistlichen Angelegenheiten wieder allein zu besorgen. –

Herzliche Grüße an Deine Frau, Mutter und Schwester von

Deinem getreuen Freunde

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 170.
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