4. An die Mutter

[3] 4. An die Mutter


Hannover. Dienstag

d. 14 Jan. 1851.


Liebe Mutter!

Am Sonntag nach Neujahr Abends zehn Uhr wackelte ich mit dem schwerfälligen Omnibus wieder in die wohlbekannten Straßen von Hannover hinein. Ich war schon Sonnabend den vierten Januar von Lüethorst zu Fuß abgereis't bis Alfeld, wo ich von meinem Freunde Bornemann erwartet wurde, der zu jener Zeit bei seinen Eltern gerade zum Besuch war. Ich gedachte mit dem Omnibus sogleich weiter zu reisen, indeß Bornemann nöthigte mich, erst mit zu seinen Eltern zu gehen. Es gefiel mir dort so gut, daß es keiner großen Beredung bedurfte, mich noch bis zum folgenden Tage fest zu halten, wo ich denn zusammen mit Bornemann abreis'te. In Hannover angekommen, erhielten wir die Nachricht, daß uns unsere Wohnungen gekündigt werden sollten, was denn auch am anderen Tage geschah. Wir waren von sehr reichen Engländern verdrängt worden. Denke Dir! Es kommen dort 2 junge Engländerinnen in Pension, die 700 rth Kostgeld bezahlen; dann ein junger Engländer, der 600 rth bezahlt u. endlich ein Amerikaner, welcher 400 rth giebt; summa summarum 1700 rth. Vor solchen Summen mußten wir nothwendig weichen. Wir entschloßen uns kurz, sobald wie möglich auszuziehen und, da wir uns sehr an ein ander gewöhnt hatten, künftig zu sammen zu wohnen. Am vorigen Sonnabend zogen wir aus. Unsere Wohnung, Lange Straße No 18 eine Treppe hoch, kostet 6 rth u. mit Aufwartung 7 rth, was für jeden 31/2 rth bringt., also 20 ggr weniger als in meiner frühern Wohnung. – Mit Bornemann zusammen habe ich mir auch ein Instrument gemiethet, was mir monatlich 16 ggr kostet; Ihr werdet, wie ich glaube, nichts darwider haben. Mein Freund Volange giebt mir Unterricht, natürlich unentgeltlich, u. von ihm kann ich auch Noten bekommen, so viel ich will.[3]

Von Gerland werde ich mir heute Abend folgendes geben laßen:


Miethe für den Monat December. 4 rth 8 ggr.

Für Maschinenzeichnungen 2 rth 16ggr

»Umzugskosten – – rth 16 ggr

Miethe für 1 Fortepiano für Januar – – 16 ggr

Für eine Kaffemaschine – – 8 ggr

Für Schreib= u. Zeichen=Bedarf u.

sonstige Ausgaben – – – 1 rth –

Summa 9 rth 16 ggr


Viele Grüße an Alle.

Dein W Busch.


P.S. Euere Kiste habe ich erhalten u. bedanke mich vielmals für die Wurst u. den delikaten Schweinsbraten. – Wie steht's mit meinen Stiefeln?

WB.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 3-4.
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