424. An Georg und Grete Hesse

[189] 424. An Georg und Grete Hesse


Wiedensahl Freitag 18. Oct. 78.


Lieber Georg! Lieb's Gretchen!

In dem Kästchen mit den Flaggen fand ich einen nüdlichen Fingerring, in dem andern mit dem Telephon zwei nüdliche Ohrringeln, was mich sehr überrascht hat. Ja, wenn nur dieses Telephon von mir bis nach Bremen bis in eure Stube reichte, dann wollt ich hineinrufen: »Schön Dank für das gute Packet und für Alles, was drin war!!!« Aber so kann ich das bloß mit der alten, kalten, schwarzen Dinte schreiben.

Sind denn bei Euch auch so fröstrige Herbsttage, wie hier bei uns? Ich heize schon tüchtig ein; und wenn ich in dem Walde spatzieren gehe, so raschelt das Laub unter meinen Füßen. Die abgefallenen Blätter sehen aber so wunderschön aus, grade als wenn sie der Goldschmied gemacht hätte.

Morgen will ich wegreisen. Ich fahre in der Nacht von Hannover aus und denke denn Sonntag Abend so um Neun nach München zu kommen, wo ich wieder im »Europäischen Hof« wohne. Von München her werde ich denn auch recht bald der Mama ihren freundlichen Brief beantworten und werde dich, mein guter Georg, und dich, mein gut's Gretchen, auch ganz gewiß nicht vergeßen.

So sagt dem Papa und der Mama einen herzlichen Gruß und vergeßt nicht den

Onkel Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 189.
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