605. An Carl Holle

[251] 605. An Carl Holle


Wiedensahl 6. Mai 1884


Lieber Holle!

Dein Brief war eine freundliche That, und ich bedanke mich dafür! Gar schön wär's aber gewesen, hätten Hermann und ich von deinem Aufenthalt in Hannover etwas gewußt; dann würde sich ein Zusammensein, wenn auch nur auf einige Stunden, recht natürlich haben veranstalten laßen. So drängelt sich gern der brutale Raum zwischen Leute, welche sich von Rechts wegen mal wieder die Hand drücken sollten; mitlerweile verrupft sie die Klaue der Zeit, bis nicht viel Nüdliches mehr dran ist. Dies z.B. schreib ich durch die Brille und schau dabei über grisseligen Bart hinab. Übrigens sind die Wände meines Gedächtnißes noch nicht so verolmert, daß die Nägel nicht mehr drin haften, woran ich die Bildniße meiner Freunde aufgehängt. Wie gerne erinnere ich mich an Uelzen und die angenehmen Menschen, die mich dort immer beßer behandelt haben, als ich es verdiente. Dies den Gemeinten auch mündlich zu verstehen zu geben, dazu wird sich doch hoffentlich noch mal Gelegenheit finden. Deiner liebenswürdigen Frau bitte ich mich schönstens zu empfehlen, ebenso Thodens, und sei du selber auf's herzlichste gegrüßt von Deinem alten

Wilhelm Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 251.
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