671. An Erich Bachmann

[277] 671. An Erich Bachmann


Wiedensahl 21. Dec. 86.


Lieber Erich!

Ich danke dir herzlich für deine Auskunft über Hattorf. Die Verhältniße liegen ja ganz günstig, wenn auch die 1800 rth jedenfalls eine viel zu hohe populäre Angabe sind. Der offizielle Anschlag ist 3222 Mk. Die Einwohnerzahl ist größer, als ich dachte; aber auch das würde angehen, da keine Filiale[n] dabei sind, wenn nicht etwa bei jedem Todesfall, deren vielleicht 60 im Jahre vorkommen, in der Kirche eine vollständige Leichenpredigt gehalten werden muß, was für einen jungen Pastor, der jede Predigt ganz ausarbeiten muß, etwas viel wäre und ihn leicht veranlaßen würde, drüber weg zu hudeln. So viel ich aber weiß, sind solche Predigten in dortiger Gegend nicht Sitte. Bitte, theile mir doch mal mit, ob dies der Fall oder nicht. – Hermann hat sich am 3ten Januar in Hannover zum Examen zu stellen. Sobald er es bestanden, kann er sich um eine Stelle bewerben. Hattorf wird durch Gemeindewahl besetzt; es würde also, wie mir scheint, gut sein, vorher zu wißen, ob sich die Leute schon unter der Hand für irgend Wen entschieden haben, den sie unbedingt vorziehen würden. Dann würde sich Hermann natürlich nicht melden. Sonst hat er wohl Lust dazu und könnte dann gleich nach bestandenem Examen mal hinreisen, um selbst zu sehen, wie die Verhältniße sind. Komme ich dann vielleicht auch mit, so ist das eine gute Gelegenheit, Dich bald mal wieder zu sehn; es sollte mich freuen.

Mein Neffe läßt dir noch besonders danken für deine ausführliche Nachricht.

Fröhliche Festtage!

Dein getr. Freund Wilhelm

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 277-278.
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