691. An Otto Nöldeke

[285] 691. An Otto Nöldeke


Celle Sonnabend [30. April 1887]


Lieber Otto!

Mutter schickte mir gestern das Schreiben mit, daß dir aus der Backmeisternschen Familienstiftung 3 mal 150 Mk. bewilligt sind. Zuvor mußt du aber ein Fleißzeugniß der Universität und einen Revers einschicken, des Inhalts »daß du, wenn Gott dich demnächst segnen und dir die Mittel geben sollte, du sodann dasjenige, was du aus der Familiencaße genoßen, erstatten, oder das Fideicommiß nach deinem Vermögen verbeßern wollest«. Diesen Revers kannst du natürlich unbesorgt ausstellen, und solltest du demnächst in die vorausgesetzte glückliche Lage kömmen, so würde ich eine Rück= oder Einzahlung schon deshalb für angemeßen halten, weil damit dann die Berechtigung der Nöldekes noch mal ausdrücklich und für immer bestätigt würde. – Das Zeugniß kannst du ja vor Mitte des Semesters nicht kriegen; bis dahin wird es mit dem Revers auch Zeit haben. Übrigens will Onkel Hermann heute Nachmittag mal bei Herrn Archidiaconus Greiling, einem der Administratoren der Stiftung, vorgehn, um das Nähere zu erfragen, was du dann, wenn ich Übermorgen wieder in Wiedensahl angekommen, durch Mutter erfahren wirst.

Daß dein Zimmer nicht 11 zu 7 Fuß sondern 11 zu 7 Schritt lang ist, hab ich zu meiner Beruhigung erfahren.

Am vergangenen Dienstag Abend fuhr ich mit Hermann, der sehr zufrieden von Hattorf zurück kam, nach Bergen. Ich fand dort alles sehr sauber und hübsch, die Hünengräber höchst merkwürdig, und bedauerte nur, daß ich Münchmeier nicht sehn konnte, da er am Mitwoch Nachmittag Lehrerconferenz hatte.

Mit herzlichem Gruß

Dein getr. Onkel

Wilhelm.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 285.
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