717. An Hermann Nöldeke

[295] 717. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl 26. Jan. 88. Morgens


Lieber Hermann!

Deinen Brief vom 24ten hab ich eben erhalten. – Mutter und Karl fuhren Dienstag Mittag von hier. Vor Osnabrück hat die Maschiene versagt; sie sind daher nach Osnabrück gekommen, als der Zug nach Barnstorf schon fort gewesen. Adolf Rabe hat sie in ein Hôtel in der Nähe des Bahnhofs gebracht, von wo sie dann, da Mutter keine Ruhe gehabt, schon am andern Morgen um 5 wieder abgereist und so früh in Barnstorf angelangt sind, daß, außer Sunder, noch keiner im Hause hoch gewesen.

Wie der Finanzminister in seiner spätern Rede sagt, hat er sich in seiner ersten unrichtig ausgedrückt. Die kleinen Stellen sollen nicht auf ein Minimum, sondern auf ein Maximum von 1200 Thalern gebracht werden, so daß es also Jeder, auch auf der kleinsten Stelle, schließlich auf 3600 Mk. bringt. – Nun! du kannst es ja, auch ohnedies, gemüthlich mit ansehn. –

Zu den Staarenkasten kann ich nicht gut hinauf. Ich gebe dir also die Maße aus dem Brehm. Höhe = 11/2 Fuß, Weite des Fluglochs = 2 Zoll. Die Breite der Kasten ist nicht angegeben. – 11/2 Fuß ist wohl etwas viel für die Höhe. Ich würde folgende Maße nehmen: 17 Zoll Höhe, 71/2 Zoll Breite. Weite des Fluglochs, welches möglichst weit oben sitzen muß, = 2 Zoll. Nach Centimetern:

Höhe = 41 cmtr., Breite = 19 cmtr., Durchmeßer des Fluglochs = 5 cmtr.

Hier ist düsteres Regenwetter; Nachts etwas Schnee. Befinden gut.

Herzl. Grüße von Else und

deinem getr. Neffen Wilhelm.


Frau Nickels und Dortchen laßen wiedergrüßen. Dortchen ist etwas unwohl; Husten, Kopfweh; wie's vielfach hier vorkommt.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 295.
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