788. An Adolf Nöldeke

[320] 788. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl Freitag. [25. April 1890]


Ja, lieber Adolf, wenn wir vorher gewußt, was wir jetzt wißen, dann wär's bei der Infanterie, sowohl für Geld als Mühe, jedenfalls beßer gewesen. Nun aber, da's nicht mehr zu ändern, bleibt nichts übrig, als muthige Geduld. Den Lauf der Zeit kann doch selbst der gestrengste Herr Hauptmann nicht erfolgreich zum Stillstande commandiren, und die Hälfte ist bereits abgelaufen –. Unsere drei neuen Wiedensahler Gymnasiasten sind nun auch an den Ort ihrer Bestimmung abgeführt. Docters August nach Bückeburg (Quinta); Pastors Karl und Wilhelm nach Goslar in's Klosterinstitut (Quarta und Quinta). Es sind 18 Jungens drin; nächstes Jahr sollen's 30 werden; 40 Anmeldungen haben dies Jahr nicht berücksichtigt werden können. – Unser Wetter war letzther klar bei Ostwind und Nachtfrost; doch sind die Rosen noch leidlich davon gekommen. – Vorige Woche starb schnell Harmschlüters Heinrich (Hillmann) 32 Jahr alt am Suff (2 Liter täglich). Auch starb am vorigen Sonnabend morgens die Untervogt- Meiern, nachdem sie noch am Tage vorher auf Knickemeiers Hochzeit gekocht hatte. – In Hattorf, wie mir Mutter heut schreibt, geht's gut. Otto, falls die Mühlmeister endlich wieder abgezogen, wird heut auch wohl wieder hingekommen sein. Er schrieb mir von Göttingen unter andern, daß Vetter Distel zu seinem Schrecken auf 8 Wochen eingezogen wird. – Grüß mir Tante und Else recht schön, und sei selbst herzlich gegrüßt (Fräul. Kather und Fr. Nickels schließen sich an) von deinem getr. Onkel

Wilhelm.


Eben kommen unsere Herren Rekruten mit Musik und Regen zurück. Wie ich höre, (aber die Berichterstatter scheinen noch etwas von Schnaps beeinflußt) ist Nickels Heinrich zum Train oder als Handwerker heran gezogen; Nachbar Ötker, seiner Hand wegen, auf 10 Wochen.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 320.
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