810. An Hermann Nöldeke

[330] 810. An Hermann Nöldeke


Wiedensahl Freitag [20. März 1891]


Lieber Hermann!

Otto ists ja nun mit seiner Hauslehrerstelle ähnlich ergangen, wie Dir damals, wenigstens dem Erfolge nach. Daß er sich jetzt, wo ihm das Examen bevorsteht, mit neuen Gesuchen und Versuchen beunruhigt, schiene mir nicht gut zu sein. Er kann ja zu Hause und bei Dir auch arbeiten, und ich weiß, daß ers thun wird. Zum Herbst sieht er sich dann nach einer Schulmeistergelegenheit um, doch, meine ich, nicht länger, als für ein halbes Jahr.

Nachdem der Schnee weg war, überblickte ich nicht ohne Besorgniße die Rosen. Aufgedeckt habe ich sie allerdings nicht; aber die Goldlacks, die doch empfindlich sind, waren gut geblieben, obgleich ich sie nicht zugedeckt hatte; das hat mich beruhigt.

Vorgestern, bei gutem Wetter, waren die Konfirmanden nach Loccum; Frau Nickels ihr Jüngster als Oberster.

Heute ist wieder dichtes Schneegestöber.

Über Loccum hörten wir, daß Deppe strafversetzt wird. Jedenfalls wärs erwünscht, wenn es bald geschähe. Ich denke, zu Ostern schon. Wie es dann mit Onkel seiner Forderung wird, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.

Mutters Packet werdet ihr erhalten haben.

Nun lebt Alle sammt Trudelchen recht wohl! Wir Alle laßen Euch herzlich grüßen.

Stets dein getr. Onkel

W.B.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 330.
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