812. An Friedrich Warnecke

[330] 812. An Friedrich Warnecke


Wiedensahl April 91.


Lieber Warnecke!

Der Brief, den ich dir dankend zurücksende, giebt mir die beruhigende Versicherung, daß es noch hoffnungsfreudige und strebsame Leute giebt in dieser alternden Welt, wo die Schweine so theuer sind und die Kohlen immer rarer werden. Was mich anbelangt, ich halt's nicht mehr der Mühe werth, zu wünschen, daß ich von Adel wäre. Es würde auch so wie so nichts helfen, denn mein Stammbaum wurzelt in einer kleinen Bauernhütte an der Weser und dann ist's aus.[330]

Übrigens freut es mich, daß du diese Gelegenheit wahrgenommen, um mir mal wieder ein paar freundliche Worte zu sagen, woraus ich ersehe, daß es Dir und den Deinigen so gut geht.

Mein archivarischer Neffe kehrt nach Berlin zurück; der theologische hat vor Ostern ein sehr gutes Examen gemacht und nun einstweilen z. 1ten Mai eine Hauslehrerstelle in Hamburg angenommen.

Sei herzlich gegrüßt sammt deiner liebenswürdigen Gemahlin

von deinem alten Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969.
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