834. An Nanda Keßler

[338] 834. An Nanda Keßler


Hattorf a/Harz 11. Oct. 91.


Dein Brief, liebste Nanda, ist für Deinen dämlichten alten Onkel ein rechter Trost gewesen, und wie sehr wird es ihn freun, wenn er nun bald mal wieder dein herziges Lachen hört.

Warum lacht die Hex? – Weil sie weiß, daß sie hexen kann!

Die egyptischen Onkels und Tanten, die du mir geschickt, sind überraschend durch die Charakteristik und rührend durch ihr Alter. Das hat sich auch mal abgerackert hienieden, und 2000 Jahre sind's her. – Sei herzlich bedankt, daß Du an mich gedacht hast.

Klein Trudchen läßt sich der hübschen Frau Nanderl aufs beste empfehlen.

Und grüß mir die Nelly und den Hugo!

von deinem getreuen

Onkel Wilhelm.


P.S.

Von den bewußten weißen Würsten, so hör ich, werden hier auch welche gemacht. Heut ist's Sonntag. Gleich morgen werd ich nachschaun und, giebt's welche, meiner liebenswürdigen Realistin zur Probe ein paar davon zuschicken. Sind's nit, wie's sein müßen, so probir ich's später mit den Wiedensahlern.

N.B. Sind denn die Schwänz der Walkenrieder Schlammnixen auch hübsch wieder ausgebügelt??

Hab meine Feder vergeßen! Verzeih mir das Blei!

W.B.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 338.
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