937. An Adolf Nöldeke

[20] 937. An Adolf Nöldeke


Wiedensahl 15. Nov. [1893]


Lieber Adolf!

Donnerstag vor acht Tagen kam Fritz wirklich und leibhaftig und legte den Buxbaum um. Sophie half zupfen. Der Garten sieht noch mal so groß aus, seitdem die Wulste weg sind. Wo wir mit dem Überschuß bleiben sollten, wurde ordentlich zur Nothfrage. Ein paar Fuder waren's. Doch das Gerücht, daß hier künftig kein Buschboom mehr zu holen sei, sondern nur jetzt noch, hatte sich verbreitet. In aller Stille, scheint's, ist tüchtig aufgeräumt. Mehre Säcke voll sind sogar nach Alem gereist.

Den Sonnabend fuhr ich mal nach Celle. Das Wetter wurde schön, ich beschloß noch bis Montag zu bleiben. Aber ich hatte keine Freud davon; denn mein alter Husten und Schnupfen kriegte mich beim Kragen und hat mich heut noch nicht wieder los gelaßen.

Sonst ging es in Celle ganz gut, bis auf kleinere Übel, wie etwas Zahnweh bei Tante, verdorbenen Magen bei Paula und Husten bei Albert. Onkel Hermann hat den Direktor zu vertreten, der synodelt.

Bei Nöldekens wurde Onkel Prorektor erwartet, ich weiß nicht zu welchem Geburtstage.

Aus Rauhfrost ist Regen geworden.

Sei herzl. gegrüßt von deinem getr. Onkel

Wilhelm.[20]

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 20-21.
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