|
[28] 959. An Letty Keßler
Wiedensahl 3. Mai 94.
Im Wald von Niedersachsen
Ein alter Heuschreck saß,
Der aß, was da gewachsen,
Bloß Laub und grünes Gras
Zum Glück kennt er ein Grillchen,
Wohlwollend von Gemüth,
Das fern von ihm ganz stillchen
Die schönsten Spargel zieht.
Zwei Sorten, sehr erquicklich,
Sind's, die man dorten sticht,
Die eine ist verschicklich,
Die andre aber nicht.
Der Heuschreck, der voll Freude
Von beiden was bekam,
Fand, daß sie alle beide
Gleich gut und lobesam.
[28]
Die eine schmeckt er gerne,
Wie üblich, mit dem Gaum,
Die andre nur von ferne
Gar lieblich, wie im Traum.
So ist in seiner Wildniß
Er doppelt sehr vergnügt.
Dies zeigt ja schon sein Bildniß,
Was unten beigefügt.
Sei freundlich gegrüßt, liebe Letty, vom Onkel
Wilhelm.
Buchempfehlung
Vor dem Hintergrund einer romantisch idyllischen Fabel zeichnet der Autor individuell realistische Figuren, die einerseits Bestandteil jahrhundertealter Tradition und andererseits feinfühlige Persönlichkeiten sind. Die 1857 erschienene Bauernerzählung um die schöne Synnöve und den hitzköpfigen Thorbjörn machte Bjørnson praktisch mit Erscheinen weltberühmt.
70 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro