Immerhin

[379] Mein Herz, sei nicht beklommen,

Noch wird die Welt nicht alt.

Der Frühling ist wiedergekommen,

Frisch grünt der deutsche Wald.


Seit Ururvätertagen

Stehen die Eichen am See,

Die Nachtigallen schlagen,

Zur Tränke kommt das Reh.


Die Sonne geht auf und unter

Schon lange vieltausendmal,

Noch immer eilen so munter

Die Bächlein ins blühende Tal.


Hier lieg ich im weichen Moose

Unter dem rauschenden Baum,

Die Zeit, die wesenlose,

Verschwindet als wie ein Traum.


Von kühlen Schatten umdämmert,

Versink ich in selige Ruh;

Ein Specht, der lustig hämmert,

Nickt mir vertraulich zu.


Mir ist, als ob er riefe:

Heija, mein guter Gesell,

Für ewig aus dunkler Tiefe

Sprudelt der Lebensquell.

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 379-380.
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Kritik des Herzens: Nachdenkliche Betrachtungen des heiteren Philosophen über Schein und Sein
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