Die Zwerghütchen.

[19] (Hochdeutsch.)


Als eines Abends ein Schäfer bei seiner Herde auf dem Felde lag, sah er viele ganz kleine Zwerge, die riefen in ein Erdloch hinein:

Smiet häutken herut,

und jeder kriegte ein Hütchen herausgeworfen, und wenn er es aufsetzte, wurde er unsichtbar. Das gefiel dem Schäfer. Er rief auch in das Loch:

Smiet häutken herut.

Da rief es von innen:

Is näine mehr

ans den grotevaar sin häot.

Aber der Schäfer antwortete:

Is ok all gäot.

Und das traf sich auch günstig, denn der größere Hut war für den dicken Kopf des Schäfers grad passend. Im Dorf war Hochzeit. Da gingen die Zwerge hin, und der Schäfer ging mit, und weil sie keiner sehen konnte, aßen und tranken sie, so viel sie nur wollten. Nun hätten die Zwerge ihrem[19] Großvater seinen Hut dem Schäfer gern wieder abgenommen. Sie konnten nur nicht dran reichen. Da beredeten sie den Schäfer, er sollte sich doch über die große Schale mit Reisbrei, die auf dem Tische stand, zum Spaß mal in die Hurke setzen, und wie er das tat und sich klein machte, schnupp, rissen ihm die Zwerge den Hut weg, so daß er plötzlich dasaß in seiner Blöße vor den Augen der Hochzeitsgäste. Und so'ne Tracht Schläge, wie da, meinte der Schäfer, hätt er vorher noch nie gekriegt.

Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 19-20.
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