Der Stern der Liebe

[74] Blumen duften, Sterne funkeln

Fern am Guadalquivir. –

Schon beginnt die Nacht zu dunkeln,


Und die Oleander rauschen,

Wenn Fernando und Elvire

Sanfte Liebesworte tauschen


In dem dunklen Laubreviere

Fern am Guadalquivir.


Der Stern der Liebe

»Oh, sieh nur!« so flötet Elvira und deutet mit ihrem lilienweißen Zeigefinger in den nächtlichen Sternenhimmel, »sieh nur den lieblich strahlenden Stern da droben! O sprich, Fernando, geliebter Freund, kennst du ihn wohl?« – Und Fernando, mit dem lyrischen Tenor einer schwärmerischen Neigung, haucht ihr die säuselnden Worte entgegen: »O Elvira, wer sollte ihn nicht kennen, den schönen, ewig strahlenden Stern! Das ist der Stern der Liebe!!«


Blumen duften, Sterne funkeln

Fern am Guadalquivir.

Schon beginnt die Nacht zu dunkeln;


Ach, die Zeit ist schnell entschwunden.

Und Fernando und Elvire,

Längst vom Hymens Band umwunden,
[74]

Sitzen bei dem Kellerbiere

Fern am Guadalquivir. –


Der Stern der Liebe

Und wieder flötet Elvira: »O Fernando, sieh nur den lieblichen Stern da droben! Nicht wahr, Fernando, das ist der ewig strahlende Stern der Liebe!« – Doch Fernandos Baß weckt das Echo des halbgeöffneten Maßkrugs und spricht die etwas mehr als säuselnden Worte: »Himmelherrgottsternelement! Was weiß ich, wie all' die dummen Stern' heißen!«

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 74-75.
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