[14] Der Taback

[317] Aus dem Frantzösischen des Herrn Lombard, ehmahligen Predigers zu Widdelburg.


Du Labsal meiner stillen Ruh,

Du lieblich-rauchend Pfeiffgen du;

Das, wie ein kleiner Ofen, glüet,

Das mein Gehirn von Flüssen leert,

Und, wenn ein Kummer mich beschwehrt,

Ihn unvermerckt vom Hertzen ziehet.


Taback, der meinen Geist erfreut,

Seh ich schnell deinen Rauch verschwinden,

So kan ich hier zu gleicher Zeit

Ein Bildniß meines Lebens finden.


Du giebst mir deutlich zu verstehen,

Da ich nur Asche, die noch glimmt,

Was für ein End einst mir bestimmt.


Und folgt mein Auge deinem Rauch,

So merck ich sichtbar, daß ich auch

Dereinst selbst muß, wie du, vergehen.
[318]

Sur le Tabac par Monsieur Lombard

Doux charme de ma folitude,

Fumante pipe, ardent fourneau,

Qui bannis mon inquiétude,

Et qui me purges le cerveau.


Tabac, dont mon ame est ravie,

Lorsqu' aussi vite qu'un éclair

Je te vois dissiper en l'air;

Je vois l'image de ma vie.


Tu rémets dans mon souvenir

Ce qu'un jour je dois dévenir,

N'étant qu'une cendre allumée;


Et visiblement j'apperçois,

Quand des yeux je suis ta fumée,

Qu'il me faut finir, comme toi.

Quelle:
Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz, Kritische Ausgabe: Gedichte, Tübingen 1982, S. 317-319.
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