Drittes Kapitel.

[372] Von Sachen, die dem Sancho auf dem Wege begegneten, nebst andern, wie man sie nur wünschen kann.


Weil sich Sancho mit dem Ricote aufgehalten hatte, so war es ihm nicht möglich, noch an dem nämlichen Tage das Schloß des Herzogs zu erreichen, sondern als er noch eine halbe Meile davon entfernt war, überfiel ihn die Nacht mit ziemlicher Dunkelheit. Da es Sommer war, machte sich Sancho nicht viel daraus; er entfernte sich daher vom Wege, in der Absicht, den Morgen zu erwarten; sein schlimmes und unfreundliches Schicksal aber wollte, daß, als er einen Ort suchte, wo er sich bequemer einrichten könnte, er und sein Grauer in einen tiefen und sehr dunkeln Graben fielen, der sich bei einigen alten Gebäuden befand, und indem er hinabfiel, empfahl er sich Gott von ganzem Herzen, denn er dachte nicht anders, als daß er zu den Abgründen der Unterwelt hinabstürzen würde; es war aber nicht so, denn nach etwas mehr als drei Klaftern fand der Graue Grund, und er lag auf ihm, ohne eine Verletzung oder einen andern Schaden bekommen zu haben. Er befühlte seinen ganzen Leib und hielt den Atem an, um zu sehen, ob er heil oder ob ein Teil ver wundet sei; da er aber sah, daß er wacker, ganz und durchaus vollständig war, dankte er Gott dem Herrn für diese erzeigte Gnade, denn er hatte geglaubt, daß er gewiß in tausend Stücke brechen werde. Er befühlte auch mit den Händen die Wände der Grube, um zu sehen, ob es nicht möglich sei, ohne fremde Hülfe herauszusteigen, aber er fand sie ganz glatt und völlig steil, worüber sich Sancho sehr betrübte, vorzüglich als er hörte, wie sich der Graue äußerst schmerzlich und rührend beklagte; welches auch nicht zu verwundern war, dieser es auch nicht ohne Ursach tat, denn er[373] war wirklich übel zugerichtet. »Ach!« sagte hierauf Sancho Pansa, »wie viele unvermutete Zufälle begegnen doch auf jedem Schritte denjenigen, die in dieser erbärmlichen Welt leben! Wer hätte wohl sagen sollen, daß der, den man gestern noch als Statthalter einer Insel thronen sah, der seinen Dienern und seinen Vasallen Befehle gab, daß dieser heute in einem Loche begraben sein sollte, ohne einen Menschen zu haben, der ihm hilft, weder einen Diener noch Vasallen, der zu seinem Beistande herzukäme? Hier werden wir nun vor Hunger sterben müssen, ich und mein Esel, wenn wir nicht schon vorher sterben, er, von dem Falle zerschlagen, und ich aus Traurigkeit. Wenigstens wird es mir nicht so glücklich gehen als meinem Herrn Don Quixote von la Mancha, als er sich hinunter in die Höhle jenes bezauberten Montesinos verfügte, wo er Leute fand, die ihn besser als in seinem eignen Hause bewirteten; so daß es recht mit ihm hieß: Den Tisch gedeckt und das Bett gemacht. Dort sah er auch sehr schöne und angenehme Erscheinungen, ich glaube aber, daß ich hier nur Kröten und Schlangen werde zu sehen kriegen! Ach, ich Unglücklicher! Wohin haben mich meine Narrheiten und Einbildungen geführt! Meine Gebeine wird man hier herausnehmen, wenn es dem Himmel gefällt, daß man mich entdeckt, weiß und verschimmelt, und mit ihnen zugleich die Gebeine meines redlichen Grauen, woraus man denn vielleicht abnehmen wird, wer wir sind, wenigstens diejenigen, die es gewußt haben, daß Sancho Pansa sich nie von seinem Esel trennte und sein Esel nie von Sancho Pansa. Noch einmal kann ich sagen: O wir Unglückseligen! Unser schlimmes Glück hat nicht gewollt, daß wir in unserm Vaterlande und bei den Unsrigen sterben sollten, wo, wenn wir auch keine Rettung aus unserm Elende gefunden hätten, es doch Leute würde gegeben haben, die uns bedauerten und uns in der letzten Stunde unserer Wallfahrt die Augen zugedrückt hätten! Oh, du mein Gefährte und Freund, wie schlecht werden dir deine redlichen Dienste vergolten! Vergib mir und bitte das Glück, so gut du es nur immer kannst, daß es uns aus diesem kläglichen Jammer erlöse, in welchem wir uns beide befinden, denn ich verspreche, dir einen Kranz von Lorbeeren auf den Kopf zu setzen, daß du aussiehst wie ein gekrönter Poet, und dir doppeltes Futter zu geben.«

Auf diese Weise klagte Sancho Pansa, und sein Esel hörte ihm zu, ohne eine einzige Silbe zu antworten: so groß war die Angst und Bedrängnis, in welcher sich der Arme befand. Endlich, nachdem sie diese Nacht unter jämmerlichen Klagen und Seufzern zugebracht hatten, kam der Tag, bei dessen Klarheit und Glanz Sancho sah, daß es die unmöglichste Unmöglichkeit sei, ohne Beistand aus der Grube zu kommen, er fing wieder an zu klagen und zu schreien, um zu sehen, ob ihn jemand hören würde; aber all sein Rufen verlor sich in der Wüste, denn in der ganzen Gegend umher war niemand, der ihn hätte hören können, worauf er sich auch völlig für einen Toten hielt. Der Graue lag da, mit dem Maule nach oben, und Sancho Pansa brachte es so weit, daß er ihn auf die Beine stellte, auf denen er sich kaum erhalten konnte, er nahm hierauf aus dem Schnappsacke, der auch das nämliche Schicksal des Herunterfallens erlitten hatte, ein Stück Brot und gab es seinem Esel, der dies nicht übel aufnahm und zu welchem Sancho sagte, als wenn er es verstände: »Alle Schmerzen lassen sich bei Brot verschmerzen.« Indem entdeckte er auf der einen Seite des Grabens ein Loch, groß genug, daß ein Mensch hindurchgehen konnte, wenn er sich bückte und zusammenkrümmte. Sancho Pansa lief hinzu, kroch hindurch und fand, daß es innerhalb groß und geräumig war, was er auch sehen konnte, denn durch das, was man die Decke nennen könnte, kam ein Sonnenstrahl, der ihm alles zeigte. Er sah, daß es sich zu einer andern, sehr geräumigen Höhle erweiterte. Als er dies wahrgenommen hatte, ging er zurück, wo sein Tier stand, und fing an, mit einem Steine die Erde von der Öffnung wegzuarbeiten, so daß er in kurzer Zeit eine Höhlung machte, durch welche er bequem mit seinem Esel gehen konnte, was er auch tat, und, ihn beim Halfter nehmend, anfing durch die Grube zu wandern, um zu sehen, ob sie nicht auf der andern Seite einen Ausgang hätte; oftging er im Finstern und oft ohne Licht, aber niemals ohne Furcht. Beim allmächtigen Gott! sagte er zu sich selbst; das, was für mich ein teures Unheil ist, wäre das glücklichste Abenteuer für meinen Herrn Don Quixote. Er würde diese Abgründe und Schlünde für blühende Gärten und die Paläste des Galiana halten, in der Erwartung, aus diesem Dunkel und der Eingeschlossenheit auf eine blühende Wiese zu gelangen; aber ich Unabenteurer, ohne Rat und guten Mut, glaube, daß sich bei jedem Schritte unter meinen Füßen plötzlich noch ein tieferer Abgrund eröffnen wird, der mich dann völlig verschlingt. Du Unglück sei willkommen, solange du noch einzeln kommst.

Auf diese Art und mit diesen Gedanken glaubte er weiter als eine halbe Meile gegangen zu sein, worauf er eine dämmernde Helligkeit gewahr wurde, die ihm vom Tage herzukommen und durch eine Öffnung hereinzudringen schien, woraus anzunehmen war, daß dort das offene Ende von dem Schlunde sei, welcher für ihn der Weg zum andern Leben war.

Hier läßt ihn Cide Hamete Benengeli und kehrt um, um von Don Quixote zu handeln, der mit Unruhe und Zufriedenheit den Zweikampf erwartete, den er mit dem Ehrenschänder der Tochter der Doña Rodriguez halten sollte, der er das Unrecht und die Übeltat wiedergutmachen wollte, die jener böslicherweise begangen hatte.

Es traf sich nun, daß er an einem Morgen ausritt, um sich in allem zu üben und geschickt zu machen, was er in jenem Kampfe nötig zu haben glaubte, der ihm am folgenden Tage bevorstand, und indem er den Rozinante ausrennen ließ und kurz umschwenkte, kam dieser mit den Füßen einer Höhle so nahe, daß, wenn er nicht die Zügel heftig zurückgerissen hätte, er es nicht vermeiden konnte, hinunterzustürzen. Doch hielt er das Pferd zurück und fiel nicht hinein, ritt aber ziemlich nahe hinzu und schaute, ohne abzusteigen, in die Tiefe hinunter, und indem er so stand und hinabsah, hörte er von unten ein lautes Geschrei, und da er aufmerksam hinhörte, konnte er deutlich vernehmen, daß man rief: »He, da oben! Ist denn kein Christenmensch da, der mich hört, oder ein mitleidiger Ritter, der sich einen armen Sünder dauern läßt, der bei lebendigem Leibe begraben ist, eines unglückseligen, unstatthaften Statthalters?«

Dem Don Quixote dünkte, als wenn er die Stimme des Sancho Pansa hörte, worüber er erstaunt und erschrocken war, er erhob seine Stimme, sosehr er nur konnte, und sagte: »Wer ist da unten? Wer jammert dort?«

»Wer sollte hier sein, oder wer sollte hier jammern«, war die Antwort, »als der verfolgte Sancho Pansa, für seine Sünden und zu seinem Verderben Statthalter der Insel Barataria, vormaliger Stallmeister des weltberühmten Ritters Don Quixote von la Mancha.«

Als Don Quixote dies hörte, verdoppelte sich seine Verwunderung, und sein Erschrecken nahm zu; ihm kam der Gedanke, daß Sancho Pansa tot sein müsse und daß seine Seele hier Buße tue; in dieser Einbildung sagte er: »Ich beschwöre dich bei allem, wobei ich dich als katholischer Christ beschwören kann, sage mir, wer du bist und ob du eine büßende Seele seist; sage mir, was du verlangst, das ich für dich tun soll, denn da es mein Gewerbe mit sich bringt, den Notleidenden dieser Welt beizustehen und zu Hülfe zu kommen, so wird es sich auch für mich schicken, den Hülfsbedürftigen der andern Welt zu Hülfe zu kommen und beizuspringen, die sich nicht selber helfen können.«

»Also«, war die Antwort, »ist der Herr, der mit mir spricht, wohl mein gnädiger Herr Don Quixote von la Mancha selber, und nach dem Ton der Stimme kann es auch kein anderer sein.«

»Don Quixote bin ich«, versetzte Don Quixote, »er, dessen Gewerbe es ist, beizustehen und zu Hülfe zu kommen in ihren Bedrängnissen sowohl den Lebendigen wie den Toten; aber sage mir nur, wer du seist, denn noch bin ich voller Erstaunen; denn wenn du mein Stallmeister Sancho Pansa und gestorben bist, falls dich nur nicht die Teufel geholt haben und du dich durch die Barmherzigkeit Gottes im Fegefeuer[377] befindest, so hat unsere heilige Mutter, die römisch-katholische Kirche, Hülfsmittel genug, dich aus der Pein zu nehmen, in der du dich befindest, und ich will sie meinerseits dahin bewegen, soviel nur mein ganzes Vermögen vermag; darum erkläre dich endlich und sage mir, wer du bist.«

»So schwöre ich doch«, war die Antwort, »bei der Geburt, wessen Ihr nur wollt, ich schwöre Euch, mein gnädiger Herr Don Quixote von la Mancha, daß ich Euer Stallmeister Sancho Pansa bin und daß ich zeit meines Lebens noch nicht gestorben bin; sondern ich habe meine Statthalterschaft niedergelegt, aus beweglichen und unerträglichen Ursachen, zu denen man mehr Zeit braucht, sie zu sagen; in der Nacht fiel ich in diese Grube, wo ich nun bin; der Graue ist mein Zeuge, der mich nicht Lügen strafen wird, denn zum größeren Wahrzeichen! so ist er hier bei mir.«

Und was noch mehr war, so schien es wirklich, als wenn der Esel verstände, was Sancho sagte, denn in diesem Augenblicke fing er an, so hell zu brüllen, daß die ganze Höhle davon widerklang. »O du herrliches Zeugnis«, sagte Don Quixote, »dieses Brüllen kenne ich, als wenn ich es zur Welt geboren hätte, und auch deine Stimme vernehme ich, o mein Sancho; warte nur, ich will nach dem Schlosse des Herzogs reiten, welches hier nahebei ist, und Leute herbringen, die dich aus dem Abgrunde ziehen, in den dich deine Sünden geführt haben müssen.«

»Geht, gnädiger Herr«, sagte Sancho, »und kommt um Gottes willen gleich wieder, denn ich kann es nicht mehr aushalten, lebendig begraben zu sein, ich sterbe vor Furcht.«

Don Quixote verließ ihn und begab sich nach dem Schlosse, um den Herzogen die Begebenheit des Sancho Pansa zu erzählen, über die sie sich nicht wenig verwunderten, ob sie gleich einsahen, daß er in einen Kanal des unterirdischen Ganges gefallen sein mußte, der vor undenklichen Zeiten dort gemacht war; aber sie konnten nicht begreifen, wie er die Statthalterschaft verlassen habe, ohne daß sie Nachricht von seiner Ankunft erhalten hätten. Endlich nahm man Stricke und Seile, und vermittelst vieler Menschen und vieler Arbeit holte man den Grauen und Sancho Pansa aus jener Finsternis an das Licht der Sonne herauf. Ein Student sah ihn und sagte: »Auf diese Art sollten alle schlechten Statthalter aus ihren Statthalterschaften kommen, wie dieser arme Sünder aus der Tiefe des Abgrundes kömmt, tot vor Hunger, blaß und ohne einen Heller, wie ich mir einbilde.«

Sancho hörte dies und sagte: »Acht Tage oder zehn sind es, Freund Lästerzunge, daß ich hinging, um die Insel zu regieren, die man mir gab, in dieser Zeit habe ich mich auch nicht einmal eine Stunde am Brote satt gegessen; in dieser Zeit haben mich Ärzte verfolgt, Feinde haben mir die Knochen weich geschlagen, ich habe keine Gelegenheit gehabt, mir etwas schenken zu lassen oder ein Einkommen einzunehmen; und wenn dem so ist, wie es ist, so verdiene ich nach meiner Meinung nicht, auf diese Art herauszukommen; aber der Mensch denkt's und Gott lenkt's, und Gott weiß, was sich für einen jeden am besten schickt, und heute mir, morgen dir, und keiner kann sagen, von diesem Wasser werde ich nicht trinken, denn wo man denkt, es gibt Würste, findet man oft nicht die Haut dazu; und Gott versteht mich, und damit gut, mehr will ich nicht sagen, wenn ich auch könnte.«

»Erzürne dich nicht, Sancho, laß dich das, was du hörst, nicht verdrießen, denn es würde kein Ende nehmen; komme du nur mit einem guten Gewissen, und mögen sie doch reden, was sie immer reden wollen, denn wenn man den Verleumdern die Zunge binden wollte, das wäre ebensoviel, als ob man das freie Feld durch Tore zu verschließen trachtete. Kommt der Statthalter reich aus seiner Statthalterschaft, so sagen sie von ihm, daß er ein Schelm gewesen ist, kommt er arm zurück, so hat er den Handel nicht verstanden und ist ein Dummkopf.«

»So werden sie mich gewiß«, antwortete Sancho, »dieses Mal eher für einen Narren als für einen Schelm halten.«[378]

Unter diesen Reden gelangten sie, von Jungen und vielen andern Leuten aus dem Schlosse umgeben, dahin, wo sich auf einer Galerie der Herzog und die Herzogin schon befanden, um den Don Quixote und Sancho zu erwarten, der nicht eher hinaufgehen wollte, um den Herzog zu sehen, bis er vorher dem Grauen im Stalle Quartier gemacht hatte, denn er sagte, daß er in der Nachtherberge eine gar zu schlimme Nacht zugebracht habe; dann ging er hinauf, um die gnädige Herrschaft zu sehen, vor der er niederkniete und sprach: »Ich, meine Gnädigen, weil es Euere Hoheit also wollte, ohne irgendein Verdienst an mir, ging hin, um Euere Insel Barataria zu regieren, in die ich nackt kam und noch nackt bin, weder gewonnen noch verloren habe. Ob ich gut regiert habe oder schlecht, darüber gibt es viele Zeugen, die sagen mögen, was ihnen gut dünkt. Ich habe verwickelte Sachen aufgeklärt, Prozesse entschieden und bin immer vor Hunger gestorben, denn so wollte es der Doktor Pedro Recio, gebürtig aus Tirteafuera, der inselhafte und statthalterschaftliche Arzt. In der Nacht überfielen uns Feinde, und nachdem diese uns viel Drangsal angetan hatten, so sagten sie von der Insel, sie wären befreit und hätten durch die Tapferkeit meines Armes den Sieg erfochten; Gott gebe ihnen Heil, wie sie die Wahrheit sprechen. Mit einem Wort, während dieser Zeit habe ich die Last erwogen, samt allen Pflichten, welche das Regieren mit sich führt, und ich habe es ausgerechnet, daß das meine Schultern nicht tragen können, daß das kein Gewicht ist für meinen Rücken, kein Pfeil für meinen Köcher; damit also nicht die Statthalterschaft mit mir kopfüber machte, so habe ich lieber mit der Statthalterschaft kopfüber machen wollen und habe gestern früh die Insel so verlassen, wie ich sie gefunden, mit den nämlichen Straßen, Häusern und Dächern, die sie hatte, als ich hinkam. Ich habe von keinem etwas geborgt, auch ist mir sonst kein Gewinst zugefallen; ich hatte wohl den Vorsatz, etliche nützliche Verordnungen zu machen, aber ich habe es nicht getan, weil ich fürchtete, sie würden nicht gehalten werden, und dann kommt es auf eins hinaus, ob man sie macht oder nicht macht. Ich ging, wie gesagt, aus der Insel, ohne eine Begleitung, außer der von meinem Grauen; ich fiel in einen Graben, in diesem ging ich weiter, bis ich heute früh mit dem Lichte der Sonne den Ausgang sah; dieser ward mir aber nicht so leicht, denn hätte mir der Himmel nicht meinen gnädigen Herrn Don Quixote geschickt, so hätte ich bis an das Ende der Welt unten bleiben müssen. So, mein gnädigster Herzog und Herzogin, ist hier Euer Statthalter Sancho Pansa wieder, der nur das in den zehn Tagen gewonnen hat, in welchen er das Regiment führte, daß er einsieht, er gibt nichts darauf, ein Statthalter zu sein, nicht allein über eine Insel, sondern selbst über die ganze Welt; und hiermit küsse ich Euer Gnaden die Füße und mache es wie im Spiele die Kinder, wenn sie sagen: ›Verwechselt, verwechselt die Plätzchen‹; ich laufe aus meiner Statthalterschaft in den Dienst meines gnädigen Herrn Don Quixote, bei dem ich doch satt werde, wenn ich auch mein Brot in Ängsten esse, und ich meine, wie ich satt werde, ist mir gleichviel, ob von Pastinaken oder von Rebhühnern.«

Hiermit endigte Sancho seine lange Rede, indem Don Quixote immer fürchtete, daß er tausend Narrheiten darin vorbringen würde, da er sie ihn aber mit so wenigen beschließen sah, sagte er in seinem Herzen dem Himmel Dank, und der Herzog umarmte Sancho und sagte zu ihm, es tue ihm in der Seele weh, daß er die Statthalterschaft so schnell verlassen habe; er wolle es aber so einrichten, daß er ihm in seinem Gebiete ein anderes Amt gebe, das weniger beschwerlich und mehr einträglich sei. Auch die Herzogin umarmte ihn und befahl, ihn gut zu verpflegen, da man ihm ansah, daß er zerschlagen und mehr noch abgemattet war.

Quelle:
Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha. Berlin 1966, Band 2, S. 372-375,377-379.
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