Sternschnuppe

[215] Wann einer ausgegangen ist,

So ist er nicht zu Haus;

Und wird der Winter hart, so friert

Das Ungeziefer aus.


Ihr war der Knecht so eben recht,

So lang allein er warb;

Der Jäger kam, des Federhut

Den Handel ihm verdarb.


Der Pächter nahm, so wie er kam,

Ihr Herz gleich in Empfang;

Kein Wunder daß dem Amtmann auch

Der Meisterschuß gelang.


Und den Husaren – Offizier

Erblickte sie von fern:

Fahr hin, fahr hin, Kartoffelkraut,

Da geht mir auf mein Stern!


Dein Stern? was geht dein Stern mich an

Absonderlicher Art

Mit goldbeschnürtem rotem Wams

Und Schnurr- und Backenbart?


Bald hat ein solcher sich geschneuzt,

Es lischt das Lichtlein aus;

Wann einer ausgegangen ist,

So ist er nicht zu Haus.


Nun bricht der Winter an, es friert;

Du blickst nach uns zurück;

Ich und wir alle, teurer Schatz,

Wir wünschen dir viel Glück.


Und bleibst du sitzen, teurer Schatz,

So bist du nicht allein;

Noch wird der alten Jungfern Zunft

Nicht ausgefroren sein.
[215]

Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 215-216.
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