1.

Ew. Hochwohlgeboren!


Kurzweg so, ohne Ort- und Zeitangabe, oben rechts, geht's? Darf ich Ew. Hochwohlgeboren mit einer Briefcharade necken? Und am Ende auch die Unterschrift des Verfassers weglassen? Wobei ich, um selbst zum Glauben an die volle Wirkung dieses fragwürdigen Briefes zu gelangen, voraussetzen müßte, daß Sie seit unserer langen Trennung auch die Erinnerung an meine Handschrift verloren.

Ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen gegenüber in dieser schlechtesten aller Welten, wo es besser wäre, gar nicht geboren zu sein, es sei denn, daß u.s.w. – ob ich Ihnen gegenüber den Spaß so weit treiben darf. Zumal da Ihre pessimistische Weltgestaltung – nicht wahr, wir sind in der Ergründung des Warum? Wozu? Woher? Wohin? unseres Daseins endlich weit genug gekommen, daß wir so etwas wie Weltgestaltung[1] auf eigene Faust. Gefahr und Rechnung ins Werk setzen und mit uns und unserer Lebensführung anfangen können, was wir mögen, ohne irgend einem anmaßlichen Hinz oder Kunz Rechenschaft schuldig zu sein? – also: zumal da Ihre pessimistische Weltgestaltung mehr und mehr einen Stich ins Allerdurchlauchtigste, Großmächtigste, Sonnenkönighafte bekommen hat, wie mir jüngst vorübergereiste Freunde im Fluge meldeten.

Blutiger Heiland von Dachau, steh' mir bei. Doktor Trostberg in der Livree eines geheimen Hofdichters, einer Art von dramatischem Minister für die litterarischen Angelegenheiten der königlichen Separatvorstellungen? Bin ich recht berichtet? In der That eine pikante Häutung für einen Studienlehrer a.D., für den gemaßregelten Verfasser radikaler sozialphilosophischer Schriften über den deutschen Bauernkrieg und eines brennend roten Buchdramas »Thomas Münzer«, das anno dazumal seiner Feuergefährlichkeit wegen von keinem Münchener Buchhändler in das Schaufenster gestellt werden wollte ...

Ja, ja, »und neues Leben blüht aus den Ruinen«, wie Schiller deklamierte, der auch mit den Räubern (»In tyrannos!«) und den böhmischen[2] Wäldern begonnen, um mit der geadelten klassischen Hof-Tragödie und einem Platz in der Fürstengruft zu schließen.

Ich empfinde es wirklich als Anmaßung, mir mit Ihnen diesen epistolarischen Scherz zu erlauben, wenn ich Sie nur jetzt studierend, exzerpierend, übersetzend, dichtend auf vertrautestem Fuße mit dem Hofe Ludwig XIV. in Versailles denke, ganz vergoldet vom Strahle der Königssonne jenes großen französischen Jahrhunderts, du auf du mit den schönsten, liebenswürdigsten, galantesten Damen; wenn ich Sie mir vorstelle, wie Sie mit der Madame Pompadour zu Bett gehen und mit der La Vallière aufstehen, wie Sie – – – Nein, das will ich mir lieber doch nicht vorstellen, Ihr deutscher Mannesbusen nähme sich in dieser Entblößung doch gar zu sündhaft aus.

Und dabei hat sich Ihr Pessimismus auch ins Hoffähige hinüberstilisiert und schwebt bei feierlichen ästhetischen Empfangsabenden zwischen der letzten und vorletzten Hofrangklasse zum Olymp empor. Er trägt nicht mehr die krachlederne Kniehose und die wollenen Wadenstrümpfe und die derben Bergschuhe, sondern kleidet sich in die glänzende Hofkavaliertracht des großen Jahrhunderts;[3] er hat sich die ursprünglichen Naturlaute abgewöhnt und spricht jetzt mit der glatten Zunge des vollendeten Höflings. Dreh' dich im Grabe um, alter Onkel Schopenhauer, philiströser frankfurter Isegrimm und Pudelführer!

Allein, schon Sie, Hochwohlgeboren, eben weil mich diese ganze Geschichte eigentlich nichts angeht, finde ich die alte, heitere Freiheit des Geistes wieder, Ihnen diese scherzhafte Epistel zu widmen. Aus der Ferne nehmen sich die Metamorphosen eines Sonderlings vielleicht auch – weniger bedenklich aus, als sie thatsächlich sind.

Und nun bitte, ich Sie, betrachten Ew. Hochwohlgeboren diese Zeilen als eine von meiner phantasielosen Ehrlichkeit schlecht erfundene captatio benevolentiae, als eine diplomatisch mißratene Vorrede zu dem nun folgenden eigentlichen Briefe. Vor Monaten schrieb mir Drillinger (allerdings nur in einem Postskriptum!) die Mahnung: »Richte doch auch wieder einmal einen ordentlichen Brief an unsern verehrten Dr. Trostberg, er rechnet darauf.« Ich kam seither nicht dazu. Schlimmer noch: in meinem letzten Brieffolianten an Drillinger vergaß ich sogar, Ihrer zu gedenken und Ihnen die von Drillinger getreulich an mich übermittelten Grüße zu erwidern.[4] Ich eile, das Versehen gut zu machen, indem ich Ew. Hochwohlgeboren folgenden Extrabrief schreibe. Den versprochenen Pessimistenbaustil werde ich Ihnen leider diesmal noch nicht mit einwickeln können. Doch will ich mein Möglichstes thun, auch dieses Problema zeitgemäßer philosophischer Architektur zu Nutz und Frommen der Mit- und Nachwelt noch zu lösen.

Ich schließe hiemit, nehme ein frisches Blatt – und beginne!


Pompeji, in den letzten Tagen.

Albergo del Sole, Frühling 1886.


Mein verehrter Doktor Trostberg!


Daheim ein Überflüssiger, hab' ich die Jahre her halb Europa durchzogen: Holland, Belgien, Frankreich, Österreich, Ungarn, die Schweiz – und andere von Wissenschaft und Kunst überblühte Naturgebiete, um die tausend und millionenfach abstudierte und abgebrauchte Gedanken- und Formenwelt mit eigenen Sinnen zu mustern und die uns schulmäßig eingepaukten Meinungen, Ansichten, Gemeinplätze und Urteile ein wenig nachzuprüfen. Gar vielen Unsinnskram, den man daheim ehrfürchtig und mühselig weiter schleppt, habe ich unterwegs abgeschüttelt – und es ist mir mit jedem Schritte leichter und wohler geworden.[5] In jedem fremden Wirtshause habe ich mit dem üblichen Trinkgelde zugleich einige Dummheiten zurückgelassen. (In Parenthese: der Leser wird höflichst gebeten, Dummheiten nicht mit dummen Streichen oder sonst mit einer boshaften Doppeldeutigkeit zu übersetzen.)

Ich habe frisches Leben, frische Eindrücke gesucht und wie oft ich auch enttäuscht von dem Äußerlichen war, innerlich habe ich immer das Eine gewonnen: erfrischte Kraft! Was ich jedoch noch nicht gewonnen habe, mein verehrter Doktor Trostberg, das ist die ausreichende Zahl von Motiven, aus denen ich Ihnen den neuen pessimistischen Baustil hätte konstruieren können, den ich Ihnen in einer überschwänglich mißmutigen Stunde – ich weiß das Plätzchen noch: auf einer von blühendem Flieder umbuschten Bank auf der prächtig grünen, mit hohen Pappeln, Ulmen und Linden bestandenen Landzunge zwischen den schäumenden und tosenden Isarwassern, links von der Maximiliansbrücke – zur architektonischen Ergänzung und wohnlich stilgerechten Ausbauung Ihrer Weltanschauung versprochen habe. So nahrhaft und gut die Pessimisten auch das hundeschlechte Dasein ertragen: der Pessimismus selbst lebt noch rein von der Luft der Dichtung[6] und Wagnerischer Musik, sowie von einiger Farbenillusion trübseliger Malermeister. Architektonisch ist er noch ganz und gar obdachlos. Nun werden Sie freilich gleich wieder mit Ihrer herben Spruchweisheit bei der Hand sein: die Baukunst nimmt in der Rangfolge der Künste überhaupt die niederste Stufe ein; sie ist eine bloße Bedürfnis- und Nutzkunst und steht ästhetisch nicht hoher als die Bekleidungskunst – die Wohnstube, das Haus, der Palast sind eigentlich ja nur erweiterte Kleider, um uns vor der Unbill der mörderischen Natur zu schützen; die Architekten sind auch keine philosophischen Köpfe, sondern höchstens Rechnungsmaschinen, ihre Kunst ist nur entwickelte Naturnachahmung und hat im Tierreich zahlreiche, zum Teil unerreichte Muster u.s.w.

Bleibt uns also vorerst nichts anderes übrig, mein verehrter Doktor Trostberg, als unsere Zuversicht auf die Zukunft zu setzen und das Beste von der Ausbreitung und Kräftigung der pessimistischen Idee zu erhoffen. Haben wir erst glücklich einmal ein durch und durch pessimistisches Volk, wie wir ein biertrinkendes, handeltreibendes, kriegführendes, gottverehrendes Volk haben, dann wird neben dem Kneipenstil. Bahnhofstil,[7] Festungs- und Kasernenstil, Kirchenstil u.s.w. auch der echte und gerechte pessimistische Philosophenstil erstehen. Es wird zwar noch viel Hochgebirgs-Gletscherwasser in die Isar fließen, bis wir jene Erhitzung der Köpfe und Herzen herbeiführen, welche die Vergletscherungen des unseligen Optimismus in auflösenden Fluß bringt und mit dem neu erblühenden Pessimistenvolk auch der neue Pessimistenstil siegreich in die Erscheinung tritt; allein Hoffnung läßt nicht zu Schanden werden. Daß der Pessimismus an sich reich an Konstruktionsgedanken ist, die dereinst bauliche Verwertung finden können, beweisen ja einstweilen die philosophischen Lehrgebäude, die in. den zahllosen Schriften unserer Schopenhauerianer und Hartmannianer auftauchen. Ich selbst habe zwar – zu meiner Schande muß ich's gestehen, auch wenn ich um eine ganze Quecksilbersäule in Ihrer Achtung sinken sollte – diese schriftlichen Lehrgebäude noch nicht in der Nähe beaugenscheinigt, ich habe mich bescheidentlich begnügt, sie wie ferne Nebelformen nach dem Hörensagen anzustaunen; allein ich habe hier eine kleine geniale Person bei mir, eine Malerin in Temperafarben, die sich sehr gründlich im Schrifttum der Philosophen umgethan zu haben scheint, und sie[8] ist es, die mir neulich erst wahre Wunder von den Konstruktionsgedanken der Schopenhauerianer strengerer und laxerer Observanz erzählt hat. Für meinen eigenen philosophischen Hausbedarf bin ich immer noch ganz anständig mit dem kleinen witzigen Gedankenvorrat ausgekommen, den mir die »Lichtstrahlen aus Schopenhauers Werken«, das pikante Kapitel von den Illusionen der Liebe in Hartmanns »Philosophie des Unbewußten« und der belehrende Umgang, dessen ich mich einst mit Ihnen zu erfreuen hatte, in angenehmster Weise lieferten. Zufällig bekam ich neulich ein Bändchen Gedichte von einem gewissen Leopardi in die Hand, der da drüben am Vesuv herumpessimistiert haben soll. Die Gedichte sind sehr schön. Doch war ich sehr enttäuscht, als mir versichert wurde, Leopardi sei wirklich ein genialer Schmerzenreich, ein unheilbar leidender und tief unglücklicher Mensch gewesen. Er soll auch sehr jung gestorben sein. Meine seitherigen Erfahrungen hatten mich zu der Annahme verleitet, daß der Pessimismus seine Bekenner recht gut konserviere und sie ein vergnügtes Alter erleben lasse. Eduard v. Hartmann, der die Niederträchtigkeiten der Liebe und Ehe am schärfsten geißelt, ist bekanntlich sehr angenehm[9] verheiratet und glücklicher Familienvater. Von Schopenhauer gar nicht zu reden, der nach zuverlässigem Zeugnis besonders während seines italienischen Aufenthalts den Wonnekelch der Liebe bis auf die Nagelprobe zu leeren und auch sonst bis in sein hohes Alter vorzüglich zu speisen und zu verdauen pflegte. Dieser Pessimismus hat mir immer imponiert ... Er setzt bei seinen Bekennern eine ungewöhnliche Seelengröße voraus, denn es ist fürwahr kein kleines Stück, Lebenstheorie und Lebenspraxis so taktfest auseinander zu halten und auf der scharfen Kante des Iustemilien dahinzuspazieren, ohne Schwindel zu bekommen. Die oben zitierte kleine Malerin in Temperafarben, ein allerliebster Kamerad mit einem eminent klugen Köpfchen, hat mir diesen Kasus freilich in ein anderes Licht gerückt (sie rückt in ihrer famosen Originalität überhaupt alles in ein anderes Licht, auch in der Malerei, wo sie wie ein Satan auf das plein-air versessen ist); sie sagte nämlich, der Pessimismus ähnle darin den fideleren Religionen, daß auch seine Bekenner sich in Schafe und Böcke, in Gerechte und Ungerechte scheiden lassen ...

Also!

Haben wir zur Zeit noch nicht die Kraft zur[10] Schaffung eines architektonischen Pessimistenstils so haben die herrschenden Baustile unserer ruhmreichen Gegenwart wenigstens die Kraft, uns der pessimistischen Weltanschauung geneigter zu machen. Mir war nie weltschmerzlicher zu Mute, als wenn ich die neuesten Baudenkmäler unserer guten Kunststadt München betrachtet habe – z.B. die Gebäude der Maximiliansstraße. Und erst was da unten an der Isar herumgebaut worden ist! Bei diesem Anblick bekam ich sogar Gräßlicheres, als Weltschmerz, ich bekam Bauchschmerz!

Fürchten Sie nicht, mein verehrter Doktor Trostberg, daß ich aus Rache für die erlittenen scheußlichen Empfindungen Ihnen boshaft zurufe: Stellen Sie sich auf die Maximiliansbrücke und blicken Sie von da nach allen Himmelsgegenden in die Bauwunder des sogenannten Isarathens hinein – da haben Sie eine Ahnung Ihres Pessimistenstils! Was man da an der schönen, wilden, naturwüchsigen Isar an Münchener Kunstoffenbarungen vorgesetzt erhält, mag an Alles in der Welt erinnern, nur nicht an den kraftvoll eigenartigen, harmonischen Schöpfergeist Athens. Und darum glaube ich, daß wenn für München je einmal die Bezeichnung Kunststadt und Isarathen eine segensvolle Wahrheit werden und eine[11] Blütenepoche eigenen, kraftvoll überströmenden Schaffens auf dem Gebiete des Schönen im umfassendsten und höchsten Sinne bedeuten sollte, die entscheidenden Thaten ihren Schauplatz an den Isarufern finden werden. Im Smaragd der Isar werden sich die Siegeswerke spiegeln, und stolzes Rauschen wird den Triumph der neuen Münchener Kunst verkündigen. Was heute von den unerhörten Sehenswürdigkeiten der Kunstleistungen in der königslosen Haupt- und Residenzstadt Bajuwariens oder Viermaniens gerauscht wird, das stammt meistens von jenen geistig dürren Blättern, die mit den Stichworten der von der Klique inszenierten Reklame arbeiten. Das verblüfft, aber überzeugt nicht. Die Botschaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube. Je nun, einstweilen muß uns auch dieses – Wurst sein.

Erinnern Sie sich, mein verehrter Doktor Trostberg, wie unser großer einsamer König dereinst im Bunde mit Richard Wagner und Gottfried Semper den hehren Tempel deutscher Zukunftsmusik am Strande unserer Isar errichten wollte? Drüben auf der bewaldeten, sagenumflüsterten, eichen- und tannenumrauschten Uferhöhe gegen Bogenhausen? Wie er die nüchterne[12] Liebigstraße zur monumentalen Kunstfeststraße umschaffen und in mächtigem Zuge von der Gartenseite des Festsaales der Residenz bis an die Isar bauen, mittelst einer neuen Brücke über die Isar leiten und in malerisch aufsteigenden Terrassen bis an die Schwelle des hehren Festspieltempels führen wollte? Und die deutschen Völker versammeln sich hier, die hohen Feste ihrer nationalen Allkunst zu begehen, in längeren Zwischenräumen, begeisterten Herzens, aller Gemeinheiten und Sorgen des politischen und wirtschaftlichen Werkeltaglebens entladen, rein gebadet an Geist und Gemüt im Äther der großen vaterländischen Kunst ... Sehen Sie, wie sie in Scharen daherziehen, Männer und Frauen, Jünglinge und Jungfrauen, festlich gehobenen, elastischen Schrittes, beredten Mundes und glänzenden Auges, wie sie an der hohen Freitreppe des Kunsttempels sich wenden und klopfenden Herzens die Herrlichkeit der Landschaft bewundern, und aus der blauen Ferne grüßen die schneeigen Häupter der ewigen Alpen herein, und die Isar rauscht jubelnd herauf, und wie Nibelungenluft saust's durch die Wipfel der Eichen und Tannen, und im Abendrot schwimmt die hehre Kunststadt mit ihren ragenden Türmen und Giebeln ...[13] Und nach diesem Naturvorspiel hebt sich der Vorhang ... Die materielle Welt versinkt, die Sonne des Geistes geht strahlend auf am Firmament der Kunst, die herrlichen Sterne der Dichtung und Musik leuchten und tönen in das Dunkel, und in lebendigen Gestalten schreitet das Schicksal unserer Götter und Väter, zum erhabenen Bilde verklärt, an unserem Blicke vorüber ...

Ein Traum, ein Traum! O, es wäre mehr gewesen. Der Nibelungenring Wagners mit seiner grandiosen Symbolik hätte wie ein Weltgericht der reinen Kunst an dieser Stätte gewirkt. Hier hätte man das wunderreiche Zeitgedicht des Dichter-Komponisten in seiner wahren Bedeutung erfassen gelernt, was weder in dem fränkischen Dorf Bayreuth, noch in den Prunksälen unserer Opernspaß-Häuser jemals vollständig gelingen wird: Die Jagd nach dem Ring, d.h. dem Goldreif, welcher der Welt Erbe verleiht, als das tragische Verhängnis unserer Zeit, der Kapitalismus in seiner Götter und Menschen aufreibenden Besitz- und Machtgier, die Weltherrschaft des Goldes – welch' ein dämonisches Kampfmotiv, in das sich Himmel und Erde teilen, und welch' eine Katastrophe! Ich weiß[14] nicht mit deutlichen Worten zu sagen warum, aber ich habe die Empfindung, daß diese Weltdichtung gerade an der Isar ihre volle Offenbarungsgewalt hätte entfalten müssen. Und hat der junge König nicht eine ähnliche Empfindung haben müssen? ...

Welch' grandiose, eines jugendschönen, idealen Bayern-Königs würdige Künstlerphantasie!

Leider ist das Volk nicht mit seinem König gegangen. Der große Augenblick fand ein kleines Geschlecht. O Jammer, es hat von der goldenen Minute ausgeschlagen, was ihm keine Ewigkeit mehr zurückbringen wird. Der Königswille wurde gebrochen durch den brutalen Kleingeist der Kunststadtphilister, Meister Richard Wagner wurde aus der verdummten Kunststadt vertrieben, Meister Gottfried Semper rollte seine genialen Pläne zusammen und ging, und König Ludwig der Zweite schüttelte Schmutz und Staub seiner Residenzstadt von den Füßen und flüchtete sich in die Alpen und verzauberte sich in eine märchenhafte Welt, aus Dichtung gewoben und Wahrheit ... Großer, armer, unverstandener König, wie wird das enden! ...

Ja, mein verehrter Doktor Trostberg, ich habe Sie in dem Verdacht, daß Sie sich jenes[15] wüsten Münchener Hexensabbates gar nicht mehr erinnern. Damals waren Sie noch wohlbestallter klassischer Schulmeister in der fröhlichen Pfalz. Was kümmerten Sie da die unklassischen Münchener Händel? Sie räsonnierten und zechten mit unserem gemeinsamen Freund Doktor Leyser – Gott hab' ihn selig! – und schlugen sich die ersten pessimistischen Einfälle zwischen zwei Flaschen Jesuitengarten zu Faden, weil die üppige Sarah, die nachmalige Gesponsin meines Münchener Bankiers, Sie nicht erhören wollte. Aber ich habe jenen Hexensabbat in München miterlebt, und als ich neulich meine kleine Reisebibliothek revidierte, fielen mir wieder die Strophen in die Hand, worin der nun fast vergessene Dichter Herwegh jenen Spuk schildert. Ich will zu Ihrer pessimistischen Ergötzung die Hauptstellen ausschneiden und herkleben. Hier!


Vielverschlagener Richard Wagner,

Aus dem Schiffbruch von Paris

Nach der Isarstadt getragner

Sangeskundiger Ulyß,

Ungestümer Wegebahner,

Deutscher Tonkunst Pionier,

Unter welche Insulaner,

Teurer Freund, gerietst Du hier!

Und was hilft Dir alle Gnade[16]

Ihres Herrn Alkinous,

Auf der Lebenspromenade

Dieser erste Sonnenkuß?

Die Philister, scheelen Blickes,

Spucken in den reinsten Quell;

Keine Schönheit rührt ihr dickes,

Undurchdringlich dickes Fell.

Ihres Hofbräuhorizontes

Grenzen überfliegst Du keck,

Und Du bist wie Lola Montez

Dieser Biedermänner Schreck.

»Solche Summen zu verplempern,

Nimmt der Fremdling sich heraus!

Er bestellte sich bei Semper'n

Gar ein neu' Komödienhaus!

Ist die Bühne, drauf der Robert,

Der Prophet, der Troubadour

München's Publikum erobert,

Eine Bretterbude nur?

Schreitet nicht der große Vasco

Weltumsegelnd über sie?

Doch Geduld – Du machst Fiasco,

Hergelaufenes Genie!

Ja, trotz allen Deinen Kniffen,

Wir versalzen Dir die Supp';

Morgen wirst Du ausgepfiffen –

Vorwärts, Franziskanerklub!«


Ein niedlicher Rummel der Isarathener! Und das war Ludwigs vielgeliebtes Residenzstadtvolk, in dessen Mitte er leben sollte ...

Wenn er dem Zwange des Staatsgrundgesetzes[17] gehorcht und einige Male im Jahre bei Nacht und Nebel nach München kommt, dann schließt er sein Theater für den großen Haufen der Isarathener und läßt sich Separatvorstellungen rüsten, in welchen neben den klassischen Meisterwerken der großen Deutschen mehr und mehr die Louis-Quatorziaden der wälschen Repräsentationskomödie zur Darstellung kommen, und mein verehrter Doktor Trostberg, der bleiche Schatten des einstigen rotblütigen Zeitgenossen und Überlebenden des deutschen Bauernkrieges, taucht seine Schwertfeder in die Schminktöpfchen französischer Übersetzungsdramatik und Pompadourlitteratur ...

Ah, Sie wollen einen Pessimistenstil, geheimer Separatdichter? Da haben Sie ihn!

Und da, wo die Isarwellen scheu und klagend an der Bogenhauser Höhe vorübereilen, da sehe ich einen Stein aus dem Wasser ragen ... Und auf diesem Stein wird einst der Doktor Trostberg seine mißbrauchte Schwertfeder zerbrechen und seine Leier zerschlagen – im Jammer um eine verlorene schöne Welt, und das wird sein erster wahrhaftiger Weltschmerz sein, vor dem ich Hochachtung empfinde, ich, der Weltfrohe.

Und nun lassen Sie uns ein wenig von unseren[18] letzten Tagen und Eindrücken in Pompeji plaudern!

Jawohl, dieses Pompeji, das sich jetzt nach tausendjährigem Todesschlaf wie ein Gespenst am hellen Tag aus seinem Grabe erhebt und sich Asche und Staub aus den hohlen Augen reibt und seine verschollene Zier und seine verblichene Schönheit Stück für Stück aus den Trümmern zusammenliest, das war eine Kunststadt. Fürwahr, ich möchte unsere Kunststadt nicht an seiner Stelle sehen ...

Ach, der Gedanke an die Heimat läßt mir keine Ruhe, und mein Empfinden schweift schon wieder ab ... Es ist ein Sturm, ein Aufruhr in mir, der jedem beschaulichen Genießen spottet.

Meine Feder saust im Fieber über das Papier, und ich breche Ihnen den Hals, Doktor, wenn Sie nicht stille halten und mich nicht achtungsvoll zu Ende hören. Der Sie das Leid der ganzen Welt empfinden und tragen, dürfen nicht widerwillig das Leid des Einzelnen von sich weisen. Und ich leide, wenn ich an unumwundener Aussprache verhindert werde. Aber ich will nicht zu einem Klotz reden, sondern zu einer mitempfindenden Mannesseele. Für letzteres halte ich sie trotzalledem. Täusche ich mich, so[19] sind Sie ein verdammter Egoist. Ich würde es dann nicht einmal mehr für ein Vergnügen, geschweige für eine Ehre halten, von Ihnen angepumpt zu werden. O nicht diese saure Miene, obwohl sie einen geborenen Pessimisten gut kleidet! Ich revanchiere mich und pumpe Sie auch an, sobald ich heimkomme. Nicht um Geld, sondern um einen guten Dienst. Jetzt, wo Sie ein Zipfelchen vom Ohr des Königs haben und ein Mann von allerhöchstem Einflusse sind ... Meine Isarbebauungspläne – ahnen Sie etwas? Ah, ich sehe schon isarauf- und abwärts die Gerüste aus dem Boden wachsen und ein Heer von Arbeitern wimmeln und ganze Wagenburgen mit Baumaterial heranziehen ... Die Lastfuhrwerke knarren und ächzen, Staubwolken wirbeln auf, ein ungeheures Leben erfüllt die stillen Ufer, aus allen Gassen strömen die Gaffer herbei, um das Wunder der Umgestaltung zu sehen. Wie die Göttin der Schönheit aus den Fluten des Meeres, so taucht ein göttlich schönes Neu-München aus den Fluten der Isar auf ...

Und da jagen meine Gedanken in diesem toten Pompeji umher wie aufgescheuchte Vögel, wenn sich der Himmel mit Gewittern überzieht. Warten soll ich! schreibt man mir von daheim.[20] Warten. Der große Zeitpunkt sei noch nicht gekommen. In vier, fünf Jahren erst könne alles in Fluß kommen. Man habe alle Hände voll mit anderen Dingen: mit der Wasserleitung, der Kanalisation, der Pflasterung, der Trambahn, dem Viehhof, den Marktbuden, der Vollendung des Akademiegebäudes, der Auskundschaftung eines Platzes für das Künstlerhaus der »Allotria«, Renovierung und Erweiterung alter Kirchen, Erbauung von Schulkasernen, Erhebung Schwabings zur Weltstadt, Umbau des Hofbräuhauses und des Landtagsgebäudes, »Sanierung der königlichen Kabinetskassa«, Ministerstürzerei u.s.w. Überall, wo ich angeklopft und sondiert habe, die nämliche Antwort: Warten!

Ich habe diesen Winter in Rom eine Denkschrift ausgearbeitet und an den Architekten- und Ingenieur-Verein nach München geschickt; ich habe einigen Finanzgrößen Pläne und Rechnungen vorgelegt; ich habe Fühlung gesucht mit den führenden Köpfen im Stadtbauamt; ich habe Ministerialbeamte mit Anregungen bombardiert: Warten! tönte es im Unisono – laut und leise. Das heißt, einige haben gar nicht getönt, sondern sind stumm geblieben bis auf den heutigen Tag.

Das sage ich nur Ihnen. Nicht einmal[21] Drillinger ist in alle meine Pläne und Bestrebungen eingeweiht. Ich machte ihm nur Andeutungen. Der hat genug mit sich selbst zu thun und wird mit seinem kleinen Zickzack-Schicksal und seinen unsinnigen Lebens-Experimenten und Liebeshändeln nicht fertig. Mich kann nur ein Mann der festen, geraden Linie verstehen. Drillinger ist das nicht, trotz oder wegen seiner naiven Irrwisch-Natur. Aber der sind auch Sie nicht mehr, mein verehrter Doktor Trostberg, seit Sie königsdichterlich flunkern, he? Oder geht Ihre poetische Krumme bald wieder in eine logische Gerade über? Oder läuft sie daneben her, bis sie sich in kurzem außer Atem gelaufen? Dauert sie nicht länger, als Fürstengunst? Als Ludwig'sche Huld? ... Darf man hoffen?

Warten!

Gut, warten wir in drei Teufels Namen der Dinge, die da kommen sollen.

Dieses antike Pompeji, ein Provinznest nach unseren Maßbegriffen, sehen Sie, das war recht eigentlich eine Großstadt und eine Kunststadt zugleich. Was für ein großer, künstlerischer Zug in allem, selbst im Kleinsten und Alltäglichsten! Diese Theater und Bäder und Hallen und Thore[22] und Promenaden haben sicher kein provinzlerhaftes Spießer- und Krämer- und Bureaukratenvolk zu Urhebern und Nutznießern gehabt. Hier freute sich eine geistreiche, elegante Bürgerschaft ihres Daseins und das künstlerisch schöpferische Talent wurde seines Lebens und Schaffens froh. Eine Welt der Schönheit und der Freude auf einem Raum nicht größer, als eine Münchener Vorstadt ...

Es ist mit der Kunststadt genau so wie mit der Großstadt. Was gibt einem Gemeinwesen den Charakter und die Bedeutung einer Großstadt? Etwa bloß die Höhe der Einwohnerzahl? Keineswegs! Der Statistiker kann eine halbe Million Seelen nachweisen, und trotzdem sagt der Kulturforscher: Krähwinkel. Zehn oder zwanzig Dörfer und Märkte nebeneinander gelegt und verkehrs- und verwaltungsmäßig miteinander verbunden, geben eine große Stadt – aber keine Großstadt.

Also was gibt einem großen bürgerlichen Gemeinwesen erst den Charakter einer wirklichen Großstadt? Die großen Schulden etwa, das riesig anwachsende Budget, das fraktionsnärrische Parlamentspielen mit den endlosen Rede- und Rechthaberei-Turnieren der Stadtväter im Rathaus, wo jeder schließlich doch zuerst an den[23] eigenen Sack denkt, wenn er sich als Vorsehung über das große Gemeindeportemonnaie hermacht? Nein. Der Charakter der Großstadt kann nur aus dem großen Sinn der Bürgerschaft hervorwachsen, aus dem großen Sinn, der im Vereine mit dem weiten Blick und dem organisatorischen Genie der Verwaltung aller Hemmungen Herr wird und dem stockenden geistigen, künstlerischen, merkantilen und geselligen Verkehr neue und immer gewaltigere Schwungräder einsetzt.

Und ähnlich verhält sich's mit der Kunststadt. Daß irgendwo ein Dutzend sehr guter, einige Dutzend guter, ein paar Hundert mittelmäßiger Ausüber irgend einer Kunst ihre Werkstätte aufschlagen und mit den Hilfs- und Nebengewerblern, den Modellen, Leinwand-, Farben- und Pinselhändlern, den Kritiken, den Atelierwanzen, den Bilderkrämern, Ausstellungs-Schacherern u.s.w. zusammenhausen und sich täglich mit der Frage quälen: was kunstwerkle ich nur heute gleich zusammen, um Sensation und Geld zu machen und die Kollegen zu verblüffen? – das gibt noch lange keine Kunststadt. Aber das gibt eine Kunststadt, wenn Hoch und Niedrig, Reich und Arm, Meister und Schüler, Schöpfer und Kritiker[24] und Händler, Verwaltung und Bürgerschaft von dem allbelebenden Kunstgeiste kräftiger Kulturentfaltung erfaßt und durchdrungen, miteinander wetteifern, schaffend und genießend, vorbereitend und ausnutzend, die höchsten Triumphe der Schönheit, der Phantasie und des Frohsinns an ihre Heimatstadt zu fesseln, damit von ihr die bahnbrechenden Ideen und Werke ausstrahlen in alle Welt und von allerwärts her Ströme der Bewunderung und goldenen Lohnes zurückfließen.

Die Erziehung des Urmüncheners zum Kunststädter war anfangs eine fast aussichtslose That einzelner Fürsten. Besonders als sich die alte Herzogstadt in die neue Königsstadt umwandelte. Man wehrte sich gegen die Ansiedlung genialer Baumeister und Maler, genialer Schriftsteller und Musiker und Theatraliker oft mit komischer Verbissenheit; der Urmünchener in seinem alten, dumpfen, verpfafften Winkelwerk fürchtete in ihnen die Lichtbringer und Aufklärer, die geistigen Unruhstifter und Bewegungsmacher. Die gewohnte saule Ruhe, mit edelstem Bier genossen, war ja so süß, die geistige Beschränkung half so lieblich die köstlichen Kalbsbraten und Bockwürste und Radi verdauen – – und dabei brachten[25] die kirchlichen und büreaukratischen Koterien so gemütlich ihr Schäfchen ins Trockene.

Nur durch das unverdiente Glück, so außerordentlich hochsinnige, weitblickende Fürsten wie die Könige Ludwig I. und Max II. als Landesväter zu haben, wurden die Münchener zu dem Range moderner Kunststädter erhoben. Alles verdankt München der beharrlichen Thatkraft und Unerschrockenheit dieser großen Könige ... Und erst als der phantasievollste und idealste aller Wittelsbacher, der jugendliche Ludwig II. den Thron bestieg, jubelte jedes echte Künstlerherz ... Das war der psychologische Moment in Münchens Kunstgeschichte, die nach neuen Zielen und Wegen drängte ... Da kam die große unselige Schicksalswende ... Seit der Monarch die Stadt verlassen und ... Berge und Inseln mit Millionen und aber Millionen verschlingenden Phantasiebauten sich bedecken, seit jenem verhängnisvollen Augenblick verlor das Münchener Kunstleben alle Führung und Richtung ins Große. Ein kleinliches, trübes, chaotisches Durcheinander. Es wurde dies und das probiert, allein ein stolzes, sicheres Zentrum, von dem aus die neue Entwickelung zu lenken gewesen wäre, wurde nirgends gefunden. Es ist auch[26] kein Meister aufgestanden, der mit der Wucht seines Genius die Leitung an sich gerissen hätte. Das Kliquenwesen blühte, die Koterieherrschaft, der Intriganten-Unfug. Auflösung, Zerbröckelung. Kein Zug mehr ins Gewaltige. Ach, das Herz könnte einem brechen, wenn man bedenkt, wie ganz anders alles hätte kommen können ...

Pompeji, Pompeji! Wo bin ich denn?

Ja, mein verehrter Doktor Trostberg, Sie thun sich leicht mit Ihrem philosophischen Weltschmerz. Als ein halber Abkömmling jenes auserwählten semitischen Volkes, das wie kein anderes über einen aufgespeicherten, fast unerschöpflichen Schatz von Energie und Seelenkraft gebietet, können Sie ohne Gefahr im Ozean des Weltleids umherplätschern, während wir rassenmäßigen blonden Germanen viel weicherer und empfindlicherer Natur sind. Uns setzen die historischen Katastrophen ganz anders zu. Wir haben selten die feine Gabe, selbst das Unglück zu überlisten und aus verzweifelten Lebenslagen, in welche das Schicksal, der Zufall, die Schuld oder sonst irgend eine geheimnisvoll unverantwortliche Macht uns gestürzt, einen Zugang zu neuen Vorteilen, Freuden und Ehren im Kopfumwenden zu gewinnen.

Merkwürdigerweise sind uns sogar die Frauen[27] in der Ausnützung des Mißgeschickes überlegen. Da ist z.B. die wiederholt zitierte kleine geniale Person, Flora Kuglmeier nennt sie sich im profanen Leben – es gibt ja noch viel dümmere Namen, z.B. den meinigen – ein kleiner Vulkan, ein Dämon, und dabei von kältester Besonnenheit, von eiserner Beharrlichkeit, von unverwüstlichem Vertrauen auf die Kraft des eigenen Geistes, im kritischen Moment das Rechte zu treffen.

»Das würde ich so und so machen,« spricht sie; »den und jenen Erfolg muß man sich vorerst ganz aus dem Sinn schlagen – jetzt herrschen die Übergangsmenschen; kämpfen muß man immer, zum Kämpfen sind wir da, wenn auch nicht immer zum Siegen. Kämpfen heißt aber nicht mit dem Kopf gegen die Wand rennen.«

Dann wieder mit einem unbeschreiblich feinen pfiffigen Zug, der in dem stillen, überlegenen Gesicht gar humoristisch wirkt: »Auf Gott vertrau' – und um Dich hau'! Hauen steht besonders dem Deutschen gut, wenn er's mit Grazie und Schick macht, daß jeder Hieb sitzt und zugleich so betäubend wirkt, daß der Andere sich gar nicht auf den Gegenschlag besinnen kann Hauen, aber weder prügeln, noch fuchteln. Hauen[28] mit Gottvertrauen. Und wenn die Geschichte gefruchtet hat, auch dem lieben Gott sein ehrlich verdientes Lob nicht vorenthalten. Das ist heldenhaft und klug. Das hat mir immer in den preußischen Siegesberichten gefallen: ›Mit Gottes Hilfe haben wir die Mac Mahon'sche Armee aufgerieben; mit Gottes Hilfe haben wir den Kaiser Napoleon gefangen u.s.w.‹ Wie's in dem Fibel-Sprüchlein heißt: Mit Gott fang' an, mit Gott hör' auf. Jeder Sieg ist eine Verantwortung. Es ist klug, bei Verteilung desselben Gott so wenig zu verkürzen wie den braven Kutschke. Bei Sadowa wurde auch der preußische Schulmeister für den Sieg ausdrücklich mitverantwortlich gemacht. ›Der preußische Schulmeister hat den österreichischen geschlagen.‹ Sehr gut. Dann können sich die feindlichen Kriegsherren bald wieder froh in die Augen sehen und sich brüderlich die Hand schütteln.«

Das sprudelt sie aber nicht heraus, auch spricht sie's nicht mit Pathos. Gott bewahre. Die Rede ist langsam, mit nachdenklichen Pausen. Man merkt's: Der Gedanke betrachtet sich den Weg und geht bedächtig im schönen Schrittwechsel, damit er nicht über die eigenen Füße stolpert. Und dann immer dies Entzückende: der Gedanke hat[29] Gefühl in sich, ohne Sentimentalität; über den dunklen, warmen Ernst ist ein leichter, fröhlicher Spott gehaucht.

Von den gegenwärtigen Verlegenheiten des Königs spricht sie mit rührender Teilnahme. Sie ist eine kernechte, kerngesunde Bayerin, entflammt für eine große Auffassung und Deutung der bayerischen Geschichte im Rahmen der deutschen. Mit Betonung des Partikularistischen, Stammeseigentümlichen. Die Flammen schlagen aber nicht zum Dach hinaus und blenden nicht blitzartig den Blick. Ein starkes, ruhiges, inneres Feuer, das sich nicht verregnen läßt und üblen Qualm erzeugt. Für die Beurteilung des Königs fordert sie den tragischen Maßstab und verwirft den banal-kritischen. Sie betont die Ohnmacht des Einzelnen, und wäre er noch so hochgefürstet, gegenüber der unerbittlichen modernen Staatsmaschine. Auch für die Logik des Geldwesens fordert sie Respekt.

»Das kleine Einmaleins hat schon die Größten zu Fall gebracht. Ein Rechnungsfehler ist auch ein Stück Fatum.«

Bitte, nicht dieses Stirnrunzeln, mein verehrter Doktor Trostberg, das offenbar sagen will: Die hat's ihm mit ihrer klugen Hausbackenheit[30] angethan, mit ihrem Gegengewicht zu seiner Kunstschwärmerei! Sie wissen ja noch gar nichts. Ich bin heute außer stande, ein volles, rundes Charakterbild zu zeichnen. Ich gebe nur einzelne Züge, die sich in dieser Abgerissenheit vielleicht zu widersprechen scheinen. Zum Beispiel, fügen Sie in das bisher Gesagte die wärmste Kunstbegeisterung ein, die umfassendste, die mir jemals bei einem Weibe vorgekommen. Noch ein Wort von ihr: »An unserer Isar wird eine Entscheidungsschlacht geschlagen werden: wer in München als der Stärkste die nächsten Generationen beherrscht – der Kunstsinn oder der Kapitalismus, Geist oder Geldsack.«

Kurz, eine ungewöhnliche Person. Und dabei rührend anspruchslos. Und so bescheiden in ihren Bedürfnissen, in ihrer Kleidung. Wie das alles zusammen die Schönheit ihrer Erscheinung erhöht! Wäre sie Schauspielerin geworden, raten Sie einmal, welche Meisterrollen die Pole ihres Wesens bezeichnen würden! Nichtwahr, da reiben Sie verlegen Ihre pessimistische Denkerstirn, mein geheimer königlicher Separatdichter? Ich will Ihnen darauf helfen: der Shakespearische Puck und die Ibsen'sche Nora. Verschmelzen Sie Puck und Nora – die Nora des letzten Aktes, den[31] lichten Sommernachtstraum mit der düsteren Winternachtstragödie – – – Nein, nein, auch das würde nicht ausreichen, die geheimnisvolle Art meines Originals erschöpfend darzustellen. Die Menschennatur hat Mischungszauber, hinter die noch kein Poet gekommen ist. Wie wunderbar ist auch diese Wirklichkeit: ich alter architektonischer Nußknacker träume hier in Pompeji, der schönsten und heitersten Ruinenstadt die einst in der Venus ihre Patronin verehrte, von unsern bajuwarischen Isar-Auen; ich höre den Heimatstrom durch die Stille der Ruinen rauschen und vor meinem süditalischen Sonnenblick, in welchem die Farben und Linien des glücklichen Kampaniens als das herrlichste Landschaftsgemälde der Erde schwimmen, gleitet plötzlich deutscher Mondschein und deutsches Sternenlicht sanft durch die Wipfel unserer hochragenden, im Nachtwinde flüsternden Isar-Buchenwälder und wecken die nordischen Märchen auf, die im grünen Blätterdunkel schliefen, und die Elfen schlingen ihren luftigen Reigen, allen voran Puck, der allerliebste, allerschönste Puck ...

Pompeji! Pompeji!

Ich wollte schon längst diesen endlosen, konfusen Brief schließen, aber im Zimmer nebenan[32] schreibt Puck, ich wollte sagen: Fräulein Flora Kuglmeier, gleichfalls unverdrossen drauf los, ich glaube, an einer Art Reisetagebuch – und sie sagte, ich solle nur ruhig weiter schmieren, bis sie fertig sei und mir klopfe. Da muß ich doch wohl gehorchen. Übrigens regnet's heute in Strömen.

Von Freunden und Bekannten, überhaupt von ihrer Vergangenheit spricht sie nicht gern. Man muß schon sehr viel und gut zu fragen und das Unausgesprochene aus ihren Antworten heraus zu horchen verstehen. Sie denkt von ihrem toten Vater, einem ehemals sehr geschätzten Hofmusiker und Mitglied der königlichen Kapelle, besser und inniger, als von ihrer lebendigen Mutter. Ihr Bruder schlage leider ihrer Mutter nach. Dieses »Leider« muß man sprechen hören und – sehen.

Geistig und körperlich ungewöhnlich. Besonders die Linie von der Nase zum Kinn ist von großer, charakteristischer Schönheit. Der zarte geschmeidige, jedoch gestählte Leib, elastisch, von der Biegsamkeit einer Toledaner Klinge, atmet die gesammelte Kraft, den herben Duft der Keuschheit. Frisch betauter Luzerner Klee. Für eine achtundzwanzigjährige Münchnerin –[33] so alt taxiere ich sie – etwas Phänomenales: bei höchstem, natürlichem Wissen noch nicht voll erschlossene Sinnlichkeit, imponierende keusche Ruhe und Ausgeglichenheit den heikelsten Problemen gegenüber. Wichtiger Umstand: sie ist Protestantin, also ohne mystische Aufpeitschung der sexuellen Neugier durch frühzeitige Beichtstuhlerfahrungen u.s.w. (Ich unterdrücke hier eine Parenthese.)

Aber was geht das Sie an? Gar nichts geht Sie's an, mein verehrter Doktor Trostberg. Sie haben nicht das geringste Verständnis für solche verwickelte Reize. Ein geschworener Pessimist. Es ist ja lächerlich – –

Ja, und wenn sie lacht, wozu sie sich freilich selten genug entschließt, erscheinen zwei wonnevolle Grübchen auf ihren Wangen und die kleinen, rosigen Ohren scheinen sich leise zu bewegen. Sie braucht auch gar nicht zu lachen. Seh' ich sie an, lacht mir das Herz im Leibe. Und das genügt, nicht wahr?

Als Paar betrachtet, ich meine, wenn wir so nebeneinander dahinschreiten, in Pompeji, zwischen Ruinen – sind wir freilich hinlänglich komisch. Sie hat mich neulich selbst darauf aufmerksam gemacht. Wir standen auf dem Forum, blitzblauer[34] Himmel, glühende Nachmittagssonnenkugel über dem Meer, auf dem die Reflexe wie kleine Flämmchen hüpften: unser Schatten lag wie eine ausgebreitete Haut dunkelbraunblau auf den weißen, sonnigflimmernden Steinplatten, ich ein riesenlanger Kerl mit einem Kopf in Haar und Bart wie ein Büschel Wirrstroh, sie daneben kaum bis an meine Schulter reichend, wenn sie sich auf die Zehenspitzen ihres Miniaturfüßchens stellt – ja, es war himmlisch komisch. Ich spürte in diesem Augenblick meinen klassischen Schulsack auf dem Rücken und kramte in Gedanken nach einem geistreichen mythologischen Vergleich. Wir haben ja so absurd niederträchtige Gewohnheiten von der blödsinnigen humanistischen Erziehung her. Und in Pompeji, wo man die Probe auf jeden lateinisch-griechischen Unsinn, den wir daheim aus den Büchern gesogen, glaubt machen zu können. Sie hingegen, vielwissende und doch unverbildete, klare Natur, deutete auf mein groteskes Schattenbild und sprach: Wotan, der Wanderer. Wie das in pompejanischer Luft klang! Wotan, der Wanderer! An sich selbst dachte sie gar nicht. Sie sah nur mich.

Ich mußte an den Spruch eines griechischen[35] Alten denken; ich glaube, es war Aristoteles, der gesagt hat: »Ein kleines Weibchen ist ein Paradoxon der Natur.«

Die alten Klassiker haben auch klassische Dummheiten gesagt; das ist vermutlich eine. Ein Paradoxon der Natur! Und eine lange Hopfenstange von Weib, was wär' denn die? Ein Weib, das man förmlich mit einer Leiter erklettern müßte, um im Kopfe doch nur ein leeres Nest zu finden? Der Aristoteles, wenn's der Aristoteles war, was ich in diesem Augenblick ja nicht feststellen kann, war in diesem Punkt ein Esel.

Nun sollten Sie einmal die Archäologin in dieser kleinen, genialen Person kennen lernen! Nichts Muffiges, Schulzwängliches und Schulbängliches, Altjüngferlich-Pedantisches und nach eitler Unfehlbarkeit Mißduftendes, wie wir's mit sehr wenigen Ausnahmen bei unseren fachgelehrten Altertumskrämern finden. Nein, nein, von all' diesen Lächerlichkeiten selbstverständlich keine Spur. Aber dafür ein unverdorbenes Auge voll naiver Spürkraft, einen waldfrischen Sinn für versteckte Schönheit und Wahrheit, einen kecken Bestimmungsmut, ohne Flausenmacherei. Ich kann mir nicht helfen, mein verehrter Doktor und[36] Studienlehrer a.D., abgesehen von unserem modischen, koketten, salonfähigen Wissenschaftlernachwuchse sind mir unsere gelehrten Häuser, sonderlich die Philologen, Rabbiner, Apotheker, Archäologen und verwandte Haarspalter, Geistespillendreher und Gehirnpflasterstreicher immer wie Halbmänner vorgekommen, ausnehmend gelungene Exemplare wie keifende, zänkische alte Weiber, und die vollendeten Fachtroddeln wie Hexen auf nächtiger Haide. Da hab' ich mich oft gefragt: warum überträgt man diese männerverwüstenden Wissenschaften nicht lieber den Frauen? Die Wissenschaften würden ihre widerwärtigen Eigenschaften ablegen und gewiß nicht schlechter dabeifahren ...

Und nun lerne ich diese Archäologin von natürlichen Talentes Gnaden kennen!

Am ersten Tag war ihr Pompeji ein Stilleben, das sie nur von der malerischen Seite reizte. Am zweiten Tag war's ihr ein Kuriositäten-Kabinet, ohngefähr wie das bayerische Nationalmuseum in der Maximilianstraße: sie guckte in dieses Kästchen, in jenes Fensterchen, beäugelte da einen alten Waschtrog, dort eine vorsintflutliche Kochmaschine, hier eine mörderische Bartscheere, dort eine stimmungsvolle Klystierspritze[37] u.s.w. Am dritten Tag streckte ihr archäologisches Spezialinteresse ganz herzhaft die Fühler aus. Nun geben Sie Acht, mein verehrter Doktor: wir schlendern durch eine uralte, krumme, enge Geschäftsgasse, sagen wir die Sendlingergasse von Pompeji – wir bleiben stehen, zur Linken irgend ein alter Schnapsladen, zur Rechten eine Bäckerei, und wie wir so mitten in der Gasse stehen zwischen den tiefausgefahrenen Geleisen im Lavablockpflaster, deutet mein kleiner genialer Kamerad mit der Spitze des Sonnenschirms auf eine Skulptur im Pflasterstein (ich hatte schon meinen Stiefel daraufgesetzt) und fragte mit Augen, Mund und Geste: »Was ist das?«

Und aus mir antwortete schlagfertig, sachgemäß und höflich eine Stimme: »Das ist ein Phallus.«

Und sie darauf: – – –

Ich erlasse ein Preisausschreiben mit einer Prämie von tausend Mark für jedes Wort und fordere das gesamte belletristische und psychologisierende Deutschland auf, das Zwiegespräch sich auszudenken und ehrlich und druckfähig niederzuschreiben, das sich an meine Antwort: »Das ist ein Phallus« an Ort und Stelle zwischen Flora[38] Kuglmeier und mir geknüpft hat – und wer das Richtige trifft, der soll sofort den Preis baar ausbezahlt erhalten. Da sollen einmal unsere vielbeliebten idealistischen Familienromanziers die Probe auf ihren Scharfsinn und ihre Lebenswahrheit machen.

»Das ist ein Phallus,« sagte ich.

Und sie darauf: – – –

Dann ich: – – –

Dann sie: – – –

Und so weiter in Rede und Gegenrede mit ganz kurzen Pausen. Dauer des Gesprächs etwa sechs Minuten.

Es war Vormittags zwischen Neun und Zehn. Wir waren allein. Nur fünfzig Schritte von uns die Nasenspitze eines Aufsehers an der Straßenkreuzung. Der Himmel wolkenlos, von idealer Bläue. Über dem Vesuv ein leichtes, weißes Dampfwölkchen. Die Luft morgendlich frisch, seeduftig, reingewaschen, ozonsatt. Die ganze Natur reckte sich vor Wohlgefühl.

(In Parenthese muß ich Vergessenes mit zwei Worten gutmachen: ich habe noch nichts über die Farbe ihrer Augen, über den Klang ihrer Stimme und über das Tempo ihres Ganges gesagt, was auch von einer Archäologin zu wissen nützlich[39] und angenehm ist. Augen, die man immer auf sich gerichtet sieht, in tiefster Einsamkeit, in dunkelster Nacht, im heimlichsten Traum, die mit einem gehen durch die geräuschvolle Menge am hellen Tag und die vom Himmel grüßen, wenn am Abend die ersten Sterne leuchten. Nun raten Sie ihre Art und Farbe. Und die Stimme? Das Klangbild zu dem Farbenbild der Augen, im Klang übersetzte Seele. Nun wissen Sie die Stimme. Und der Gang? B-dur-Sonate von Schubert erstes Motiv, dann Chopin Präludium in H-moll assai lento, dann – aber Sie verraten gewiß nichts? – das üppige Geschlängel, wenn Kundry den reinen Thoren zum Kusse an sich zieht. Lassen Sie sich diese Sätze einmal vom Hofkapellmeister Levi nacheinander vorspielen – ich horte, Sie hätten Ihre Musikscheu hinlänglich überwunden, seit Sie in den poetischen Diensten des musikliebendsten Monarchen stehen? – und verwandeln Sie die Klangfiguren zur rhythmischen Plastik eines auf zwei gesunden Beinen schwebenden Frauenleibes. Unsinn! Als ob Sie sich in Ihrem ganzen Leben so etwas undefinirbar Schönes vorstellen könnten!)

Und der besprochene, als Symbol der Fruchtbarkeit u.s.w. in den Pflasterstein vor dem[40] Bäckerladen gemeißelte Phallus versetzte uns mit einem Schlag mitten in das blühende Reich römisch-griechischer Archäologie.

Wir bogen in die nächste Gasse ein, wohin uns die enorm lange Nasenspitze des Aufsehers als Wegweiser – verführte. Es war nämlich, wie sich bald herausstellte, eine sogenannte verrufene Gasse.

(In Parenthese: falls Ihre Müdigkeit oder Schamhaftigkeit Sie veranlaßt, hier die Lektüre abzubrechen, so bitte ich Sie, die folgenden Blätter ins Feuer zu werfen, damit nicht einer der unschuldsvollen Jünglinge, die in Ihrer Arbeitszelle, genannt »Tempel der schmerzensreichen Weltliteratur«, studierenswegen verkehren, Schaden an seiner reinen Phantasie oder Tugend nehme. Ich habe vorgebaut – die Verantwortung fällt auf Ihr sündiges Haupt, wenn diese Blätter Unheil stiften.)

Eine sogenannte verrufene Gasse. In der heiter vorsorglichen Venusstadt Pompeji nichts Auffallendes. Nicht einmal in München, das den h. Benno zum Schutzpatron hat.

(Neue Parenthese: Sie kennen doch gewiß auch die historische Antwort, die König Ludwig I. auf das Gesuch gab, in der guten und braven[41] Stadt München ein neues – Bedürfnishaus zu errichten? Man baue, meinte der königliche Pessimist, über die ganze Stadt ein Dach, denn sie sei ja doch schon ein einziges großes ... und so weiter.)

Pompeji war in diesem Punkt so weit voran wie unser Isarathen und doch zugleich viel sittlicher. Obgleich hier zu Lande die Feigenblätter wild wachsen, während sie in unserem nordischen Moralklima aus Blech und anderen spottbilligen Redensarten fabriziert werden, so verschmähten es die ehrlichen Alten doch, die wahre Natur auf so lächerliche Weise zu maskieren und durch ein vorgeklebtes Feigenblatt die Frage herauszufordern: Was steckt dahinter? Und während wir mit Feigenblättern und andern Tugendmaskenzeichen herumlaufen, als wäre unser Kulturleben nur ein unaufhörlicher Karneval, erhebt unser Staat ganz ernsthaft eine Steuer von der gewerbsmäßigen Lasterübung und unsere staatlich bestellten Statistiker fisteln: Schöne Maske, ich kenne dich – und halten uns die Tabellen mit der genauen Berechnung des riesigen Prozentsatzes der unehelichen Kinder u.s.w. unter die hochgetragene Tugendnase. Die organisierte Lebenslüge![42]

Ah, mein verehrter Doktor Trostberg, in unserem Pessimistenstil werden wir nicht vergessen dürfen, aus dem Feigenblatt und der Faschingsnase und den statistischen Tabellen bedeutsame dekorative Motive zu formen ...

Wunderbar, wie trotzdem dem Reinen alles rein bleibt: meinem kleinen, genialen Kameraden ist es keinen Augenblick eingefallen, die Schritte zu zögern oder sonst das angelernte, scheue Gethue unserer Damen hervorzukehren, als der Aufseher uns mit der höflichen Meldung den Weg vertreten wollte: »Entschuldigen die Herrschaften, wenn ich Sie darauf aufmerksam machen muß, daß die Besichtigung gewisser Häuser in dieser Gasse den Damen untersagt ist.« Der Aufseher folgte uns, und es entwickelte sich folgendes Gespräch:

Mein Kamerad: »Aber das Vorübergehen wird erlaubt sein?«

Der Aufseher: »Das ist es, Signora.«

Ich: »Sind die Häuser wirklich so gefährlich, selbst in ihrer Ruinenhaftigkeit?«

Der Aufseher: »Man sagt's, gewisser Freskobilder wegen.«

Mein Kamerad: »Und hat sie nie eine Dame gesehen, diese gefährlichen Freskobilder?«[43]

Der Aufseher: »Ja, auf heimliche Weise. Mir ist jedoch nur ein Fall bekannt.«

Ich: »Erzählen Sie, bitte.«

Der Aufseher: »Es war eine Russin mit kurz geschorenem Haar und auch sonst sehr männerähnlicher Tracht. Es waren mehrere Herren bei ihr. Der Aufseher – es war mein Vorgänger im Amt – wurde getäuscht. Die Dame schlüpfte mit hinein.«

Mein Kamerad: »Und welchen Eindruck hat sie empfangen? Hat man Ihnen nichts davon gesagt?«

Der Aufseher: »Doch. Man hat in Pompeji lang darüber gelacht ...«

(Hören Sie, mein verehrter Doktor Trostberg: man hat in Pompeji darüber gelacht! Die lachenden Pompejaner – die Mumien mit inbegriffen, welch' ein Bild! Bei uns hätte man Anzeige erstattet, Verhöre angestellt, Zeugen vorgeladen, Protokolle aufgenommen, Polizeiberichte an die Zeitungen verschickt, Urteile gefällt, den Aufseher davongejagt, das Haus unter Siegel gelegt oder demoliert, die Russin des Landes verwiesen, kurz, es hätte einen Mordsskandal gegeben: in Pompeji hat man gelacht! Ist das nicht klassisch?)[44]

... und das Geschichtchen ist von Mund zu Mund gegangen. Die russische Dame soll nämlich sehr enttäuscht gewesen sein. Sie hatte sich etwas ganz anderes erwartet, etwas Außerordentliches. Ärgerlich soll sie ausgerufen haben: »Und weiter ist es nichts? Das ist alles? Ce n'est que ça? ... Qu'y a-t-il d'extraordinaire? Wir Russen sind wahrhaftig pompejanischer, als diese Pompejaner!«

Mein Kamerad: »Was sind's denn für Sachen?«

Der Aufseher: »Allerhand Unzucht, nur etwas sehr natürlich. Die Inschriften sollen noch deutlicher sein, als die Bilder. Ein deutscher Professor ...«

Ich: »Mommsen.«

Der Aufseher: »Ja, der Signor Mommsen, hat alle Inschriften mit der größten Genauigkeit abgeschrieben; jetzt kann man sie in Deutschland in einem gelehrten Buche lesen; das ist nicht verboten. Die Bilder hat man auch kopiert. In Neapel kann man die Photographieen kaufen; die sind aber eigentlich verboten. Sie sind auch sehr teuer.«

(Auf meine vertrauliche Anfrage, unterstützt durch ein Trinkgeld, hat mir der Aufseher hernach[45] die Adresse des neapolitanischen Photographiehändlers vertraulich mitgeteilt.)

Als wir uns vom Aufseher und seiner verrufenen Gasse mit vieler Rührung verabschieden wollten, bekamen wir noch ein charakteristisches Abenteuer in den Kauf. Auf der Schwelle des letzten anrüchigen Hauses – es duftete aber gar nicht nach Pöckelfleisch oder anderem Schweinernen, sondern roch ganz lieblich nach den würzigen Kräutern, die wild in den Mauerrissen blühten und ihre weißgelben Blumen im Morgenwinde schaukelten – saß ein schwarz gekleideter, hagerer Mann mit dem Rücken gegen die Holzthür, nach seinem ganzen Habitus ein puritanischer Geistlicher irgend einer englischen Religions- und Sittenverbesserungsgesellschaft. Was will der Mensch dort? fragte ich blinzelnd und mit den Blicken deutend den Ausseher. Worauf dieser sich begnügte, mit Blicken und Gesten zu antworten und etwas durch die Zähne zu murmeln, was etwa sagen wollte: Ein verrückter Engländer, der freiwillig den Wächter spielt und die Besucher haranguiert, dem Ort des Verderbens fern zu bleiben.

Darauf müssen wir die Probe machen, dachte ich. Mit raschem Mienenspiel – das lernt sich[46] schneller in Neapel, als das Volapük – verständigte ich den Aufseher, nahm meinen kleinen, genialen Kameraden beim Arm und schritt mit ihm auf die Thür zu. Wie von der Tarantel gestochen, schnellte mein Engländer auf, stemmte den Rücken gegen die Thür, und breitete die Arme aus und mit einem Gesicht, in welchem sich Entrüstung. Bitte, Drohung, Entschlossenheit bis zum Äußersten malten, sprach er in unverfälschtestem Englisch-Italienisch: »Um Gottes Barmherzigkeit, was suchen Sie in diesem Vorhof der Hölle, in diesem Pfuhl schandbarer Lüste?«

»Ein paar verblaßte Bilder, unschuldige Kunstwerke eines lustigen altpompejanischen Wandmalers,« entgegnete ich und machte Miene, den frommen Cerberus wegzudrücken.

»O Herr, ich beschwöre Sie beim Seelenheil Ihres holden Weibes, fordern Sie hier nicht Einlaß, verzichten Sie auf den Anblick dieser heidnischen Teufelswerke; Ihr Auge könnte nicht mehr mit reinem, beseligendem Blicke auf Ihrem jungen Weibe ruhen ...«

Meinem jungen Weibe! Wie mich dies Wort seltsam schüttelte![47]

Flora Kuglmeier zupfte mich am Ärmel. Nie habe ich in ein lieblicher errötendes Antlitz gesehen. Mit einer schnellen Biegung des Kopfes entzog mir ihr breitschattender Strohhut das süße Gesicht. Ich sah nur ein Stückchen Hals und Nacken, leicht gebräunt, mit einem Kranz gekrauster, wilder Haare, über die ein aschblonder natürlicher Lockenbüschel handbreit hinabfiel. Wie das sonnig schimmerte und duftete! Fürwahr man hätte mir alle Schätze – Indiens, sagen die Romanphrasenmacher – alle Schätze der Reichsbank und des Juliusturms anbieten dürfen, jetzt diesen herzerquickenden Anblick mit der Betrachtung der klassischen Wandklexereien zu vertauschen, ich hätte den Tausch ausgeschlagen. Naturalia non sunt turpia und in der Kunst und Kunstbetrachtung gibt's nichts Obszönes, allein der fanatisch-heilige Thürsteher hatte Recht: alle venusischen Schilderungen der Alten wiegen die Wonnen eines lebendigen, holden, deutschen Weibchens nicht auf.

Wir schlugen uns um die Ecke. In der Nähe war das neue Ausgrabungsviertel. Gestern hatte zu Ehren eines hohen fremden Gastes die Bloßlegung eines Hauses stattgefunden. Wie in Deutschland die hohen Herrschaften einem Gaste von[48] Distinktion eine Jagdpartie anbieten, wird hier von den Behörden einem fremden Besucher von Rang eine Ausgrabungspartie auf das Ehrenprogramm gesetzt. Wir traten in das zuletzt bloßgelegte Haus. Wie da noch die Wände frisch glänzten, die Farben kräftig leuchteten! Und das Vergnügen, zu den Ersten zu gehören, welche an dem frisch Ausgegrabenen herumrätseln dürfen! Es war offenbar eine Weinwirtschaft gewesen. Heda, Padrone, eine Flasche Falerner! Ja, vor achtzehnhundert Jahren hätten wir nicht umsonst gerufen. Der Padrone war leider nicht mehr zu haben. Sie hatten gestern sein Gerippe zusammengelesen und ins Museum geschleppt.

Und jetzt eine Probe der eminenten archäologischen Begabung meiner Flora Kuglmeier. Ich hatte ihr aus der Anordnung des Gemaches, den Löchern für die Amphoren, den marmornen Schenktischen, die auf der einen Seite ein Gesimse für Flaschen und Krüge, auf der andern eine Vorrichtung zum Kochen und Warmhalten der Getränke haben u.s.w. den Schluß auf die gastgeberische Bestimmung des Ortes erklärt. Auch die Wandgemälde standen dazu in entsprechender Beziehung.

»Also eine Weinschenke, eine Kneipe, nichts[49] weiter?« fragte sie. Dabei musterte sie aufs neue die Bilder.

Plötzlich: »Da sehen Sie einmal diese blaue Wand, durch bebänderte und bekränzte Stäbe in Flächen eingeteilt und in den Ecken dieser Flächen je drei Kugeln. Wie deuten Sie diese Dekoration?«

Ich erwiderte: »Das ist ein beliebiges Verzierungsmuster ohne tieferen Sinn.«

Darauf sie mit schelmischer Überlegenheit: »Sie sind bald mit Ihrem Latein zu Ende. Das ist gar kein beliebiges, das ist ein sehr bestimmtes Muster von lokaler Bedeutung. Aller Schmuck und Zierat hat Beziehung auf Gebrauch und Umgebung.«

Ich stutzte: »Sie werden doch nicht in diesen Stäben ...«

»Billardstöcke und in diesen Kugeln Billardkugeln erkennen wollen?« spottete sie. »Freilich will ich das. Dieser Raum war nicht bloß eine Kneipe, er war auch ein Billardsaal ...«

Ich klopfte ihr auf die Schultern und lachte: »Das haben Sie brav gemacht. Ein Billardsaal ...«

»Lassen Sie mir nur ein wenig Zeit und ich[50] werde Ihnen das Nebengemach als, wie sage ich nur gleich ... als ...«

»Als Klavierzimmer oder Gesellschaftssaal mit weiblicher Bedienung und einem Pianino in der Ecke nachweisen – nicht wahr?«

»Nein, für so unvernünftig und unkünstlerisch halte ich die Alten nicht. Villard, ja. Aber das Pianino kannten die Alten nicht, und hätten sie's gekannt, würden sie's polizeilich unterdrückt haben an den Orten, die zur Freude und nicht zur Marter bestimmt waren. Nur die modernen Kulturvölker sind so blödsinnig, was zur Freude geschaffen, bis zur größten Unlust und Schinderei zu übertreiben. Die glücklichen Pompejaner wußten nichts von der Klavierpest. Sie wußten auch nichts von unserer Schultyrannei. Ein griechisches Gymnasium war ein Ort der Lust, ein deutsches Gymnasium ist eine Hölle dagegen; ich hab's jahrelang an meinem Bruder beobachtet. Wir lernen von den Alten hauptsächlich nur, um unsere Dummheiten klassisch zu beschönigen.«

In dieser Weise ließ sie noch lange ihrer Laune die Zügel schießen. Unbewußt führte sie mit allerlei Einfällen die altertümelnden Schriftgelehrten und Klügler und Nachahmer ganz ergötzlich ad absurdum.[51]

»Und jetzt einen Schritt ins Tablinum, verehrte Zeichendeuterin!«

»Sagen wir auf deutsch Wohnstube,« übersetzte sie sofort.

Das war nun freilich etwas voreilig. Allein ich wollte ihr die Freude der freien Übertragung nicht durch pedantische Schulmeisterei verleiden. Ich ließ mich daher zu einem Kompromiß herbei – mein archäologisches Gewissen hielt sich mäuschenstille, ach, selbst das Gewissen wird weit und galant einem solchen herzigen Geschöpf gegenüber! – und bemerkte: Sagen wir lieber die sogenannte »gute Stube« auf Berlinisch, denn das Wohn- oder Familienzimmer lag bei den Pompejanern ganz im Hintergrunde des Peristyls und hieß Ökus; die Alten hielten darauf, ihr Familienleben sorglich von der Berührung mit der Welt abzuschließen.

»Das war brav von den Alten, das gefällt mir,« sagte sie.

»Wieder ein hübsches Bild, ein Lieblingsmotiv der Pompejaner, nach den zahlreichen Wiederholungen zu schließen.«

»Die verlassene Ariadne? Es scheint, daß diese Skandalgeschichte in der alten Welt Sensation gemacht hat. Bei uns ist dergleichen etwas[52] Alltägliches. Ein simples Leutnants-Abenteuer. Welcher Backfisch hat bei uns nicht schon seinen Verzweiflungs-Moment der verlassenen Ariadne gehabt, oder gleich eine Serie von solchen Momenten, bis sich der tröstende und heiratsmutige Dionysos in Gestalt eines begüterten Spießbürgers eingefunden ... Ein passables Mädchen, diese Ariadne – aber der Held ist ein fader Geck. Und diese spaßhafte Ausrüstung: ganz nackt mit einem kolossalen Helm auf dem Kopf. Bei den Griechen findet man so etwas erhaben; ein Neger aber mit einem Cylinderhut erscheint bodenlos lächerlich. Finden Sie einen Unterschied? Ich nicht. Der Tochter des Minos ist übrigens recht geschehen. Warum mußte sie sich mit diesem Hanswurst einlassen. Die Männer sind ja im allgemeinen so feig.«

»Aber, aber!« drohte ich.

»Muß man sich nicht zu jedem angeführten oder sitzengebliebenen Mädchen einen elenden Durchbrenner als Pendant denken?«

»Was würden Sie der armen Ariadne raten, wenn sie nun erwacht und ihre trostlose Situation übersieht?« fragte ich listig.

»O, das ist sehr einfach: ich würde ihr raten, zunächst ein bischen zu tanzen, um ihre verrenkten[53] Glieder wieder in Ordnung zu bringen – sie liegt ja so schlecht, sehen Sie nur, es sind ihr gewiß auch die Beine eingeschlafen – und dann soll sie dem sauberen Helden eine Nase drehen und sich selbst auslachen. Wenn sie das nicht vermag, soll sie sich wieder hinlegen und schlafen bis zum jüngsten Tag.«

»Aber dann hätte ja der gute Dionysos nichts zu trösten gehabt!«

Ein ganz besonderes Vergnügen bereiten meinen genialen Kameraden die Wandinschriften, die Dipinti und Sgraffiti. Die Elemente des Lateinischen sind ihr geläufig, da sie ihrem jüngeren Bruder auf Lateinschule und Gymnasium bei Fertigung der Hausaufgaben fleißig helfen mußte, um den Faullenzer vorwärts zu bringen, und ihre vollkommene Beherrschung des Französischen und Italienischen weiß sie mit feinem Sprachinstinkt auch für die Entzifferung antiker Inschriften nutzbar zu machen. Reicht's nicht, spring' ich mit den Resten meiner Schulgelehrsamkeit zu Hilfe. Im Korridor der Casa dell' Orso haben wir lange nach dem Original des bekannten Doppel-Distichons gesucht, das in jedem Pompeji-Führer steht und von Roßmann so verdeutscht wurde:[54]


Liebende herbei! Ich will

Venus einige Rippen brechen,

Ihrer Schenkel Götterkraft

Will ich mit dem Knüttel schwächen!

Kann sie mir das Herz zerreißen,

Kann ich ihr den Kopf zerschmeißen.


Wir fanden's nicht. Dafür das andere:


Binde den Wind hier an, wer da Liebende schilt; er verbiete

Munter springendem Quell, daß er zu Thale enteilt.


Ist das nicht ganz reizend? Später hatten wir das seltene Finderglück, ein Distichon einzuheimsen, das allen seitherigen Sammlern entgangen zu sein scheint. Ich bin so freigebig, es Ihnen im Originaltext zu verehren:


Qui quidem amat, vivit; moritur qui nescit amare,

Bis morietur qui saevus amare vetat.


Drei Worte waren nicht mehr leserlich, ich habe sie aus Eigenem ergänzt – und ich will's um des hübschen Inhalts willen gern auf mich nehmen, von Ihnen ausgelacht zu werden, wenn ich gestümpert oder ganz daneben geschossen habe. Ich bin ja so wenig ein Dichter wie ich ein geborener Lateiner bin. Aber diese Todesdrohung für den, der nicht zu lieben versteht – gibt das nicht zu denken? Und ich will leben, langes,[55] reiches, lebendigstes Leben leben! Wie fang' ich's an? ...

Es klopft an der Wand. Das verabredete Zeichen.

Gleich, gleich. Ich bin bereit, meine süße, unvergleichliche Flora.

Ich grüße Sie mit meinen heitersten Grüßen, verehrter Freund und Doktor Trostberg. Fürchten Sie als guter Deutscher Gott und sonst nichts auf der Welt. In wenigen Monaten werde ich Sie in der Heimat wieder sehen. Betrachten Sie inzwischen diesen Brief, mit dem ich mir und hoffentlich auch Ihnen eine rechte Freude gemacht, als ganz vertrauliche Mitteilung. Empfangsbestätigung, Danksagung, goldene Busennadel, Photographie u.s.w. erbitte innerhalb vier Wochen postlagernd Palermo.

Ich unterzeichne in Eile und schleudere die Feder fort. Flora –

Joseph Zwerger.

Quelle:
Michael Georg Conrad: Was die Isar rauscht. 2 Bände, Band 2, Leipzig [o. J.], S. 1-56.
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