4.

[164] Wenn der Weißdorn blüht –

Wenn der Weißdorn blüht,

Wird's mir so helle im Gemüt! ...

Flugs fließt mein Blut,

Und es sprießt mein Mut,

Als wäre die Welt mein eigen!

Wenn der Weißdorn blüht,

Wenn der Weißdorn blüht

Und die leuchtenden Büsche sich neigen:

Dann die Brust mir schwillt,

Und die ungestillt

Im winterlich schweren Schweigen:

Die Sehnsucht breitet die Arme aus,

Und die ganze Welt ist mein Vaterhaus,

Soweit die Auen lenzen ...

Wenn der Weißdorn blüht –

Wenn der Weißdorn blüht

Und die Mägdlein mit Veilchen sich kränzen,

Dann kennt mein Schwärmen kein Grenzen ...

Dann kennt mein Schwärmen kein Grenzen ...

Quelle:
Hermann Conradi: Gesammelte Schriften, Band 1: Lebensbeschreibung, Gedichte und Aphorismen, München und Leipzig 1911, S. 164-165.
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