Bey höchst- sehn- und erfrewlicher Ankunfft beider ChurFürst. Durchl. in dero Hertzogthum Preussen und Residentz-Stadt Königsb.

[240] 1655.


Warumb trug in diesen Tagen

Sich die Sonn' als eine Braut?

Warumb ward ihr güldner Wagen

Ohn Gewölcke fast geschawt,

Da die Wage doch die Nacht

Eben gleich dem Tage macht',


Und gemein nur fauler Regen,

Trawigkeit und Unlust führt?

Warumb ward da allerwegen

Eine Vorjahrs-Lufft gespürt?

Was verjüngte sich die Weldt?

Schaffest du es nicht, O Held,


Churfürst, dieser Zeiten Sonne?

Dieses ist dir fast gemein,

Denn kömpst Du, so kömpt auch Wonne

Und ein ungewohnter Schein,

Wie es war, als dieses Land

Deine Herrschaft erst empfand.


Dabey noch in dreyen Wochen

Durch des Herbsts betrübte Zeit,

Keiner Sonnen-Glantz gebrochen

Der Gewölcke dickes Kleid,

Man ward deiner nur gewahr

Stracks ward alles hell und klar.
[240]

Lufft und Himmel musten lachen,

Anzudeuten, daß du hier

Alles würdest frölich machen,

Und daß ihrem Bilde, dir,

Sonn' und Himmel und sein Heer

Mehr als andern günstig wär.


Jetzt an dieser Sonnen-Kertzen,

Die gleich als verliebt gebrant,

Wird der Tag, der unsern Hertzen

Auffgeht, weil du kömpst, erkant,

Die bißher gewesen sind

Finsternüß, bewölckt und blind,


Und mit einer Nacht umbgeben,

Die kein Mensch beschreiben kan.

Zwar O unser Stern und Leben,

Seit daß du dich weg gethan,

Sind nur umb uns allezeit

Schatten öder Trawrigkeit.


O wie ist von allen Orden,

Eh' uns noch der Krieg erschreckt,

Doch dir nachgeseufftzet worden,

Nichts hat Lust bey uns erweckt,

Nichts kam recht an unsern Sinn,

Alles war nur oben hin.


Und wie groß war mein Verlangen!

Wie bin ich so mannig mal

Hie das Schloß hinauff gegangen,

Trawrig war es überall

Und von Spinnen gantz bewebt,

Auch wo du zuvor gelebt.


Wo sind, sprach ich, nun die Frewden

Und der Trommten Lust-Gesang,

Welcher von den nechsten Heiden

Von den Städten wieder klanck?

Alles Volck, die Pracht und Zier,

Die sich vormals regt allhier?


Aber als die Mosowitten

Biß in Pohlen ungeschewt,

Ja biß Wild' und Cawen ritten,

Als so viel verjagter Leut'

Her sich machten, Brand und Schwerdt

Ihre Städt' hat umbgekehrt,


Und die Rechnung war zu machen,

Ihr Fall würd auch uns bestehn,

In den wilden Krieges Rachen

Musten wir nun alle gehn,

Sebel und Gefängnüs-Pein

Würd' auch unser Außgang seyn:


Wo war damals Raht zu finden?

Ach! man sah' auff Gott und Dich,

Sonst must' Hertz und Hoffnung schwinden,

Hierauff gründet alles sich,

Wie ein Schiff in Nöthen fest

Auff den Ancker sich verläst.


Was wir schrien aller Enden,

Warumb Gott ersucht ward, war,

Daß er Dich doch wolte senden,

Abzukehren die Gefahr,

Hieran bloß ward Tag und Nacht

Und ohn Unterlaß gedacht.


Dein Verzug hat uns gekräncket,

Daß wir Krafftloß worden sind,

Wie ein Graß sich niedersencket,

Das nicht Regen hat noch Wind,

Kompst Du, Unser Trost, nicht schier?

Und wo bleibst Du? ruffen wir.


Schaw, wie geht es Wild und Cawen,

Beydes schwimmt in seinem Blut,

Wird man uns auch niederhawen

Und Dein nicht geringes Gutt,

Das nicht wenig Zier und Pracht

Deinem Hause hat gebracht?
[241]

Und du solst nach uns nicht fragen,

Wird es zu entschulden seyn?

Was wird alle Nachwelt sagen

Bey der Asch' und dem Gebein

Aller deinen? seum dich nicht,

Du O unsre Zuversicht!


Nun du hast es, Herr, vernommen,

Maß und Zeit sind dir bekandt,

Wie und wenn du an solst kommen,

Wenn wir unsers Elends Stand

Recht empfinden, eilest du

Und gewehrst uns Schutz und Ruh.


Wie auff finstrer Nächte grawen

Und auff vielen Donnerschlag

Sich die Sonne lässet schawen

Und bringt einen schönen Tag,

Der uns krönt mit Lust und Zier,

Also bist du, ChurFürst, hier.


Nun sind wir der Angst entbunden,

Unser Leben und Gestalt

Hat sich wieder eingefunden,

Gram und Furcht sind in den Wald,

Die Gefahr und alles Weh'

Auff die Wellen und die See.


Sey gegrüßt, du Trost in Nöthen,

Unsre Zuflucht, unsre Ruh!

Unsre Mawer, Schild, Musqueten,

Schwerdt und Schirm sind Gott und du,

Hundert tausent helffen sehr,

Diese Heeres-Krafft hilfft mehr.


Komm zu uns mit solchen Waffen,

Welche Gott gesegnet hat,

Ich verheisse, du wirst schaffen

Was dein Wunsch will oder Raht,

Und fürwahr kein Wiederstand

Wird bestehn für deiner Hand,


Alles wird beängstigt fliehen,

Denn es wird vor deinem Heer

Bleiche Furcht und Schrecken ziehen,

Nur daß deine Gegenwehr

Wider alle Macht und List

Einig Gott sey, wie Er ist.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 2, Halle a.d.S. 1937, S. 240-242.
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