Unterthänigste gedoppelte Trew und Frewde bey dem höchsterwünschten Gebuhrts-Tage Sr. Sr. Churfürstl. und Chur-Printzl. Durchl. Durchl. zu Brandenb. Hn. Hn. Friederich Wilhelmen und Carl Aemyls in Preussen etc. etc. etc. Hertzogen etc. etc. etc. Unsers gnädigsten Churfürsten und Chur-Printzen den 6/16. Horn. 1658 gehorsambst bezeigt und erwiesen

[257] Für den Händeln und Geschäfften,

So die Friedens-Stifftung macht,

Darauff Du mit allen Kräfften,

Hoher Churfürst, bist bedacht,

Merckest Du vieleicht auch nicht,

Daß Dein schöner Tag anbricht.


Der auff Dich allein wil zielen,

Sich zu Dir mit Frewden lenckt,

Weil er Dich und Carl Aemilen

Uns und dieser Welt geschenckt

Und erfoddert, daß man wol

Seine Feyer halten sol,


Die er schwerlich wird erhalten

Für der Ungelegenheit,

Die Du, Herr, must lassen walten,

Ob sie deine Lebens-Zeit

Ohn' Ergetzung gleich verzehrt

Und die Lust in Unlust kehrt.


O der hochbetrübten Stunden,

Welche Du ohn' Ende spürst!

Was für Frewd' hast Du empfunden,

Seit daß Du die Herrschaft führst,

Die Du unter schwerer Last

Anfangs stracks empfangen hast!


Warumb wird nach solchen Ehren

Offt durch vieles Blut gestrebt?

Daß man seine Ruh zu mehren

In gewisser Hoffnung lebt,

Und ihm stets die Rechnung macht

Nur von eitel Lust und Pracht.


Denn nach Arbeit, Müh' und Plagen

Ringt fürwar kein weiser Mann.

Ob von Deinen guten Tagen

Viel ein ander melden kan,

Ich erkenn' umb dich bißher

Nichts als Sorgen und Beschwer.


Ob Dich Gott also wil üben

Und hat diese Satzung Dir

Bald von Anbeginn geschrieben,

Oder ist die Schuld allhier

Deiner Trew, die, niemals still

Nichts verseumen so und wil.


Herr, sol dieser Zwangk der Zeiten,

Der kein gutes lässt entstehn,

Dieses Würgen, dieses Streiten

Nicht ohn Ablaß vor sich gehn

Und zugleich nicht alles Land

Sol verheert seyn und verbrandt,


So must Du auff Mittel dencken,

Wie der Streit werd' abgethan

Und die Hertzen seyn zu lencken

Auff die stille Friedens-Bahn,

Wie Gerechtigkeit und Trew

Wieder auffzurichten sey.


Aber wo bleibst Du indessen?

Gehst Du nicht darüber ein,

Wenn Dir schmeckt nicht Tranck noch Essen?

Deine Kräffte sind nicht Stein,

Welcher sich doch endlich auch

Abnützt durch zu vielen Brauch.
[258]

Wenn nun deiner Weißheit Gaben,

Deine grosse Thätigheit

Wird den Fried erworben haben

Und gestillt den wilden Streit,

Und wir wollen denn an Dir

Sehen unsre Lust und Zier,


Deiner erstlich recht geniessen,

Wirst Du vor dem Alter alt,

(Gott verhüt' es) klagen müssen,

Seyn von Kräfften und Gestalt,

Da Du, thewrer Held, alsdann

Uns erst werden soltst ein Mann.


Und was ist darauff zu wenden?

Wer macht Dir die Kosten gut?

Wird sie Tagus wieder senden

Oder Hermus reiche Fluth?

Oder kommen über Meer

Schiff' aus Ophir wieder her?


O daß Mars läg' in der Helle,

Der so gern die Degen wetzt,

Und der Ehrgeitz, sein Geselle,

Der die Welt zusammen hetzt

Und hierzu empört, wenn gleich

(Köntt' er nur) auch Plutons Reich,


Und die Augen nicht kan weiden,

Ohn wenn Schul' und Kirchen stehn

Gleich den abgebrandten Heiden,

Nirgends sicher ist zu gehn

Und ein Land nicht Dorff noch Stadt

Für dem Schwerd mehr übrig hat.


Nun dieß sey dahin gestellet.

Gott indessen helffe Dir,

Weil Dein Werck Ihm wolgefället,

Such' und rette seine Zier,

Die durch güldnen Fried' allein

Wil und muß befordert seyn.


Und verzeih' es meinen Trewen,

Daß ich diesen wehrten Tag

Fern biß in die Marcke schreyen

Und ihn hie begehen mag,

Welcher billig auch bespricht

Umb die Feyer mein Geticht.


Daß ich hier in Ruh kan singen

Und das wilde Mord-Geschrey

Nicht wie vormahls that erklingen,

Rührt von Gott und Deiner Trew,

Welche, Herr, mit aller Macht

Uns zu kröhnen ist bedacht.


Hierzu kömpt, daß Dein Gemüte

Meines newlich hoch gelabt

Und aus sonderlicher Güte

Mit dem Felde mich begabt,

So mein Alter hat begehrt,

Nun mich Kranckheit offt beschwert.


Dieses, hoff' ich, sol mir geben

Mein geringes Stücke Brod

Und der Sorgen mich entheben,

Wenn dieß Land nur seiner Noht

Durch die güdne Sicherheit,

Wie wir wünschen, sich befreyt.


Herr, für solche hohe Gnaden

Wolle Gott, dein wahres Theil,

Dich hinwiederumb beladen

Mit dem Segen, dessen Heyl

Uberschwemme diese Zeit

Und fliess' in die Ewigheit.


Lebt durch Gottes Güte beyde

Du, Herr, und dein Carl Aemil!

Dieser Tag gebehr' Euch Frewde,

Diesen stillt sein Ritterspiel,

Das Ihm jetzt schon wird gemein,

Künfftig ernst dadurch zu seyn.


Dich erfrewen die Carthaunen,

Die man brauchet in der Schlacht,

Und der Klangk der Heer-Posaunen,

Welcher Muth zu kriegen macht,

Diesen fügt sich brünstig bey

Auch das süsse Hoffgeschrey.


Alles wil in Liebe streiten,

Alles brennet von Begier,

Was thut Preussen? Meine Seiten

Zeigen seine Stimme Dir,

Wenn der Frost, der so ergrimmt,

Ihr nur nicht die Krafft benimmt.
[259]

Doch für allen, was Dich bindet,

Ist Louysa, Deine Ruh,

Zu der Schnur, die Sie Dir windet,

Darff nicht Gold noch Perlen zu,

Ihre Thränen sind die Reih

Perlen, Gold ist Ihre Trew.


Ist denn Friedrich außzuschliessen,

Friedrich das gewünschte Pfand?

Er wird seinen Vater küssen,

Seiner zarten Arme Band

Wird dem Bruder, wie ich mein',

An stat Schnur und Wunsches seyn.


Bleibt in Wolfahrt allzusammen,

Seht mit allzeit besserm Glück

Dieses Tages lichte Flammen,

Seyd des Segens Meisterstück

Und mit Himmels Gunst begabt,

Welchen Ihr zum Ursprung habt.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 2, Halle a.d.S. 1937, S. 257-260.
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