Christliches Trost-Lied

Dem Ehrenvesten vnd Vorachtbaren

Hn. Joachimo Schultzen

Churfl. Durchl. zu Brandenb. Märckischen Ambts Rath, etc. Bey dem kläglichen Todsfall, da dessen ältester Sohn Crispinus in seiner besten blüth, vnd als Er seiner Eltern vnd jedermans Gunst vnd liebe, wegen sonderlicher Gottesfurcht Sitsamkeit vnd fleissigen studirens auff sich gewendet, den 28/18 Julij Anno 1639. auff dem Ambt Rein in Preussen, frühe mit der Sonnen Auffgang im Bette eben aus dem Schlaff erwachend, gantz vnverhofft von Heinrich Elvern, ohne einige gegebene vrsach, im ersten Stich, mit einem Degen ermordet, vnd jämmerlicher vnd vnerhörterweise zerhawen, der Herr Vater zugleich auch tödlich mit verwundet, aber durch Gottes gnade vnd angewandtem Fleiß des dazu verordneten Churfürstl. Leibes Medici, Herrn D. Helwigen Dieterichs glücklich curiret worden

Aus mitleidendem Gemüthe mit 5 Stimmen, nach der Melodey des 6. Psalms D. Amb. Lobwassers gesetzt

von Johanne Stobaeo Grudentino Borusso.


Was? soll ein Christ sich fressen,

Vnd nur sein Leid ermessen,

Nicht auff den Herren sehn?

Den aus dem Creutze schliessen,

Ohn welchen, wie wir wissen,

Kein Vnglück kan geschehn?


Ohn Gott vermag vns allen

Kein Härchen zu entfallen,

Kein Finger weh zu thun,

Er kan nicht mehr als wachen

Für seiner Herde Sachen

Wie vormals so auch nun.


Solt Er es anders meynen

Als gut mit vns den seinen?

Das gläub ich ewig nicht:

In Trübnüs vns verlassen

Vnd vnbarmhertzig hassen,

Ist wider seine Pflicht.


Er weiß sich anzustellen,

Als stürtz Er vns zur Hellen,

Vnd wer vns spinnen-feind,

Bleibt doch in allen Nöhten,

Ja möcht Er vns auch tödten,

Der allerbeste Freund.


Er kan mit tausent Leiden

Sich so vnd so verkleiden

In wilder Löwen Haut,

Ist aber trew an Sinnen,

Vnd wird bey jhm von innen

Ein Vater-hertz geschawt.


Mit vnbekandten wegen

Ist Er vns überlegen,

Seyn Rath kömpt vns nicht bey,

Doch bleibt sein weiser Handel

Vnd vnerforschter Wandel

Von allem Tadel frey.


Er pflegt nur seinen Frommen

So grawsam vorzukommen,

Wer weiß es was Er sucht?

Er leitet vns zum guten,

Vnd helt durch scharffe Ruten

Vns in der Kinderzucht.
[28]

Drumb, o betrübte Seelen,

Schawt aus den Trawer-Hölen

Auff seines Trostes Liecht,

Dem, der euch hat gequählet

Vnd wund geschlagen, fählet

Es auch an Hülffe nicht.


Bedenckt was dort geschrieben,

Vns, die wir Gott recht lieben,

Nutzt alles Creutz und Pein,

Das Leid muß vnsre Wonne,

Der Regen vnsre Sonne,

Der Todt das Leben seyn.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 26-29.
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