Creutz- und Trost-Liedchen

Dv sahest, Gott, auff meines Wandels Pfadt,

Jetzt bin ich nun des eiteln Lebens sat,

Ich ward verfolgt durch grosse Müh vnnd Noht

Von Jugend auff bis jetzt an meinen Todt,

Wie ich geseufftzt, wenn Vnglück mich berant',

Ist besser dir als mir, mein Gott, bekant.

Ich hatte viel Bekümmernis im Hertzen,

Dein Trost hat mich erquickt in allen Schmertzen.


Voraus hat mir der Sünden wilde Macht

Gar manchen Trutz vnd Mord-Stich beygebracht,

Sie drang mir offt bis gar durch Marck vnd Bein

Vnd ließ an mir nicht viel gesundes seyn.

Die Seele ward zur Erden gantz gebückt

Für jhrer Last die vnerträglich drückt,

Ich hatte viel Bekümmernis im Hertzen,

Dein Trost hat mich erquickt in allen Schmertzen.


Der Todt nahm auch dazu mich in gewalt,

Vnd schreckte mich mit scheuslicher Gestalt,

Er zeigte mir das heslich Angesicht,

Da war kein Fleisch und keiner Augen Liecht,

Dies, sprach er: wirst du seyn mit Haar vnd Haut,

So bald du die Verwesung nur geschawt.

Ich hatte viel Bekümmernis im Hertzen,

Dein Trost hat mich erquickt in allen Schmertzen.


Die Helle ward zuletzt mir auffgethan.

Dies, sprach man: ist die breite Sünden-bahn

So du geliebt, ich hört' auch schon dabey

Von vnten her der Seelen Mord-geschrey,

Da nahm ich, Herr, zu dir hin meinen Lauff,

Vnd du nahmst mich in deinen Himmel auff.

Ich hatte viel Bekümmernis im Hertzen,

Dein Trost hat mich erquickt in allen Schmertzen.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 3, Halle a.d.S. 1937, S. 134-135,138.
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